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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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über ihren Tauschhandel mit den Fremden sehr befriedigt zu sein.
    Das Hinundherlaufen und Abschließen der Geschäfte hatte nur eine Stunde beansprucht. Ehe die Sonne unter den Horizont versank, blieb den Jägern noch genug Zeit, in den Wäldern der Nachbarschaft von Augustino ihr Glück zu versuchen.
    Als ein solcher Vorschlag laut wurde, stimmten ihm Herr Miguel und Jacques Helloch natürlich im Augenblicke zu. Ihre Gefährten überließen es ihnen gern, Wasser-und Bisamschweine, Hirsche, Pavas, Huccos, Tauben und Enten zu erlegen, die dem Personal der Piroguen ja jeder Zeit willkommen waren.
    Die Herren Varinas und Felipe, Jean von Kermor und der Sergeant Martial blieben demnach zurück, die einen in den Fahrzeugen, die andern auf dem Strande oder im Dorfe, während Jacques Helloch und Herr Miguel, denen Germain Paterne mit der von ihm unzertrennlichen Botanisiertrommel auf dem Rücken sich anschloß, in das Dickicht von Palmen, Flaschenkürbisbäumen, Coloraditos und unzähligen Morichals, das sich jenseits der Zuckerrohr-und Maniocfelder erhob, erwartungsvoll eindrangen.
    Ein Verirren war dabei nicht zu befürchten, denn die Jagd sollte nicht über die nächste Umgebung von Augustino ausgedehnt werden, wenn sich die Jäger von ihrem cynegetischen Eifer nicht zu weit verleiten ließen.
    Dazu lag übrigens gar keine Veranlassung vor. Schon in der ersten Stunde hatte Herr Miguel ein Bisamschwein erlegt und Jacques Helloch einen Hirsch zu Boden gestreckt. Mit diesen zwei Thieren hätten sie schon genug Beute nach den Falcas mitgebracht. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie einen oder zwei Indianer mit zur Jagd genommen hätten; da sich beim Aufbruch aber keiner zu ihrer Begleitung anbot, hatten sie auf eine solche Hilfe verzichtet. Da sie auch die mit kleinen Reparaturen an den Piroguen beschäftigten Schiffsleute nicht hatten abhalten wollen, waren sie eben allein gegangen, um allein nach dem Dorfe zurückzukehren.
    Nachdem sie zwischen zwei und drei Kilometer weit hinausgezogen waren, befanden sie sich bereits, Herr Miguel das Bisamschwein auf der Schulter, Jacques Helloch und Germain Paterne den Hirsch tragend, auf dem Rückwege und nur noch fünf bis sechs Flintenschuß weit von Augustino, als sie einmal stehen blieben, um sich ein wenig zu erholen.
    Es war sehr warm und der Luftwechsel unter dem dichten Blätterdome obendrein noch besonders erschwert.
    Da, als sie sich eben am Fuße eines mächtigen Palmenstammes niedergesetzt hatten, begann sich das Unterholz in einem Dickicht zu ihrer Rechten heftig zu bewegen. Es sah aus, als wollte eine gewaltige Masse durch das Gezweig des Buschwerks dringen.
    »Achtung! rief Jacques Helloch seinen Begleitern zu. Da drin ist ein Raubthier!
    – Ich habe zwei Kugelpatronen im Gewehre, antwortete Herr Miguel.
    – Nun, so halten Sie sich schußfertig, während ich meine Flinte lade,« erwiderte Jacques Helloch.
    Es bedurfte für ihn nur weniger Secunden, um auch mit seinem Hammerleßgewehre schußbereit zu sein.
    Augenblicklich bewegten sich die Zweige des Gebüsches nicht. Bei scharfem Hinhorchen konnten die Jäger aber ein keuchendes Schnaufen und auch einen knurrenden Ton vernehmen, über dessen Natur kein Irrthum möglich war.
    »Das muß ein sehr großes Thier sein, sagte Germain Paterne, auf das Dickicht zugehend.
    – Bleib’ hier… bleib’ zurück! rief ihm Jacques Helloch zu. Wir haben es wahrscheinlich mit einem Jaguar oder einem Puma zu thun. Doch bei vier Kugeln, die den Burschen erwarten…
    – Vorsicht!… Vorsicht! mahnte Herr Miguel. Mir scheint, ich sehe einen langen Rüssel, der sich durch die Zweige vorschiebt.
    – Na, wer denn auch der Inhaber dieses Rüssels sein mag…« antwortete Jacques Helloch, und damit blitzten schon zwei Schüsse aus seinem Gewehre auf.
    Jetzt theilte sich das Dickicht, einem mächtigen Drucke nachgebend, ein wüthendes Geheul scholl daraus hervor und eine gewaltige Masse brach durch das Gezweig.
    Sofort krachten zwei weitere Schüsse.
    Herr Miguel hatte dem Thiere seine Kugeln entgegengejagt.
    Fast augenblicklich stürzte dieses mit lautem Todesschrei zusammen.
    »Ah… das ist ja nur ein Tapir! rief Germain Paterne, der war eigentlich keine vier Ladungen Pulver und keine vier Kugeln werth!«
    Das war ja richtig, so weit die von dem harmlosen Thiere drohende Gefahr in Betracht kam, nicht aber, wenn man dessen Werth als Nahrungsmittel veranschlagte.
    Statt mit einem Puma oder einem Jaguar, den gefährlichsten

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