Der Streik
Vermögen zu machen. Man muss kein Genie sein, um seinen kommerziellen Wert zu erkennen.“
Sie musste zum ersten Mal lächeln, aber es war ein Lächeln voller Bitterkeit. Sie schwieg.
„Es war Ihnen also unmöglich, den Erfinder aufzuspüren?“, fragte er.
„Vollkommen unmöglich – bisher.“
„Glauben Sie, dass er noch am Leben ist?“
„Ich habe Grund zur Annahme, dass er noch lebt. Aber ich bin nicht sicher.“
„Und wenn ich ihn über eine Anzeige suchen würde?“
„Nein. Tun Sie das nicht.“
„Aber wenn ich in Fachzeitschriften Annoncen schalten würde und dafür sorge, dass Dr. Ferris …“ Er unterbrach sich; er sah, wie sie ihn ebenso plötzlich anblickte wie er sie; sie sagte nichts, aber sie hielt seinem Blick stand; er sah weg und beendete den Satz kühl und bestimmt: „… und dafür sorge, dass Dr. Ferris über das Radio verbreitet, dass ich ihn zu sehen wünsche, würde er sich dann weigern zu kommen?“
„Ja, Dr. Stadler, ich glaube, er würde sich weigern.“
Er sah sie nicht an. Sie sah, wie sich seine Gesichtsmuskeln leicht verhärteten und gleichzeitig etwas in seinen Zügen erschlaffte. Sie konnte weder mit Bestimmtheit sagen, was für ein Licht in ihm erlosch, noch warum sie an ein ausgehendes Licht denken musste.
Er warf das Manuskript mit einer gleichgültigen und verächtlichen Handbewegung auf den Schreibtisch. „Männer, denen es nichts ausmacht, praktisch genug zu denken, um ihren klugen Kopf zu Geld zu machen, sollten sich ein paar Kenntnisse über die Bedingungen der praktischen Realität aneignen.“
Er sah sie fast trotzig an, als erwartete er eine verärgerte Antwort. Ihre Reaktion war jedoch schlimmer als Ärger: Ihr Gesicht zeigte keine Regung, als wäre es für sie nicht mehr von Bedeutung, ob seine Überzeugungen richtig oder falsch waren. Höflich sagte sie: „Die zweite Frage, die ich Ihnen stellen wollte, war, ob Sie mir freundlicherweise einen Physiker nennen könnten, der Ihrer Meinung nach in der Lage wäre zu versuchen, diesen Motor zu rekonstruieren.“
Er sah sie an und lachte kurz auf; es war ein schmerzerfüllter Laut. „Haben Sie auch so darunter gelitten, Miss Taggart? Darunter, dass es unmöglich ist, irgendwo noch Intelligenz zu finden?“
„Ich habe mit einigen Physikern gesprochen, die mir sehr empfohlen worden waren, und ich habe festgestellt, dass sie hoffnungslos ungeeignet sind.“
Er beugte sich erwartungsvoll in ihre Richtung. „Miss Taggart“, fragte er, „haben Sie mich gerufen, weil Sie an die Integrität meines wissenschaftlichen Urteils glauben?“ Die Frage war ein unverhohlenes Flehen.
„Ja“, antwortete sie ruhig, „ich vertraute auf die Integrität Ihres wissenschaftlichen Urteils.“
Er lehnte sich zurück, und es schien, als wischte ein verstecktes Lächeln die Anspannung aus seinem Gesicht. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen“, sagte er kameradschaftlich. „Ich wünschte aus völlig eigennützigen Gründen, dass ich Ihnen helfen könnte, denn das ist auch mein größtes Problem – talentierte Männer zu finden, die für mich arbeiten. Talent, zum Teufel damit! Ich wäre schon mit einem Anschein von Potenzial zufrieden – aber von den Männern, die sie mir schicken, kann man ehrlicherweise nicht einmal sagen, dass sie das Zeug zu anständigen Automechanikern haben. Ich weiß nicht, ob ich älter und anspruchsvoller werde oder ob die Menschheit degeneriert, aber in meiner Jugend schien die Welt nicht so bar jeder Intelligenz zu sein. Wenn Sie sehen würden, mit was für Menschen ich heute Vorstellungsgespräche führe, würden Sie …“
Er verstummte plötzlich, als hätte er sich auf einmal an etwas erinnert. Er schwieg; er schien über etwas nachzudenken, das er ihr nicht sagen wollte. Sie war sich dessen sicher, als er plötzlich in dem verstimmten Ton, hinter dem sich eine Ausrede verbirgt, barsch schloss: „Nein, ich kenne niemanden, den ich Ihnen empfehlen könnte.“
„Das ist alles, was ich Sie fragen wollte, Dr. Stadler“, sagte sie. „Danke, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.“
Einen Augenblick lang saß er schweigend und reglos da, als könnte er sich nicht zum Gehen entschließen.
„Miss Taggart“, fragte er, „könnten Sie mir den Motor zeigen?“
Erstaunt sah sie ihn an. „Hm, ja … wenn Sie möchten. Aber er befindet sich in einem Kellerraum, unten in den Tunneln des Terminals.“
„Das macht mir nichts, wenn es Ihnen nichts ausmacht, mich hinunterzuführen.
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