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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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Aristokratie des Geldes durch …“
    „… die Aristokratie der Beziehungen?“, sagte eine Stimme hinter der Gruppe.
    Sie wandten sich hastig um. Der Mann, der ihnen gegenüberstand, war Francisco d’Anconia.
    Sein Gesicht war sonnengebräunt, und seine Augen hatten genau die Farbe, die der Himmel an einem strahlenden Tag wie dem hatte, an dem er so braun geworden war. Sein Lächeln erinnerte an einen Sommermorgen. Die Art, wie er seine Abendgarderobe trug, ließ alle anderen aussehen, als hätten sie sich mit geliehenen Kostümen verkleidet.
    „Was ist los?“, fragte er in die Stille hinein. „Habe ich irgendetwas gesagt, das jemand hier noch nicht wusste?“
    „Wie bist du denn hierher gekommen?“, waren die ersten Worte, die James Taggart über die Lippen brachte.
    „Mit dem Flugzeug bis Newark, dann weiter mit dem Taxi und dann mit dem Aufzug von meiner Suite dreiundfünfzig Stockwerke über euch hierher.“
    „Ich meinte nicht … das heißt, ich meinte …“
    „Sieh mich nicht so überrascht an, James. Wenn ich in New York lande und erfahre, dass irgendwo eine Gesellschaft stattfindet, würde ich sie doch nicht verpassen, oder? Du hast doch immer schon gesagt, ich sei nichts als ein Salonlöwe.“
    Die Gruppe beobachtete die beiden.
    „Ich bin natürlich hoch erfreut, dich zu sehen“, sagte Taggart vorsichtig und fügte dann zum Ausgleich kämpferisch hinzu: „Aber wenn du denkst, dass du …“
    Francisco ging nicht auf die Drohung ein; er ließ Taggarts Worte im Raum stehen und fragte höflich: „Wenn ich denke, dass ich was?“
    „Du verstehst mich sehr gut.“
    „Ja, das tue ich. Soll ich dir sagen, was ich denke?“
    „Das ist kaum der richtige Zeitpunkt für …“
    „Ich denke, du solltest mich deiner Braut vorstellen, James. Gute Manieren hast du ja schon früher vermissen lassen – in Notfällen kommen sie dir immer abhanden, obwohl genau das die Momente sind, in denen man sie am meisten braucht.“
    Als er sich abwandte, um ihn zu Cherryl zu führen, hörte Taggart ein Geräusch, das von Bertram Scudder kam; es war ein unterdrücktes Kichern. Taggart wusste, dass die Männer, die eben noch vor ihm auf dem Boden gekrochen waren und deren Hass auf Francisco d’Anconia vielleicht noch größer war als sein eigener, das Schauspiel dennoch genossen. Was diese Erkenntnis bedeutete, gehörte zu den Dingen, über die er nicht nachdenken wollte.
    Francisco verbeugte sich vor Cherryl und überbrachte ihr seine besten Wünsche, als wäre sie die Braut eines königlichen Thronfolgers. Taggart, der nervös zusah, verspürte Erleichterung – und einen leisen namenlosen Groll, der ihm, beim Namen genannt, gesagt hätte, dass er wünschte, dem Ereignis käme tatsächlich die Erhabenheit zu, die ihm Franciscos Gebaren einen Moment lang verliehen hatte.
    Er fürchtete sich, an Franciscos Seite zu bleiben, und er fürchtete sich, ihn allein unter den Gästen zu lassen. Versuchsweise machte er einige Schritte rückwärts, aber Francisco folgte ihm mit einem Lächeln.
    „Du hast doch nicht gedacht, dass ich deine Hochzeit verpassen würde, James – wo du doch mein Kindheitsfreund und bester Aktionär bist.“
    „Was?“ Taggart schnappte nach Luft und bereute es sogleich: Seine Reaktion war ein Eingeständnis der Panik.
    Francisco schien davon keine Notiz zu nehmen; mit vergnügt unschuldiger Stimme sagte er: „Aber natürlich weiß ich das. Ich kenne den Strohmann hinter jedem Strohmann auf der Liste der Aktionäre von D’Anconia Copper. Es ist überraschend, wie viele Männer namens Smith und Gomez genug Geld haben, um große Teile des reichsten Unternehmens der Welt zu besitzen – du kannst es mir also nicht verübeln, dass ich neugierig war herauszufinden, welche angesehenen Persönlichkeiten sich tatsächlich unter meinen Minderheitsaktionären befinden. Ich scheine bei einer erstaunlichen Menge öffentlicher Persönlichkeiten aus der ganzen Welt sehr beliebt zu sein: auch aus Volksstaaten, bei denen man nicht vermutet, dass es dort überhaupt noch Geld gibt.“
    Mit gerunzelter Stirn sagte Taggart trocken: „Es gibt viele Gründe – geschäftliche Gründe –, warum es manchmal ratsam ist, seine Investitionen nicht direkt vorzunehmen.“
    „Ein Grund ist, dass ein Mann die Leute nicht wissen lassen möchte, dass er reich ist. Und ein weiterer Grund ist, dass die Menschen nicht wissen sollen, wie er es geworden ist.“
    „Ich weiß nicht, was du meinst oder warum dich das

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