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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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war der Freitag, obwohl seine Spätauftritte
     im Labor insgesamt gleichmäßiger als die der anderen über
     die ganze Woche verteilt waren.       
    Auch Henry Rushs Name tauchte
     auf, aber nur siebenmal im Laufe des Jahres.
    Aufgeregt verdaute ich diese
     Informationen. Nicht, weil ich wußte, was das Muster zu bedeuten
     hatte, sondern weil es bedeutete, daß es ein Muster gab. Etwas, was
     nach einem regelmäßigen Zeitplan ablief.
    »Du lächelst ja,
     Daddy.«
    »Du bist sehr
     aufmerksam«, sagte ich.
    »Du freust dich, nicht
     wahr? Habe ich gute Arbeit geleistet?«
    »Sehr gute«,
     sagte ich. »Du wirst einmal eine hervorragende Detektivin abgeben.
     Nur gut, daß ich nicht heute meine Lizenz verloren habe.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich bin in ein
     Apartment eingebrochen und habe mich dabei erwischen lassen. Wegen solcher
     Dinge verlieren Detektive für gewöhnlich ihre Lizenz.«
    Ich holte meine Notizen und
     erzählte ihr, was ich Marcia Merom über die Gang und ihre Geschäfte
     gesagt hatte.
    »Aber du weißt
     doch gar nichts über ihre Geschäfte«, sagte sie.
    »Aber sie wissen etwas.
     Das Problem ist also, sie dazu zu bringen, mir etwas davon zu erzählen,
     statt es direkt herauszufinden. Verstehst du, was ich meine?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Manchmal zahlt es sich
     aus, die Leute glauben zu machen, man wüßte etwas, was man gar
     nicht weiß. Es ändert das Bild, das sie von dir haben. Es
     ändert ihr Verhalten dir gegenüber, und diese Veränderungen
     hängen davon ab, was du ihrer Meinung nach weißt. Wenn man dann
     genau beobachtet, inwiefern sich ihr Verhalten gegenüber früher
     verändert hat - als sie noch dachten, du wüßtest nichts -,
     dann erfährt man eine ganze Menge.«
    »Okay.«
    »Ich habe also Marcia
     Merom erzählt, daß ich wüßte, sie und die anderen
     Leute bei Loftus wären in irgendwelche Geschäfte verstrickt. Und
     ich habe ihr gedroht, zur Polizei zu gehen. Statt mich zu behandeln, als
     sei ich total übergeschnappt, nahm sie mich ernst. Jetzt weiß
     ich also etwas.« 
    »Wirst du zur Polizei
     gehen?«
    »Wozu? Um zu gestehen,
     daß ich in ihr Apartment eingebrochen bin?«
    *
    Später kam Ray, um Sam
     abzuholen. Damit ich nicht von Einsamkeit übermannt wurde, machte ich
     mich auf den Weg zu einem Besuch bei Linn Pighee.
    Ich stellte fest, daß
     man sie in den Flügel des Loftus-Pavillons gelegt hatte. Aber nach
     oben, in den Krankenhausteil. Nicht in die Klinik.
    »Es hat etwas mit der
     Versicherung zu tun«, sagte sie mit dem zerbrechlichen Echo einer
     Stimme. »Weil John ein Loftus-Angestellter ist.«
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Wie sehe ich aus?«
    »Fabelhaft«,
     sagte ich. Schauderhaft, dachte ich.
    »Nun, ich fühle
     mich so gut, wie ich aussehe.«
    »Essen Sie wenigstens
     gut?« fragte ich.
    »Zur Abwechslung mal.«
    »Sam ist sehr unglücklich
     darüber, daß Sie bei uns nichts gegessen haben. Sie macht sich
     Vorwürfe, daß sie Ihnen das hat durchgehen lassen.«
    »Das hat sie mir
     gesagt. Sie sollte sich keine Gedanken machen deswegen. Ich war einfach
     nicht hungrig. Es ist schwer für mich zu essen, wenn ich keinen
     Hunger habe. Mir wird übel davon.«
    »Sie sind wirklich
     schlimm dran«, sagte ich. »Übelkeit, wenn Sie essen, und
     Übelkeit, wenn Sie nicht essen.«
    Sie nickte schweigend.
    »Wann kommen Sie wieder
     raus?« fragte ich. »Hat man Ihnen das schon gesagt?«
    »Es heißt, sie müßten
     noch einige Untersuchungen machen.«
    »Ich hoffe, es geht
     alles gut«, sagte ich. Aber es ging an ihr vorbei. Ihre Augen
     flackerten.
    »Ich werde jetzt
     einschlafen«, sagte sie.
    Ich saß da und sah ihr
     dabei zu.

 
    27
    Als ich nach Hause kam, waren
     Sam und Ray noch nicht wieder zurück.
    Ich verwandte fünf
     Minuten darauf, eine Liste von Dingen zu erstellen, die ich wissen wollte.
     Dann wartete ich, bis meine Zugehfrau ihre wöchentliche Dosis Spiel
     und Spaß mit meiner Wohnung gehabt hatte.
    Gegen Viertel nach elf kamen
     die beiden dann hereinspaziert.
    »He, komischer Mann,
     wie geht’s?«
    »Hallo, Daddy. Wir
     hatten einen Mordsspaß.«
    »Ihr kleines Mädchen
     ist eine spitzenmäßige Athletin.«
    »Wir haben Großmutter
     besucht«, sagte Sam, »und dann haben wir noch Minigolf
     gespielt.«
    »Sie hat den Ball beim
     ersten Schlag eingelocht, und das, obwohl sie noch nie gespielt hat«,
     sagte Ray.
    »Ich habe noch nie
     zuvor einen Golfschläger in der Hand gehabt, Daddy!« Sam
    

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