Der Streik
wir …“
Larkin wandte eilig den Blick ab; es durchfuhr ihn fast wie ein Schauer; er konnte es nicht ertragen, Mouch anzusehen.
„Haben Sie sich in Mexiko gut amüsiert, Orren?“, fragte Taggart plötzlich mit lauter, gelöster Stimme. Alle schienen zu wissen, dass der Zweck ihres Treffens nun erfüllt war und sie sich über alle Dinge, die sie hier hatten klären wollen, einig waren.
„Wundervoll, dieses Mexiko“, antwortete Boyle gut gelaunt. „Sehr inspirierend und zum Nachdenken anregend. Auch wenn ihre Versorgungslage ziemlich furchtbar ist. Ich bin krank geworden. Aber sie arbeiten verdammt hart, um ihr Land wieder auf die Beine zu stellen.“
„Wie laufen die Dinge dort unten?“
„Ziemlich gut, würde ich sagen, ziemlich gut. Allerdings sind sie zurzeit … Aber immerhin arbeiten sie der Zukunft entgegen. Der Volksstaat Mexiko hat eine große Zukunft vor sich. In wenigen Jahren werden sie uns alle schlagen.“
„Sind Sie auch runter zu den San-Sebastián-Minen gefahren?“
Die vier Gestalten am Tisch richteten sich gespannt auf. Sie alle hatten im großen Stil in Aktien der San-Sebastián-Minen investiert.
Boyle antwortete nicht sofort, sodass seine Stimme unerwartet und unnatürlich laut wirkte, als er dann herausplatzte: „Na sicher, klar, das war die Sache, die mich am meisten interessiert hat.“
„Und?“
„Und was?“
„Wie läuft es dort?“
„Großartig. Großartig. Sie müssen unten in diesem Berg zweifellos über die weltweit größten Kupferlagerstätten verfügen!“
„Wird fleißig gearbeitet?“
„Ich habe noch nie einen Ort gesehen, an dem fleißiger gearbeitet wird.“
„Woran haben sie so fleißig gearbeitet?“
„Ach, wissen Sie, von dem, was dieser Latino, den sie dort unten als Aufseher haben, gesagt hat, konnte ich die Hälfte nicht verstehen, aber sie sind auf jeden Fall sehr geschäftig.“
„Irgendwelche … Schwierigkeiten?“
„Schwierigkeiten? Nicht in San Sebastián! Es ist in Privatbesitz, das letzte Unternehmen in Privathand, das es in Mexiko noch gibt, und das macht offensichtlich einen entscheidenden Unterschied.“
„Orren“, fragte Taggart vorsichtig, „was ist an den Gerüchten dran, dass die San-Sebastián-Minen verstaatlicht werden sollen?“
„Verleumdung“, sagte Boyle ärgerlich, „nichts als böswillige Verleumdung. Das weiß ich aus sicherer Quelle. Ich habe mit dem Kulturminister zu Abend gegessen und den Rest der Jungs zum Lunch getroffen.“
„Es müsste ein Gesetz gegen unverantwortliches Geschwätz geben“, sagte Taggart mürrisch. „Nehmen wir noch eine Runde.“
Er winkte gereizt nach einem Kellner. In einer dunklen Ecke des Raumes befand sich eine kleine Bar, hinter der ein verhutzelter Barkeeper stand, oft lange Zeit, ohne sich zu rühren. Wenn er gerufen wurde, bewegte er sich mit abschätziger Schwerfälligkeit. Seine Aufgabe war es, für die Erholung und das Wohlergehen seiner Gäste zu sorgen, doch sein Verhalten war das eines verbitterten Quacksalbers, der eine abstoßende Krankheit behandelt.
Die vier Männer saßen schweigend da, bis der Kellner mit ihren Getränken zurückkam. Die Gläser, die er auf den Tisch stellte, waren vier helle Punkte, die im Halbdunkel in schwachem Blau leuchteten wie kraftlose Gasflammen. Taggart streckte den Arm nach seinem Glas aus und lächelte plötzlich.
„Trinken wir auf die Opfer der historischen Notwendigkeit“, sagte er, seinen Blick auf Larkin gerichtet.
Einen Augenblick lang sagte niemand etwas. In einem erleuchteten Raum hätten die beiden Männer in einer Art Wettkampf versucht, ihren gegenseitigen Blicken standzuhalten; so aber sahen sie einander nur in die Augenhöhlen. Dann ergriff Larkin sein Glas.
„Das ist meine Runde, Jungs“, sagte Taggart, als alle tranken.
Niemand wusste mehr etwas zu sagen, bis Boyle schließlich mit etwas gleichgültiger Neugierde das Wort ergriff: „Sagen Sie mal, Jim, was ich Sie fragen wollte, was zum Teufel ist eigentlich mit Ihrer Zugverbindung auf der San-Sebastián-Strecke los?“
„Wieso, was meinen Sie? Was soll damit los sein?“
„Na ja, ich weiß auch nicht, aber nur ein Personenzug pro Tag, das ist …“
„ Ein Zug?“
„… eine ziemlich miese Verbindung, scheint mir, und dann, was für ein Zug! Sie müssen diese Waggons von Ihrem Urgroßvater geerbt haben, und der muss sie schon ziemlich strapaziert haben. Und wo um alles in der Welt haben Sie diese holzbefeuerte Lokomotive aufgetrieben?“
„
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