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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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hergestellt.“
    „Aber …“, sagte Taggart, „aber … es ist noch nirgendwo eingesetzt worden!“
    Er sah mit Genugtuung, dass sie vor Zorn schwieg. Es machte ihm Vergnügen, Gemütsbewegungen zu beobachten. Sie waren für ihn wie rote Laternen, die Schwachstellen im unergründlichen Wesen des anderen kennzeichneten. Aber wie man wegen einer Metalllegierung so aufgebracht sein konnte und was das zu bedeuten hatte, erschloss sich ihm nicht, und so konnte er mit seiner Entdeckung wenig anfangen.
    „Die wichtigsten Fachleute auf dem Gebiet der Metallurgie“, sagte er, „scheinen alle sehr skeptisch zu sein im Hinblick auf die Konkurrenz, die Rearden-Metall …“
    „Vergiss es, Jim.“
    „Wessen Gutachten hast du eingeholt?“
    „Gutachten interessieren mich nicht.“
    „Worauf beruht dann deine Entscheidung?“
    „Auf Urteilsvermögen.“
    „Wessen Urteilsvermögen?“
    „Meinem.“
    „Aber wen hast du zurate gezogen?“
    „Niemanden.“
    „Was in aller Welt weißt du schon über Rearden-Metall?“
    „Dass es die großartigste Sache ist, die je auf den Markt gekommen ist.“
    „Und warum?“
    „Weil es härter und zugleich preisgünstiger ist als Stahl und an Lebensdauer jedes andere Metall übertrifft.“
    „Wer sagt das?“
    „Jim, ich habe Maschinenbau studiert. Wenn ich Dinge sehe, sehe ich sie.“
    „Was hast du gesehen?“
    „Reardens Formeln und die Versuchsergebnisse, die er mir gezeigt hat.“
    „Würde Rearden-Metall etwas taugen, dann hätte irgendjemand es schon eingesetzt, aber das ist nicht der Fall.“ Er sah, wie ihr das Blut vor Ärger ins Gesicht schoss, und fuhr nervös fort: „Wie willst du wissen , ob es etwas taugt? Wie kannst du dir dessen sicher sein? Wie kannst du das entscheiden?“
    „Irgendjemand muss Entscheidungen fällen, Jim. Wer sollte es deiner Meinung nach tun?“
    „Ich sehe nicht ein, weshalb wir die Ersten sein müssen. Das sehe ich einfach nicht ein.“
    „Willst du die Rio-Norte-Trasse vor dem Verfall retten oder nicht?“ Er gab keine Antwort. „Wenn wir es uns leisten könnten, würde ich jede einzelne Schiene im gesamten Netz verschrotten und durch Schienen aus Rearden-Metall ersetzen. Sie müssen alle ersetzt werden. Keine von ihnen wird mehr lange halten. Aber wir können es uns nicht leisten. Zuerst müssen wir uns aus der jetzigen Misere befreien. Willst du, dass uns das gelingt, oder nicht?“
    „Noch sind wir die beste Eisenbahngesellschaft im Land. Den anderen geht es wesentlich schlechter.“
    „Also willst du, dass die Misere anhält?“
    „Das habe ich nicht gesagt! Warum musst du immer alles dermaßen vereinfachen? Und wenn du dir schon Gedanken über unsere finanzielle Situation machst, dann verstehe ich nicht, weshalb du in die Rio-Norte-Linie investieren möchtest, wo die Phoenix-Durango uns ohnehin sämtliche Aufträge weggeschnappt hat. Wozu Geld ausgeben, wenn wir schutzlos einem Konkurrenten ausgeliefert sind, der unsere Investition zunichtemachen wird?“
    „Weil die Phoenix-Durango eine ausgezeichnete Bahnlinie ist, ich ihr aber mit unserer Rio-Norte-Linie den Rang ablaufen will. Weil ich die Phoenix-Durango schlagen werde, wenn es nötig ist. Aber es wird nicht nötig sein, weil in Colorado so viel zu holen ist, dass zwei oder drei Eisenbahngesellschaften dort ein Vermögen machen können. Weil ich notfalls eine Hypothek auf unser gesamtes Schienennetz aufnehmen würde, um eine Trasse zu bauen, die in die Nähe von Ellis Wyatt führt.“
    „Ich kann den Namen Ellis Wyatt nicht mehr hören!“
    Ihm gefiel die Art nicht, wie sie zu ihm herübersah und ihn fixierte.
    „Ich sehe keine Veranlassung, sofort etwas zu unternehmen“, sagte er in gekränktem Ton. „Was ist denn deiner Meinung nach so alarmierend an der gegenwärtigen Situation von Taggart Transcontinental?“
    „Die Folgen deiner Firmenpolitik, Jim.“
    „Welche Firmenpolitik?“
    „Zum einen das dreizehnmonatige Experiment mit Associated Steel, zum anderen deine mexikanische Katastrophe.“
    „Der Verwaltungsrat hat dem Vertrag mit Associated Steel zugestimmt“, sagte er hastig. „Der Verwaltungsrat hat beschlossen, die San-Sebastián-Trasse zu bauen. Im Übrigen verstehe ich nicht, weshalb du sie für eine Katastrophe hältst.“
    „Weil die mexikanische Regierung deine Trasse binnen Kurzem verstaatlichen wird.“
    „Das ist eine Lüge!“ Er schrie es fast. „Nichts als bösartige Gerüchte! Ich habe sehr gute Kontakte, die mir versichern, dass

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