Der Streik
aufführte, dachte Mr. Thompson stirnrunzelnd, er hegte einen merkwürdigen, allzu persönlichen Groll, als wäre er nicht gekommen, um ein politisches Problem zu lösen.
„Wenn Sie auch nur einen Funken Verantwortungsgefühl hätten“, sagte Taggart, „würden Sie es nicht wagen, sich allein auf Ihr eigenes Urteil zu verlassen und dabei ein solches Risiko einzugehen. Sie würden sich uns anschließen, die Ideen anderer in Betracht ziehen und zugeben, dass auch wir möglicherweise im Recht sind! Sie würden uns bei der Ausführung unserer Pläne helfen! Sie würden …“
Taggart sprach mit aufgeregtem Nachdruck weiter, aber Mr. Thompson wusste nicht, ob Galt noch zuhörte: Galt war aufgestanden und ging im Zimmer auf und ab, nicht aus nervöser Unruhe, sondern wie ein Mensch, der Freude an der Bewegung seines eigenen Körpers empfindet. Mr. Thompson bemerkte die Leichtigkeit seiner Schritte, das aufrechte Rückgrat, den flachen Bauch, die entspannten Schultern. Galt ging, als wäre er sich zwar nicht seines Körpers, aber doch seines Stolzes darauf sehr wohl bewusst. Mr. Thompson warf einen Blick auf James Taggart, auf die schlaffe Haltung seines hochgewachsenen Körpers, der verdreht in sich zusammengesackt war, und er richtete sich auf, als er sah, wie Taggart die Bewegungen Galts mit solchem Hass verfolgte, dass er befürchten musste, er würde in diesem Raum hervorbrechen. Doch Galt würdigte Taggart keines Blickes.
„… Ihr Gewissen!“, sagte Taggart. „Ich bin hierher gekommen, um an Ihr Gewissen zu appellieren! Wie kann Ihnen Ihr Verstand mehr bedeuten als das Leben Tausender von Menschen? Die Menschen sterben, und … Ach, zum Teufel“, fuhr er ihn an, „so gehen Sie doch nicht ständig auf und ab!“
Galt blieb stehen. „Ist das ein Befehl?“
„Nein, nein!“, sagte Mr. Thompson hastig. „Das ist kein Befehl. Wir wollen Ihnen keine Befehle erteilen. … Beruhigen Sie sich, Jim.“
Galt ging weiter.
„Die Welt bricht zusammen“, sagte Taggart, wobei er seine Augen nicht von Galt nehmen konnte. „Die Menschen gehen zugrunde – und Sie könnten sie retten! Spielt es da eine Rolle, wer recht oder unrecht hat? Selbst wenn Sie der Meinung sind, wir seien im Unrecht, sollten Sie sich uns anschließen. Sie sollten Ihren Verstand opfern, um sie zu retten!“
„Womit sollte ich sie dann noch retten?“
„Was glauben Sie, wer Sie sind?“, schrie Taggart.
Galt hielt an. „Sie wissen, wer ich bin.“
„Sie sind ein Egoist!“
„Das bin ich.“
„Ist Ihnen klar, was für ein Egoist Sie sind?“
„Ist es Ihnen klar?“, fragte Galt und sah ihn offen an.
Als Taggarts Körper langsam in seinen Sessel sank, während seine Augen dem Blick Galts standhielten, beschlich Mr. Thompson eine unerklärliche Angst vor dem nächsten Augenblick.
„Sagen Sie“, warf Mr. Thompson beiläufig mit heiterer Stimme ein, „welche Zigarettenmarke rauchen Sie eigentlich?“
Galt wandte sich ihm zu und lächelte. „Ich weiß es nicht.“
„Woher haben Sie die Zigarette?“
„Einer Ihrer Wachposten hat mir eine Packung gebracht. Er sagte, jemand habe ihn gebeten, sie mir als Geschenk zukommen zu lassen. … Machen Sie sich keine Gedanken“, fügte er hinzu, „Ihre Jungs haben sie gründlich untersucht. Es waren keine Botschaften darin versteckt. Sie war lediglich ein Geschenk eines anonymen Bewunderers.“
Die Zigarette zwischen Galts Fingern trug das Dollarzeichen.
James Taggart leistete keine gute Überzeugungsarbeit, schloss Mr. Thompson. Aber Chick Morrison, den er am nächsten Tag mitnahm, machte es auch nicht besser.
„Ich … ich unterwerfe mich einfach Ihrer Gnade, Mr. Galt“, sagte Chick Morrison mit einem nervösen Lächeln. „Sie haben recht. Ich gestehe ein, dass Sie recht haben, und mir bleibt nur, an Ihr Mitleid zu appellieren. Im Grunde meines Herzens kann ich nicht glauben, dass Sie durch und durch ein Egoist sind, der kein Mitleid mit den Menschen empfindet.“ Er zeigte auf einen Stapel Papier, den er auf dem Tisch ausgebreitet hatte. „Das hier ist ein von zehntausend Schulkindern unterzeichnetes Gesuch, in dem Sie inständig gebeten werden, sich uns anzuschließen und sie zu retten. Hier ist das Gesuch eines Behindertenheims. Hier ist eine Bittschrift, die die Geistlichen von zweihundert verschiedenen Glaubensgemeinschaften geschickt haben. Hier ist ein Appell der Mütter des Landes. Lesen Sie sie.“
„Ist das ein Befehl?“
„Nein!“, schrie Mr. Thompson. „Es
Weitere Kostenlose Bücher