Der stumme Handlungsreisende
strahlte.
»Du wirst also die nächste
Babe«, meinte ich dazu.
»Wer?«
»He, Mann«, sagte
McGonigle. »Babe Ruth hat doch nicht Golf gespielt. Sie hat gesagt,
Sie interessierten sich für Sport.«
»Mm, bis zum bitteren
Ende«, sagte ich.
»Vielleicht hat er
einfach nur Spaß gemacht«, sagte Sam.
»Didrikson«,
sagte ich. Beschloß aber, nicht zu versuchen, ihrer Begeisterung
einen Dämpfer aufzusetzen. Oder sie ganz abzuwürgen. Ich stand
auf. »Sam, du hast heute morgen etwas zu tun.«
»Ach, wirklich?«
sagte sie. »Was, Daddy? Oh, was?« Ich ging ins Bett.
*
»Aber wie soll ich
diese Sachen denn herausfinden, Daddy?«
»Du bist jetzt
Privatdetektivin. Also solltest du wissen, wie so etwas geht. Ist noch
etwas Orangensaft übrig?«
»Aber -!«
»Leg dir zurecht, was
du weißt. Dann, was du wissen willst. Denk darüber nach, wer es
wissen könnte. Und dann handle. Gibst du mir mal die Margarine?«
»Also - dieser Mann,
der vor vier Jahren gestorben ist. Er wurde getötet oder starb
jedenfalls bei einem Einbruch. Stimmt’s?«
»Ja. Ist noch
Guavengelee in dem Topf da hinten?«
»Also muß die
Polizei alles darüber wissen.«
»Sollte sie jedenfalls.
Kennst du jemanden bei der Polizei, der dir helfen würde?«
»Nein. Aber…
aber…«
»Könnte ich bitte
das Messer haben?«
»Aber ich könnte
hingehen und so tun, als sei ich seine Tochter. Dann würden sie mir
doch alles darüber sagen, oder?«
»Kennst du seinen
Namen?«
»Ah. Hm.«
»Du weißt mehr
oder weniger, wann es passiert ist. Und etwas über das, was passiert
ist. Wo es passiert ist.«
»Du meinst, ich könnte
zu dem Haus gehen und dort fragen.«
»Gibt es nicht eine
Stelle, wo man die meiste Arbeit schon für dich gemacht hat? Damals,
als es passierte. Etwas, wo du einfach hingehen und nachsehen könntest.«
»Was meinst du?«
»Gib mir bitte die
Zeitung, ja? Die Zeitung.«
»Ah.«
Ich schickte sie in die
Bibliothek, wo sie alte Zeitungsberichte über den Zwischenfall
nachlesen sollte, ein guter Platz, um anzufangen und außerdem schön
kühl an einem heißen Augusttag.
Ich zog mich mit dem Rest
Orangensaft in mein Büro zurück, um meine eigenen Unterlagen und
mein Notizbuch zu studieren. Mein Forschungseifer hielt so lange an wie
der Orangensaft, dann beschloß ich, Sams Beispiel zu folgen und mich
zu Feldstudien aufzumachen. Und den Versuch zu starten, etwas über
Seafield herauszufinden.
*
Es gab nur einen im
Telefonbuch. Was darauf schließen ließ, daß es einfach
sein würde, ihn zu finden. Aber als ich an der richtigen Stelle auf
der richtigen Straße angelangt war, schien die im Telefonbuch aufgeführte
Adresse nicht da zu sein. Bis ich sie schließlich hinter einem Haus
fand, das da war. Es war ein umgebautes Kutschenhaus aus Tagen, die schon
überall Geschichte waren, hier in diesem nördlichen Teil des
mittleren Indianapolis aber ganz besonders lange zurücklagen. Man
konnte das Gebäude vom Gehsteig aus erkennen, allerdings nur, wenn
man wußte, wo man suchen mußte.
Ich ging weiter. Bis ich eine
Telefonzelle fand.
»Loftus Pharma.«
»Lea Seafield in
Forschung Drei bitte.«
Es dauerte eine volle Minute,
bis ich richtig verbunden war, aber dann tönte es knapp und tief am
anderen Ende der Leitung: »Seafield.«
»Wer?« fragte
ich.
»Seafield. Was wollen
Sie?«
»Nicht Seafield. Ich
wollte mit Mr. Sealy sprechen.«
»Der ist nicht am
Apparat«, sagte Seafield und hängte ein.
Ich schaffte es, den Weg bis
zu seiner Tür mit gleichmäßig schlagendem Herzen zurückzulegen.
Das Haus war solide gebaut.
Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, daß es nicht
ausschließlich zu Wohnzwecken benutzt wurde. Das Erdgeschoß
bestand nur aus Garagen, Platz für vier Autos. Darüber gab es
eine voll ausgebaute erste Etage und schließlich einen Dachboden mit
großen Fenstern nach Südwesten hin. Es ließ die Art
Atelier vermuten, wie sie ein Künstler benötigt oder ein
FKK-Freund, der seiner Vorliebe auch zu Hause frönen will. Soweit ich
wußte, gehörte Seafield nicht zur Spezies der Künstler.
Vor den Garagen befand sich
ein schmaler Durchgang, und an einem Ende der Hausfassade leuchtete eine
elektrische Klingel neben dem Hauseingang.
Obwohl ich wußte, daß
Seafield bei der Arbeit war, klingelte ich. Und klopfte laut. Und
klingelte dann noch einmal. Vielleicht
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