Der stumme Handlungsreisende
nicht.«
Die gute Tat des Tages.
»Oh.«
»Ich muß schließlich
einen gewissen Standard aufrechterhalten.«
»Aber du hast doch
selbst auch keinen College-Abschluß.«
»Und ich brauche nicht
noch einen Dummkopf wie mich im Geschäft. Ich bin ein Luxus, den ich
mir kaum leisten kann. Ich sag dir was. Ich halte die Stelle offen für
dich. Wie wäre das?«
»Ich hab ’ne
Menge Ideen, wie wir es besser machen können«, sagte sie.
»Es macht mich ganz müde,
nur daran zu denken, wieviel du denkst.« Mir fiel auf, daß ich
müde war. Ich sackte in mich zusammen, und sie bemerkte es. »Was
hast du gesagt, wann mußt du gehen?«
»Ich hätte schon
gestern gehen müssen. Mein Flugzeug geht in…« Sie warf
einen Blick auf ihre Uhr.
»Gib mir die Hand,
Kind.«
Sie beugte sich vor und küßte
mich.
»Und sieh zu, daß
du deinen Detektivausweis immer schön abstaubst.«
»Mach ich.«
»Dein Besuch war
hocherwünscht«, sagte ich. »Bei dem Gedanken, daß
ich eine erwachsene Tochter habe, fühle ich mich gleich um zehn Jahre
jünger.«
Als Sam durch die Tür
hinausging, hatte ich das Gefühl, als sei das das Ende vieler Dinge.
Aber ich schaffte es nicht, darüber in Depression zu versinken, und
eine Weile konnte ich nicht verstehen, warum. Ich hatte kein Geld, würde
schon bald keine Wohnung mehr haben und wahrscheinlich auch keine Lizenz.
Ich hatte zwei Menschen getötet, und ein dritter, ein guter, war
gestorben. Ich war wieder allein und kinderlos.
Aber das düstere
Netzwerk der Ereignisse wollte mich einfach nicht umfangen. All diese
Dinge waren auf ihre eigene Art und Weise Chancen, die Karten des Lebens
neu zu mischen. Ein neues Blatt auszugeben. Vielleicht mit einigen alten
Karten darin, vielleicht auch nicht.
Und ich stellte fest, daß
ich mich auf etwas freute: auf Sams Neonschild. Leuchtend und grell, ein
blinkender, stummer Vertreter draußen vor einem neuen Büro, der
Tag und Nacht der Welt verkündete, daß ich noch immer im Geschäft
war, noch immer lebte.
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