Der Streik
das Glitzern der vereisten Zweige draußen vor dem Fenster.
Sie sah hinaus, der bläuliche Pelz war ein Stück über ihre nackte Schulter hinabgerutscht. Er sah sie aus zusammengekniffenen Augen mit der Befriedigung eines Mannes an, der sein eigenes Werk betrachtet.
„Es gefällt mir, dir Dinge zu schenken“, sagte er, „weil du sie nicht brauchst.“
„Nein?“
„Und es geht mir nicht darum, dass du sie hast. Ich will, dass du sie von mir hast.“
„So brauche ich sie, Hank. Von dir.“
„Verstehst du, dass es nichts als meine lasterhafte Genusssucht ist? Ich tue es nicht zu deinem Vergnügen, sondern zu meinem.“
„Hank!“ Ihr unfreiwilliger Ausruf verriet Vergnügen, Verzweiflung, Empörung und Mitgefühl. „Hättest du mir all diese Geschenke gemacht, nur damit ich mich daran freue und nicht du, hätte ich sie dir ins Gesicht geworfen.“
„Ja … Ja, das hättest du getan … und hättest es tun müssen.“
„Wie nanntest du es eben? Deine lasterhafte Genusssucht?“
„So nennen sie es.“
„Genau! So nennen sie es. Aber wie nennst du es?“
„Ich weiß es nicht“, sagte er gleichgültig und sprach entschlossen weiter. „Ich weiß nur, dass ich, wenn es lasterhaft ist, dafür verdammt sein will, dass ich es aber mehr will als alles andere auf der Erde.“
Sie antwortete nicht; sie sah ihn mit einem schwachen Lächeln offen an, als forderte sie ihn auf, die Bedeutung seiner eigenen Worte zu hören.
„Ich wollte meinen Reichtum immer auskosten“, sagte er, „aber ich wusste nicht wie. Ich hatte nicht einmal genug Zeit, um mir bewusst zu werden, wie sehr ich es wollte. Aber ich wusste, dass all der Stahl, den ich goss, als flüssiges Gold wieder zu mir zurückfließen würde und dass das Gold jede Form annehmen konnte, die ich mir wünschte, und dass ich es war, der es genießen sollte. Nur konnte ich es nicht. Ich konnte keinen Zweck darin finden. Jetzt habe ich ihn gefunden. Ich habe diesen Reichtum erschaffen, und ich kaufe mir damit nun jede Art von Genuss, den ich mir wünsche – einschließlich des Genusses zu sehen, wie viel ich mir leisten kann – einschließlich deiner grotesken Verwandlung in ein Luxusobjekt.“
„Ich bin aber ein Luxusobjekt, für das du schon vor langer Zeit bezahlt hast“, sagte sie und lächelte nicht dabei.
„Wie?“
„Mit denselben Werten, mit denen du auch dein Stahlwerk bezahlt hast.“
Sie wusste nicht, ob er es mit der ganzen klaren Entschiedenheit eines in Worte gefassten Gedankens verstanden hatte. Doch sie wusste, dass er in diesem Augenblick etwas verstand. Sie sah, wie sich seine Augen in einem unsichtbaren Lächeln entspannten.
„Ich habe Luxus nie verachtet“, sagte er, „und doch habe ich immer diejenigen verachtet, die ihn genossen. Ich betrachtete das, was sie als ihre Freuden bezeichneten, aber es erschien mir so erbärmlich sinnlos – im Vergleich zu dem, was ich im Stahlwerk empfand. Ich sah immer zu, wie Stahl gegossen wurde, wie Tonnen flüssigen Stahls so flossen, wie ich wollte, wohin ich wollte. Und dann ging ich zu einem Bankett, wo Menschen zitternd vor Ehrfurcht vor ihren eigenen Goldtellern und Spitzendeckchen saßen, als wäre ihr Speiseraum ihr Herr und sie lediglich Objekte, die ihm dienten, Objekte, die von ihren diamantenen Hemdknöpfen und Colliers definiert wurden, nicht umgekehrt. In solchen Momenten lief ich weg, um die erste Schlackenhalde anzusehen, die ich finden konnte – und sie sagten, ich wüsste nicht, wie man das Leben genießt, weil ich mich für nichts außer dem Geschäft interessierte.“
Er betrachtete die dämmrige Schönheit des Raumes und die Leute, die an den Tischen saßen. Sie saßen da, als stellten sie sich selbstbewusst zur Schau, als müssten ihre kostspieligen Kleider und ihre aufwendige Aufmachung sie zum Strahlen bringen, doch das konnten sie nicht. In ihren Gesichtern lag ein Ausdruck bitterer Besorgnis.
„Sieh dir diese Leute an, Dagny. Sie sind angeblich die Genussmenschen des Lebens, die Vergnügungssüchtigen und Luxusliebhaber. Da sitzen sie nun und warten darauf, dass dieser Ort ihnen Bedeutung verleiht, statt umgekehrt. Sie werden uns immer als jene vorgeführt, die die materiellen Freuden genießen – und dann wird uns beigebracht, dass der Genuss von materiellen Freuden von Übel ist. Genuss? Genießen sie es wirklich? Beinhaltet das, was man uns lehrt, nicht eine Art Umkehrung, irgendeinen tückischen, schwerwiegenden Fehler?“
„Ja, Hank – sehr
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