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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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überwinden zu helfen. Nur zuweilen noch spannte sie ein kurzer Windstoß stärker an, wobei die Piroguen ein paar Kabellängen weiter hinausgelangten.
    Es lag auf der Hand, daß der Zustand der Atmosphäre in kurzer Zeit eine starke Veränderung erfahren werde. Im Süden thürmten sich bleigraue, von dunkleren Streifen wie das Fell mancher Raubthiere durchzogene Wolkenmassen auf. In der Ferne flogen auch zerfaserte Dunstsetzen schnell über den Himmel. Die Sonne, die zur Zeit ihrer Culmination im Zenith stand, mußte bald hinter dem dichten Dunstwall verschwinden.
    »Desto besser! rief Germain Paterne, über dessen gebräunte Wangen große Schweißtropfen hinabrieselten.
    – Nein, desto schlimmer! entgegnete Jacques Helloch. Es wäre angenehmer, sich zu Wasser aufzulösen, als auf diesem Theile des Stromes, wo ich keinen Schlupfwinkel sehe, von einem Unwetter überrascht zu werden.«
    Herr Felipe äußerte eben zu seinen Collegen:
    »Man kann kaum noch athmen, und wenn sich der Wind ganz legt, müssen wir ersticken.
    – Wissen Sie, wieviel das Thermometer im Innern des Deckhauses zeigt? erwiderte Herr Varinas. Siebenunddreißig Centigrade, und wenn es nur noch ein wenig steigt, sind wir in Gefahr, gesotten zu werden.
    – Eine solche Hitze hab’ ich auch noch nicht erlebt!« sagte Herr Miguel einfach und wischte sich gemüthsruhig die Stirn ab.
    In den Deckhäusern Schutz zu suchen, war ganz unmöglich geworden. Auf dem Hintertheile der Piroguen konnte man wenigstens ein wenig Luft »schnappen« – freilich eine glühende Luft, die dem Schachte eines Hochofens zu entströmen schien. Zum weitern Unglück bewegten sich die Falcas ja mit der Brise, so daß man von dieser kaum etwas und bei dem bedrohlich zunehmenden Aussetzen derselben gar nichts verspürte.
    Der »Gallinetta«, der »Maripare« und der »Moriche« gelang es indeß, gegen drei Uhr eine größere Insel anzulaufen, die man auf den Karten unter dem Namen Amananemi verzeichnet findet, eine bewaldete Insel mit dichtem Gestrüpp und steil abfallenden Ufern. Indem sie den Arm des Stromes hinausgingen, wo nur eine mäßigere Strömung stand, und sich mittelst der Espilla weiter fortarbeiteten, erreichten die Schiffsleute noch glücklich die Südspitze dieser Insel.
    Die Sonne war jetzt hinter den angehäuften Dunstmassen, die sich eine über die andre hinwegzuwälzen schienen, verschwunden. Lang andauerndes Donnerrollen ertönte von Süden her. Schon zerrissen die ersten Blitze die Wolkenhaufen, die fast zu zerspringen drohten. Von Norden her wehte kein Lufthauch mehr. Das Gewitter zog herauf und breitete seine elektricitätsschwangern Fittige von Osten bis nach Westen hin aus. Daß die großartige Naturerscheinung ohne furchtbaren Aufruhr der Elemente vorübergehen könnte, war zwar nicht ausgeschlossen, doch auch der vertrauensseligste Meteorolog hätte es hier nicht zu hoffen gewagt.
    Aus Vorsicht wurden die jetzt doch ganz nutzlosen Segel der Piroguen eingezogen. Die Schiffsleute legten aus demselben Grunde auch die Masten nieder und banden sie auf den Schiffen fest. Sobald die Falcas zurückzuweichen begannen, erfaßte jeder die Palaucas und arbeitete sich, mit so viel Kraft, wie ihm die erstickende Atmosphäre gerade noch übrig gelassen hatte, gegen den Strom hinaus.
    Nach der Insel Amanameni erreichte man die nicht kleinere Insel Guayartivari, wo es möglich war, sich längs des abschüssigen Ufers hinzuschleppen. Die Piroguen kamen dabei schneller als durch die Palancas vorwärts und konnten unter diesen Umständen über die stromaufwärts gelegene Spitze hinausgelangen.
    Während die Mannschaften, die so schwer zu schleppen gehabt hatten, ein wenig ausruhten, um nachher die Palancas mit neuer Kraft zu handhaben’ näherte sich Herr Miguel der »Moriche«.
    »Wie weit sind wir noch von San-Fernando? fragte er.
    – Drei Kilometer, erklärte Jacques Helloch, der eben die Stromkarte eingesehen hatte.
    – Nun, diese drei Kilometer müssen wir im Laufe des Nachmittags noch hinter uns bringen,« sagte Herr Miguel sehr bestimmt.
    Dann wendete er sich an die Schiffsmannschaften.
    »Auf, liebe Freunde, rief er mit lauter Stimme, noch eine letzte Anstrengung! Ihr sollt es nicht zu bereuen haben und werdet für Eure Mühe reichlich belohnt werden. Zwei Piaster für jeden Mann, wenn wir noch heute Abend am Quai von San-Fernando liegen!«
    Die Gefährten des Herrn Miguel verpfändeten ebenfalls ihr Wort für diese Zusage. Angefeuert durch den versprochenen

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