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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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haben, außer ihn direkt zu feuern. Anscheinend war er für
     die Sicherheit der Produktionsanlagen zuständig, als man einen
     systematischen Diebstahl durch einen organisierten Ring von Angestellten
     dort aufdeckte. Er sagte, er habe Sicherheitsvorkehrungen im Sinne von Sir
     Jeff Loftus getroffen, aber er wäre trotzdem rausgeflogen, wenn er
     nicht irgendeine Art von Absicherung in seinem Vertrag gehabt hätte.
     Sie haben ihm eine ziemlich dicke Summe angeboten, um ihn loszuwerden,
     aber er hat abgelehnt. Statt dessen hat er ein Abkommen mit ihnen
     getroffen, wonach er zu einem eingefrorenen Einkommen dortbleiben kann und
     nur noch in einer ganz bestimmten Funktion tätig ist, in der er sich
     unter anderem auch um die Weiterbildung des Personals zu kümmern hat.
     Es war dieselbe Sache, die auch Sir Jeff aus dem aktiven Firmenmanagement
     hinauskatapultiert hat. Okay?«
    »Wie steht’s mit
     Rushs Freunden und Kollegen?«
    »Ich habe keine
     gefunden.«
    »Erzähl mir das
     doch nicht. Der gesellige Indianamann hat immer Freunde und Kollegen.«
    »Ich habe ja auch nicht
     gesagt, daß er keine hat. Ich habe sie nur nicht gefunden. Und er
     war während der letzten fünfzehn Jahre wohl eher ein Einzelgänger.
     Seit dem Tod seiner Frau, um genau zu sein. Wenn ich richtig verstehe, hat
     er sich auf persönlicher Ebene ziemlich abgekapselt. Es heißt,
     daß er nur an seine Arbeit denkt und an sonst nichts. Und da seine
     Arbeit seit Jahren eine sehr isolierte ist, nun ja…«
    »Kannst du mir sonst
     noch etwas sagen?«
    »Laß es mich
     versuchen.«
    »Wo ißt er?«
    »Was für eine
     Frage soll das denn sein?«
    »Er ißt nicht zu
     Hause. Du sagst, er hat keine Freunde. Ich habe einfach nur darüber
     nachgedacht, wo er ißt.«
    »Ich kann’s ja
     mal versuchen«, sagte sie zweifelnd. Es war nicht die Art Frage, mit
     der sie sich für gewöhnlich beschäftigte.
    »Mach dir keine Mühe«,
     sagte ich, »ich habe nur laut gedacht.«
    Dann erzählte sie mir
     noch etwas über die anderen Leute, nach denen ich sie gefragt hatte:
     Walker, Dundree, Seafield und Marcia Merom. Sie sagte mir nichts, was ich
     wissen wollte.
    »Soll ich dranbleiben?«
    »Ja«, sagte ich,
     »aber sag mir bloß nicht, was es mich kosten wird.«
    »Bist du derjenige, der
     das Ganze bezahlen muß?« fragte sie. Nicht aus Mitleid,
     sondern weil sie sich Sorgen um ihr Geld machte.
    »Ja«, sagte ich.
     »Meine Klientin ist letzte Nacht gestorben.«
    Sie wußte nicht, ob ich
     Witze machte oder nicht.
    »Hast du irgendwie
     davon Wind bekommen, ob Rush oder die anderen böse Dinge tun?
     Kriminelle Dinge?«
    »Noch nicht«,
     sagte sie. »Sollte ich?«
    »Durchaus möglich.«
    »Kannst du mir mehr darüber
     sagen?«
    »Nein, eigentlich
     nicht.«
    »Ich werde die Augen
     offenhalten. Aber weißt du, Albert, je mehr du mir erzählst, um
     so nützlicher kann ich sein.«
    »Wenn sie überleben,
     sage ich dasselbe tagtäglich zu meinen Klienten«, sagte ich.
    »Hast du tagtäglich
     Klienten?« Sie war hoffnungsvoll, nicht sarkastisch.
    * 
    Ich rief mein Büro an.
     Wieder schaltete Dorrie sich in das Gespräch ein. Nachdem ich
     herausgefunden hatte, daß es keine Nachrichten für mich gab,
     sagte ich ihr, daß ich noch einmal bei mir anrufen würde und daß
     sie es diesmal klingeln lassen solle. Nur für den Fall, daß Sam…
     nun ja, für den Fall, daß Sam da war und einfach ein wenig
     schlecht zu Fuß. Ich rief noch einmal an. Und ließ es
     zwanzigmal klingeln, aber niemand ging ran.
    Ich wußte nicht, was
     ich denken sollte.
    Ich rief Clinton Grillo,
     meinen Anwalt, an. Er sagte, daß Sam ihn am Morgen angerufen und ihm
     mitgeteilt habe, daß er sich bereithalten solle, um meine Rechte zu
     verteidigen. Er wollte wissen, was das Ganze zu bedeuten hatte. Ich konnte
     es ihm nicht sagen. Ich machte mir Sorgen um Sam.
    Ich steigerte mich in einen
     melodramatischen Gemütszustand hinein. Ich hatte Angst, daß
     Seafield sie hatte.
    Also rief ich Seafields
     Privatnummer an. Keine Reaktion. Ich rief bei Loftus an. Er war nicht im
     Labor. Ich rief die Nummer von Marcia Merom an. Keine Antwort. Ich rief
     bei der Polizei an.
    »Miller.«
    »Jerry, war Lee
     Seafield heute schon da, um seine Story zu bestätigen, daß ich
     Marcia Merom entführt habe?«
    »Nein«, sagte er.
     »Keiner von den beiden ist bisher aufgetaucht. Wo steckst du,
     Albert?«
    »Ich bin in Muncie, um
     eine Spur zu verfolgen.« 
    »Und ich bin der

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