Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
Vom Netzwerk:
strahlte.
    »Du wirst also die nächste
     Babe«, meinte ich dazu.
    »Wer?«
    »He, Mann«, sagte
     McGonigle. »Babe Ruth hat doch nicht Golf gespielt. Sie hat gesagt,
     Sie interessierten sich für Sport.«
    »Mm, bis zum bitteren
     Ende«, sagte ich.
    »Vielleicht hat er
     einfach nur Spaß gemacht«, sagte Sam.
    »Didrikson«,
     sagte ich. Beschloß aber, nicht zu versuchen, ihrer Begeisterung
     einen Dämpfer aufzusetzen. Oder sie ganz abzuwürgen. Ich stand
     auf. »Sam, du hast heute morgen etwas zu tun.«
    »Ach, wirklich?«
     sagte sie. »Was, Daddy? Oh, was?« Ich ging ins Bett.
    *
    »Aber wie soll ich
     diese Sachen denn herausfinden, Daddy?«
    »Du bist jetzt
     Privatdetektivin. Also solltest du wissen, wie so etwas geht. Ist noch
     etwas Orangensaft übrig?«
    »Aber -!«
    »Leg dir zurecht, was
     du weißt. Dann, was du wissen willst. Denk darüber nach, wer es
     wissen könnte. Und dann handle. Gibst du mir mal die Margarine?«
    »Also - dieser Mann,
     der vor vier Jahren gestorben ist. Er wurde getötet oder starb
     jedenfalls bei einem Einbruch. Stimmt’s?«
    »Ja. Ist noch
     Guavengelee in dem Topf da hinten?«
    »Also muß die
     Polizei alles darüber wissen.«
    »Sollte sie jedenfalls.
     Kennst du jemanden bei der Polizei, der dir helfen würde?«
    »Nein. Aber…
     aber…«
    »Könnte ich bitte
     das Messer haben?«
    »Aber ich könnte
     hingehen und so tun, als sei ich seine Tochter. Dann würden sie mir
     doch alles darüber sagen, oder?«
    »Kennst du seinen
     Namen?«
    »Ah. Hm.«
    »Du weißt mehr
     oder weniger, wann es passiert ist. Und etwas über das, was passiert
     ist. Wo es passiert ist.«
    »Du meinst, ich könnte
     zu dem Haus gehen und dort fragen.«
    »Gibt es nicht eine
     Stelle, wo man die meiste Arbeit schon für dich gemacht hat? Damals,
     als es passierte. Etwas, wo du einfach hingehen und nachsehen könntest.«
    »Was meinst du?«
    »Gib mir bitte die
     Zeitung, ja? Die Zeitung.«
    »Ah.«
    Ich schickte sie in die
     Bibliothek, wo sie alte Zeitungsberichte über den Zwischenfall
     nachlesen sollte, ein guter Platz, um anzufangen und außerdem schön
     kühl an einem heißen Augusttag.
    Ich zog mich mit dem Rest
     Orangensaft in mein Büro zurück, um meine eigenen Unterlagen und
     mein Notizbuch zu studieren. Mein Forschungseifer hielt so lange an wie
     der Orangensaft, dann beschloß ich, Sams Beispiel zu folgen und mich
     zu Feldstudien aufzumachen. Und den Versuch zu starten, etwas über
     Seafield herauszufinden.
    *
    Es gab nur einen im
     Telefonbuch. Was darauf schließen ließ, daß es einfach
     sein würde, ihn zu finden. Aber als ich an der richtigen Stelle auf
     der richtigen Straße angelangt war, schien die im Telefonbuch aufgeführte
     Adresse nicht da zu sein. Bis ich sie schließlich hinter einem Haus
     fand, das da war. Es war ein umgebautes Kutschenhaus aus Tagen, die schon
     überall Geschichte waren, hier in diesem nördlichen Teil des
     mittleren Indianapolis aber ganz besonders lange zurücklagen. Man
     konnte das Gebäude vom Gehsteig aus erkennen, allerdings nur, wenn
     man wußte, wo man suchen mußte.
    Ich ging weiter. Bis ich eine
     Telefonzelle fand.
    »Loftus Pharma.«
    »Lea Seafield in
     Forschung Drei bitte.«
    Es dauerte eine volle Minute,
     bis ich richtig verbunden war, aber dann tönte es knapp und tief am
     anderen Ende der Leitung: »Seafield.«
    »Wer?« fragte
     ich.
    »Seafield. Was wollen
     Sie?«
    »Nicht Seafield. Ich
     wollte mit Mr. Sealy sprechen.«
    »Der ist nicht am
     Apparat«, sagte Seafield und hängte ein.
    Ich schaffte es, den Weg bis
     zu seiner Tür mit gleichmäßig schlagendem Herzen zurückzulegen.
    Das Haus war solide gebaut.
     Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, daß es nicht
     ausschließlich zu Wohnzwecken benutzt wurde. Das Erdgeschoß
     bestand nur aus Garagen, Platz für vier Autos. Darüber gab es
     eine voll ausgebaute erste Etage und schließlich einen Dachboden mit
     großen Fenstern nach Südwesten hin. Es ließ die Art
     Atelier vermuten, wie sie ein Künstler benötigt oder ein
     FKK-Freund, der seiner Vorliebe auch zu Hause frönen will. Soweit ich
     wußte, gehörte Seafield nicht zur Spezies der Künstler.
    Vor den Garagen befand sich
     ein schmaler Durchgang, und an einem Ende der Hausfassade leuchtete eine
     elektrische Klingel neben dem Hauseingang.
    Obwohl ich wußte, daß
     Seafield bei der Arbeit war, klingelte ich. Und klopfte laut. Und
     klingelte dann noch einmal. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher