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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ausgesetzt sind, wenn sie über nicht schiffbare Stromschnellen hinweggeschafft werden müssen.
    In ihrer Mitte erhebt sich ein Mast, der von einem Stag und zwei Rüstleinen gehalten wird, die ein viereckiges Segel tragen, das bei Rücken-und selbst bei günstigem Seitenwinde zu gebrauchen ist. Eine Art Pagaie, die gleichzeitig als Steuerruder dient, wird von dem Schiffer gehandhabt.
    Der vordere Theil des Fahrzeuges, vom Maste bis zum Bug, ist ganz unbedeckt. Dieser Theil dient als Aufenthaltsraum am Tage und als Schlafraum in der Nacht für die meist aus zehn Indianern, einem Führer und neun Leuten, bestehende Mannschaft.
    Der hintere Theil, vom Maste bis zum Achter, ist mit einer Art Deckhaus versehen, mehr einem Dache ähnlich, das mit Palmenblättern, die an aufrechtstehenden Bambusstäben befestigt sind, bedeckt wird.
    Dieses Deckhaus dient den Passagieren als Cabine. Es enthält die Lagerstätten – einfache Esteras, die über trocknem Stroh ausgebreitet sind – die Küchen-und Tischgeräthe, den kleinen Kochofen zur Bereitung der Speisen, vielfach der unterwegs erbeuteten Jagdthiere oder der von Bord aus gefangenen Fische. Der Raum kann nur mittelst herablaßbarer Matten in mehrere Theile geschieden werden, denn er nimmt von den zehn bis elf Metern, die das Fahrzeug mißt, nur fünf bis sechs Meter Länge ein.
    Die Piroguen des Orinoco werden mit dem Namen Falcas bezeichnet. Bei günstigem Winde fahren sie unter Segel, doch auch dann nur recht langsam, denn sie haben zwischen den zahlreichen Inseln, womit der Strom durchsetzt ist, oft eine sehr mächtige Strömung zu überwinden. Fehlt es an Wind, so fährt man entweder in der Mitte des Flußbettes mit Hilfe der Bootshaken oder dicht am Ufer mit Hilfe von Schleppleinen weiter.
    Unter Bootshaken versteht man hier gleichzeitig die Palanca, eine Gabelstange, deren sich die Leute am Vordertheil bedienen, und den Garapato, einen festen Bambusstab mit Haken, den der Schiffer auf dem Hintertheile regiert.
    Die Schleppleine, Espilla genannt, ist ein leichtes Kabel aus sehr elastischen Fasern der Chiquichiquipalme gesponnen, gewöhnlich von hundert Fuß Länge und dabei so leicht, daß sie auf dem Wasser schwimmt. Man schafft sie, wo es nöthig erscheint, ans Ufer, befestigt sie an einem Baumstamm oder einer Wurzel und zieht sich vom Boote aus an ihr weiter hin.
    Das ist also die Einrichtung einer Falca, die zur Beschiffung des Stromes auf seinem Oberlaufe dient, und der man noch zwecks Benutzung der Espilla, ein kleines Boot anhängt, das in der Indianersprache Curiare heißt.
    Mit dem Führer einer solchen Pirogue müssen die Reisenden verhandeln, und der Miethpreis richtet sich hier nicht nach der Länge der zurückzulegenden Strecke, sondern nach der Zeit, die das Fahrzeug benutzt wird. Die zu zahlende Entschädigung wird dabei für den einzelnen Tag festgestellt. Es könnte wohl auch nicht anders sein. Die Fahrt auf dem Orinoco erleidet ziemlich häufig Verzögerungen, entweder durch plötzliches Hochwasser, durch stürmische Winde oder durch Stromschnellen, die das Fahrzeug zurückwerfen, wie durch die Schwierigkeiten des Landtransports, der da, wo man gar nicht weiter fahren kann, nöthig wird. Eine Reise, die vielleicht in drei Wochen zurückzulegen ist, erfordert wohl gleich die doppelte Zeit, wenn gar zu ungünstige Witterungsverhältnisse herrschen. Deshalb würde sich auch kein Schiffer verpflichten, seine Fahrgäste von Caïcara entweder nach der Mündung des Meta oder nach San-Fernando in einer vorausbestimmten Zeit zu befördern. Unter solchen Umständen mußte hier also mit indianischen Banivas verhandelt werden, die den Reisenden denn auch zwei Piroguen zur Verfügung stellten.
    Herr Miguel war so glücklich, einen sehr erfahrenen Stromschiffer zu wählen. Es war ein Indianer, namens Martos, ein vierzigjähriger, kräftiger und intelligenter Mann, der für seine Mannschaft, neun tüchtige, mit der Handhabung der Palanca, des Garapato und der Espilla vertraute Eingeborne, mit seinem Worte einstand. Der Tagespreis, den er forderte, mochte wohl hoch erscheinen, wem wäre es indeß in den Sinn gekommen, darum zu feilschen, wo es sich um die Lösung der wichtigen Guaviare-Orinoco-Atabapo-Frage handelte!
    Die Wahl Jeans von Kermor und des Sergeanten Martial war jedenfalls auch nicht minder glücklich ausgefallen – neun Banivas unter Führung eines halbindianischen, halbspanischen Mestizen, der recht gute Zeugnisse aufzuweisen hatte. Der Mestize nannte

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