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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Anruf galt meinem Büro. Ich wollte kurz mit
     Sam reden. Aber sie war nicht da; Dorrie, mein Anrufdienst, schaltete sich
     in das Gespräch ein, aber ich legte auf, ohne mit ihr zu sprechen.
     Ich wollte keine Nachricht hinterlassen. Sam war wahrscheinlich im
     Entropist Hospital.
    Dann rief ich Miller an:
     »Du bist also wieder zurück in deinem Büro, ja?«
     Seit unserer frühmorgendlichen Begegnung war mir genug widerfahren,
     um mich leichten Herzens daran zu erinnern.
    Ganz im Gegensatz zu ihm.
     »Du bist in Schwierigkeiten, Albert.«
    »Das habe ich angeblich
     schon zu mir selbst gesagt, als ich zum ersten Mal begriff, daß ich
     geboren worden war.«
    »Laß den Scheiß.
     Und sieh zu, daß du deinen Arsch hierherbewegst. In der ganzen
     Umgebung wird nach dir gefahndet.«
    »Nur, weil ich dir
     einen kleinen Schubs gegeben habe? Ist das nicht in bißchen übertrieben?«
    »Du hast mir einen Zahn
     ausgeschlagen«, sagte er.
    »Das wußte ich
     nicht. Tut mir leid.«
    »Wo bist du?«
    »Ich komme nicht ins
     Hauptquartier, nicht jetzt, Jerry«, sagte ich.
    Er schwieg einen Moment. Dann
     sagte er: »Du bist doch sonst immer vernünftig gewesen. Falls
     du nicht plötzlich übergeschnappt bist, muß ich davon
     ausgehen, daß du weißt, was du da tust.«
    »Ich habe ein paar
     Dinge herausgefunden.«
    »Was für Dinge?«
    »Daß einer der
     Loftus-Wissenschaftler John Pighee ermordet hat. Zum Beispiel.«
    »Pighee ist tot? Wann
     ist das passiert?«
    »Er war schon immer tot«,
     sagte ich.
    »Das hast du schon
     einmal gesagt, aber was zum Teufel soll das heißen? Ist Pighee tot
     und hinüber oder nicht?«
    »Nun, sein Zustand hat
     sich nicht geändert, wenn es das ist, was du meinst. Aber der Notarzt
     und Marcia Merom haben mir beide gesagt, daß er bei dem Unfall getötet
     wurde und daß sie lediglich sein Herz und die lebenswichtigen Organe
     künstlich in Gang gehalten haben.«
    Ich spürte förmlich,
     daß Miller alle möglichen Dinge durch den Kopf gingen. Er
     sagte: »Kannst du das beweisen?«
    »Nur Leuten, die keine
     Watte im Ohr haben. Aber nicht deinem Freund Gartland.«
    »Meinem Vorgesetzten«,
     sagte Miller.
    »Tut das FBI solche
     Dinge?« fragte ich ihn. »Oder falls das FBI so etwas tut,
     kommt es dann ungeschoren mit so etwas davon?«
    »Du fängst also
     schon wieder damit an, wie?«
    »Ich glaube nichts, nur
     weil irgend jemand es mir sagt. Selbst wenn es sich um deinen…
     Vorgesetzten handelt. Selbst wenn er seine Informationen von jemandem mit
     überragenden persönlichen Referenzen hat. Und vor allem glaube
     ich nichts, was nicht in mein Konzept vom üblichen Gang der Dinge paßt.
     Jemand legt hier jemanden rein, und wenn ihr da nicht eine Menge mehr wißt,
     als es den Anschein hat, gehört ihr möglicherweise
     zu den Reingelegten.«
    »Das ist nicht sehr
     wahrscheinlich«, sagte Miller.
    »Was braucht man, um
     euch Polizisten dazu zu bringen, die Nasen in euren Gesichtern zu sehen?«
    »Spiegel.«
    »Ist das
     Merom-Weibsbild mittlerweile wieder aufgetaucht, um euch zu erzählen,
     wie ich sie entführt habe?«
    »Nein.«
    »Wenn sie kommt, wirst
     du sie dann über ihre angeblichen FBI-Aktivitäten befragen?«
    »Nein«, sagte
     Miller. »Das ist nicht nur mehr, als mir mein Job wert ist, ich
     halte es auch nicht für notwendig.«
    »Wirst du sie nach John
     Pighees tatsächlichem Zustand fragen?«
    Er sagte nicht sofort nein.
     Also war es möglich.
    »Jerry, was genau
     braucht man, um dich dazu zu bringen, dich gegen deinen Vorgesetzten
     Captain Gartland zu stellen?«
    »Mehr, als du mir
     wahrscheinlich geben kannst.« 
    »Im Ernst.«
    »Greifbare Beweise, würde
     ich sagen. Genau das, was du nicht hast.«
    »Du würdest es
     nicht in Erwägung ziehen, einen unabhängigen Mediziner in die
     Klinik zu schicken, damit der sich Pighees Leiche ansieht, oder?«
    »Nur auf dein Wort hin?«
     Das hieß nein.
    »Wie wäre es, wenn
     du die Fahndung nach mir abblasen würdest, damit ich meinen Wagen
     benutzen kann? Ich bin es leid, zu Fuß zu gehen.«
    »Die Sache liegt nicht
     mehr in meinen Händen«, sagte Miller unheilverkündend.
     »Aber wenn du herkommst, kannst du deine Aussage machen, und wir
     sehen, was wir für dich tun können.«
    »Warum erfüllt
     mich das nicht mit Zuversicht?«
    Ich weiß nicht, ob er
     mir noch eine Antwort gegeben hat. Ich legte einfach auf. Zumindest würden
     seine Leute immer noch nach meinem Lieferwagen suchen, nicht nach

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