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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Ich meine…«
    »Nein, nein«,
     sagte ich und sah mich in dem Zimmer um. »Sie scheinen mehr als
     genug davon zu haben. Natürlich verdienen Arzte heutzutage auch ein
     Vermögen, nicht wahr? Nein, Sie brauchen wirklich nicht noch mehr
     Geld.« Ich zögerte und sagte dann: »Aber wenn Pighee nun
     schon so lange aus dem Weg ist, warum mischt Seafield jetzt erst mit?«
    Sie senkte den Kopf. »Lee
     ist schon in Ordnung«, sagte sie.
    »Ach ja?« sagte
     ich. Und ich stand auf. Sie reagierte nicht. Ihre Hände lagen locker
     auf dem Revolver, rührten sich jedoch nicht. Sie schien ganz
     vergessen zu haben, daß sie ihn noch hatte. Im Gegensatz zu mir.
    »Ich kann nicht sagen,
     daß ich die Dinge so richtig verstehe«, sagte ich. »Aber
     was ich Ihnen und Ihren Leuten mitteilen wollte, ist folgendes: Ich höre
     nicht auf, in der Pighee-Sache
     herumzustochern, bis ich verstehe, was da los ist. Und die Polizei wird
     sich auch dafür interessieren.«
    »Die Polizei«,
     sagte sie kopfschüttelnd. »Nein.«
    »Doch«, sagte
     ich, aber sie schien mir nicht zuzuhören. Sie schien vielmehr den größten
     Teil unseres Gesprächs mit sich selbst abzuhalten.
    Dann sagte sie plötzlich:
     »Warten Sie noch ein paar Tage. Warten Sie, ja? Sie… Sie
     verstehen nicht, da bin ich mir sicher. Sie könnten Menschen schaden,
     Dingen, Dingen, denen Sie keinen Schaden zufügen wollen würden,
     da bin ich mir sicher. Geben Sie der Sache noch ein paar Tage. Bitte.«
     Sie stand auf und ließ den Revolver auf ihrem Stuhl liegen. »Bitte!
     Ich rufe Sie dann an, und wir können darüber reden. Haben Sie
     eine Karte? Mit Ihrer Telefonnummer drauf? Ich rufe Sie an, das verspreche
     ich Ihnen.«
    Ich gab ihr meine Karte. Und
     nachdem ich bereits mehr erreicht hatte, als ich erwartet hatte, ging ich.
     Durch die Vordertür.

 
    26
    Ich wollte gerade vom ersten
     Stock ins Erdgeschoß hinuntergehen, als mich eine große Hand
     von hinten an der Schulter faßte.
    »He!«
    Die Hand ließ mich
     herumwirbeln.
    »Was fällt Ihnen
     ein!« sagte ich.
    »Genau das wollte ich
     Sie fragen.« An der Hand hing ein wahrer Hüne von Mann, und
     sein Händedruck war nicht von schlechten Eltern.
    »Wo liegt das Problem?«
    »Sie sind der Typ, der
     bei mir geklingelt hat, hm?«
    »Machen Sie sich nicht
     lächerlich«, sagte ich sorglos.
    »Oh, doch«, sagte
     er. »Ich habe Sie gesehen. Durch den Türspäher. Sie haben
     mich verdammt noch mal geweckt und mit mir über die Gegensprechanlage
     gesprochen, und dann sind Sie nicht zu meiner Tür gekommen. Ich habe
     Sie durch den Späher hindurch raufgehen sehen. Ich habe Sie auch
     wieder runterkommen sehen. Und jetzt kommen Sie wieder runter. Warum
     machen Sie das alles?«
    Es war schwer, eine Antwort
     auf diese Frage zu finden. Die Hand auf meiner Schulter ließ nicht
     locker. Ich hatte eine Karte in meiner Brieftasche, auf der stand, daß
     ich Vertreter für Swimmingpools war. Aber ich hatte nicht das Gefühl,
     daß er daran interessiert wäre.
    »Ich arbeite die ganze
     Nacht«, sagte er. »Und wenn ich tagsüber geweckt werde, dann
     kriege ich auch raus, warum.«
    »Ich bin Privatdetektiv«,
     sagte ich. »Ich habe auf eine Menge Klingeln gedrückt, weil ich
     durch die Vordertür hinein wollte. Da oben wohnt jemand, über
     den ich Nachforschungen anstelle, und ich mußte ins Haus kommen, um
     in dessen Apartment hineinzugelangen.«
    Er blickte die Treppen
     hinauf, die ich gerade heruntergekommen war. »Liebesnest, was? Wer
     ist es?« Er ließ meine Schulter los. »Kein Scheiß,
     Mann«, sagte er finster.
    »Das darf ich Ihnen
     nicht sagen«, erwiderte ich lammfromm.
    Er nickte.
    »Nur konnte ich nicht
     in das Apartment hineinkommen, als ich da oben war. Also kam ich wieder
     runter und ging aus dem Haus, um mir an der Hintertür zu schaffen zu
     machen.«
    Er nickte immer noch. »Eine
     Menge Leute hier haben ziemlich gute Schlösser an ihren Türen.
     Seit damals, als dieser Bursche von einem Einbrecher umgebracht wurde. Vor
     vier Jahren.«
    »Ach?«
    »Kein Scheiß.
     Genau hier, genau in diesem Gebäude. Ein Krüppel, der in 3c
     gewohnt hat. Hat sich den Hals gebrochen, als er vom Balkon herunterfiel.
     Hat die Leute hier sehr nervös gemacht, wissen Sie. Viele von denen
     haben sich dann bessere Schlösser gekauft, als sie vorher hatten.«
    »Das kann ich verstehen«,
     sagte ich.
    »Die Leute hier, das
     sind meistens Singles oder kinderlose Ehepaare. Sie arbeiten alle.

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