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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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übernehmend, auf und nieder.
    Da erfolgte ein heftiger Stoß.
    Die »Moriche« hatte die »Gallinetta« angerannt.
    Der Stoß war so stark und die »Gallinetta« neigte sich dadurch so weit über, daß das Wasser über das Schandeck hereinfluthete.
    Dennoch kenterte sie nicht.
    Ein entsetzlicher Schrei übertönte aber das betäubende Geheul des Sturmes.
    Der Sergeant Martial war es, der ihn ausgestoßen hatte.
    Im Augenblicke der Collision war Jean in die gurgelnde Fluth gestürzt.
    »Mein Kind!… Mein Kind!« wiederholte der alte Soldat, der den Kopf ganz verloren hatte und dessen Glieder jetzt gelähmt schienen.
    Dennoch versuchte er, in den Strom nachzuspringen, und was hätte er da zu thun vermocht?
    Jacques Helloch packte ihn mit kräftigem Arme und drängte ihn nach der Mitte der Pirogue zurück.
     

    Die Fahrzeuge taumelten auf dem auf-und abwogenden Strome hilflos umher. (S. 197.)
     
    Wenn Jacques Helloch jetzt unmittelbar bei der Hand war, kam das daher, daß er kurz vorher nach der »Gallinetta« hinübersprang, um dem jungen Manne näher und sofort zu etwaiger Hilfeleistung bereit zu sein.
    Und im Augenblicke, wo Jean verschwand, hatte er den Sergeanten Martial einen Namen… freilich einen andern und nicht den Namen Jean rufen gehört.
    »Ueberlassen Sie Alles mir! sagte er zu dem alten Soldaten.
    – Sie werden mich nicht abhalten wollen… entgegnete dieser.
    – O, Sie können nicht schwimmen… Sie kämen nur Beide ums Leben. Ich… ich werde Ihr Kind schon retten!«
    Ohne eine weitere Erwiderung abzuwarten, war Jacques Helloch kopfüber ins Wasser gesprungen.
    Der ganze Auftritt hatte nur wenige Secunden gewährt.
    Mit fünf bis sechs Armbewegungen gelang es Jacques Helloch, sich zu Jean hinzuarbeiten, der nach mehrfachem Wiederauftauchen jetzt dem Versinken nahe war. Er faßte ihn mitten um den Leib, stützte seinen Kopf, um diesen über Wasser zu halten, und ließ sich nach dem Ufer hintreiben.
    »Muth, nur Muth!« raunte er ihm wiederholt zu.
    Jean, der mit geschlossenen Augen und halb bewußtlos in seinen Armen lag, konnte ihn nicht hören, nicht verstehen.
     

    Jean war in die gurgelnde Fluth gestürzt (S. 199.)
     
    Die Piroguen waren kaum um zwanzig Meter zurück. Während Valdez den ganz verzweifelten Sergeanten Martial zurückhielt, konnte man sehen, wie Jacques Helloch den jungen Mann fest hielt. Die Oberwasserströmung trug Beide nach dem Ufer hin.
    Auch die Falcas erreichten es endlich und wurden durch einen glücklichen, Zufall, statt gegen die Klippen geschleudert zu werden, durch eine Grundwelle hoch emporgehoben und auf eine sandige Strandstelle getragen, wo sie ohne ernstere Beschädigung liegen blieben.
    Im nämlichen Augenblick erhob sich Jacques Helloch aus dem Wasser und kam auf die Füße zu stehen.
    Jean, der das Bewußtsein jetzt ganz verloren hatte, hing in seinen Armen. Nachdem er ihn mit leicht erhobenem Kopfe neben einen Felsblock niedergelegt hatte, versuchte er, ihn wieder zum Bewußtsein zu bringen.
    Bei dem tollen Sturme hatte niemand das Leben eingebüßt, weder als die Piroguen wiederholt gegeneinanderstießen, noch als sie am Ufer strandeten.
    Herr Miguel und seine Genossen, die sofort aus der »Maripare« sprangen, eilten auf den neben dem jungen Manne knieenden Jacques Helloch zu.
    Heil und gesund kam auch Germain Paterne herbei, während die Mannschaften die Fahrzeuge bis über die Linie der Brandung hinauszogen.
    Der Sergeant Martial erschien gerade zur Zeit, wo Jean die Augen aufschlug und den Blick auf seinen Lebensretter richtete.
    »Mein Kind… mein Kind! rief er schluchzend.
    – Martial… mein guter Martial!« flüsterte Jean.
    Dann schlossen sich seine Augen wieder, nachdem er noch mit einem Blicke dem gedankt, der um seinetwillen drohender Todesgefahr getrotzt hatte.
    Fünfhundert Schritt weit zur Linken erhoben sich die ersten Häuser von San-Fernando, wohin man sich nun ohne Säumen begeben mußte.
    Jacques Helloch wollte den jungen Mann wieder aufheben und stützen da erhob aber der Sergeant Martial Einspruch mit den Worten:
    »Wenn ich auch nicht schwimmen kann, mein Herr, so kann ich doch gehen, und an Kraft, mein Kind zu tragen, wird mir’s auch nicht fehlen!«
    Das war der ganze Dank, den er dem muthigen jungen Manne zollte.
    Jean in den Armen haltend und begleitet von Herrn Miguel nebst seinen zwei Collegen, von Jacques Helloch und Germain Paterne, schritt der Sergeant Martial dann auf dem Uferpfade hin, der nach der nahen Ortschaft

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