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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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»Sprechen Sie lauter«, sagte ich, »ich höre
     nicht gut.«
    Ich versammelte sie in der
     Ansammlung von Sesseln am Ende des Wohnzimmers. Sie zeigten sich beide
     sehr beeindruckt von der amerikanischen Flagge im Flur.
    Der Kollege begann: »Es
     ist eine Beschwerde bei uns eingegangen, daß Sie sich als FBI-Agent
     ausgeben.«
    »Ich?« sagte ich
     überrascht.
    »Ja, Sir.«
    »Lächerlich«,
     sagte ich verächtlich.
    Mein Hintertürenagent
     sah mich aufmerksam an. »Es scheint wirklich eine höchst
     unwahrscheinliche Anschuldigung zu sein«, sagte er, »aber Sie
     haben sicher Verständnis dafür, daß wir der Sache
     nachgehen müssen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, hätte ich gern
     ein paar Fragen gestellt, und dann sind wir auch gleich wieder weg.«
    »Ich werde nicht einmal
     fragen, wer eine so lächerliche Anschuldigung erhoben hat. Ich möchte
     mir meine Ohren nicht mit seinem Namen besudeln.«
    Mein Hintertürenagent
     sagte: »Sir, nur für den Bericht, würden Sie mir sagen, ob
     Sie jemals jemandem erzählt haben, daß Sie für das FBI
     arbeiten oder an irgendeinem Projekt, das das FBI organisiert hat?«
    »Ich habe ganz gewiß
     niemals behauptet, daß ich irgend etwas mit dem FBI zu tun hätte.«
    Ich denke, sie glaubten mir.
     Immerhin sagte ich genau betrachtet ja sogar die Wahrheit.
    »Dürfen wir uns
     hier wohl etwas umsehen?«
    Ich machte ein verwirrtes
     Gesicht.
    Der Kollege sagte: »Reine
     Routine. Wenn eine solche Anschuldigung erhoben wird und es sich später
     herausstellt, daß Sie einen Apparat im Schlafzimmer haben, der gefälschte FBI-Ausweise
     druckt, und wir ihn nicht gefunden haben, dann würden wir ziemlich
     dumm dastehen. Wir möchten uns einfach nur mal kurz umsehen.« 
    Ich ging mit ihnen durchs
     Haus. Sie stellten nur zwei Fragen.
    In der Küche: »Wo
     essen Sie, Sir?«
    »In der Firma. Die
     Regierung subventioniert die Mahlzeiten dort, also wäre es
     Verschwendung, irgendwo anders zu essen.«
    Und im dritten Schlafzimmer:
     »Was ist in diesen Kisten?« Die Pappkartons in der Ecke.
    Ich wußte es nicht.
     »Geld«, sagte ich.
    Sie ließen die
     Pappkartons unberührt. Insgesamt brachten sie nur fünf Minuten
     mit der Durchsuchung des Hauses zu. Anschließend sah ich zu, wie sie
     in ihren Wagen stiegen, ihn wendeten und die Einfahrt hinunterfuhren.
    Mir war stark danach zumute,
     ihnen zu folgen, aber ich mußte ihnen eine Minute Zeit geben, zu
     verschwinden. Ich war Rushs Behausung leid. Ich fühlte mich dort
     nicht wohl. Und ich wollte Sam finden. Ich wollte die Briefe in meiner
     Tasche Miller übergeben. Und schlafen.       
    Ich verbrachte die Minute
     damit, in das dritte Schlafzimmer zurückzugehen, bevor ich endgültig
     das Haus verließ. Nur um einen Blick in die Pappkartons zu werfen. 
    Ich hatte das FBI belogen.
    Es gab insgesamt vier
     Pappkartons. In dreien davon befanden sich staubige Bücher und
     Zeitschriften.
    Nur der vierte war voller
     Geld.
    Überwiegend handelte es
     sich um Fünfzigdollarscheine, aber zur Abwechslung gab es auch
     Hunderter und Zwanziger. Alles schöne, gebrauchte Scheine. Mein
     erster Impuls war, sie zu zählen.
    Dann dachte ich, daß
     ich mir vielleicht etwas davon nehmen könnte. So sehr ich auch
     versuche, Geld als eine Tatsache des Lebens zu ignorieren - es gibt
     Zeiten, da hilft es. Ich streckte die Hand aus und griff zu.
    Aber dann fiel mir ein, woher
     das Geld gekommen war. Es war nicht das FBI. Ich ließ es wieder
     fallen.
    Schließlich übermannte
     mich der Impuls, so schnell ich nur konnte, aus Rushs Haus zu
     verschwinden. Mich auf die Suche nach Sam zu machen. Und endlich mit der
     Polizei zu reden.
    Ich stapelte die Kisten
     wieder in der Ecke auf, ging zurück durchs Wohnzimmer und beschloß,
     durch die Hintertür zu verschwinden.
    Der kürzeste Weg nach
     Hause.
    Ich trat hinaus auf die
     Veranda.
    Ein haariger Unterarm
     quetschte mir die Arme an den Körper, und eine glutheiße Hand
     zog alles mir verbliebene Haar auf meinem Kopf nach hinten.
    »Teufel auch!«
     sagte eine Stimme neben mir. »Da haben wir die Falle noch nicht
     einmal aufgestellt, und das gottverdammte Kaninchen springt schon hinein.«
    Irgendwo weiter über mir
     sagte eine viel feindlichere Stimme: »Ich habe euch doch gesagt, daß
     der Wagen auf der Straße verdächtig aussah.«
    Eine dritte Stimme, die müde
     klang, sagte: »Du hattest recht, Lee. Bring ihn wieder rein.«

 
    39
    Zwei Männer betraten vor
    

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