Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
Vom Netzwerk:
Was
     bedeutet, daß sie ’ne Menge Geld haben, wissen Sie. Und sie
     haben ziemlich wertvolle Sachen. Ich, ich habe keine Angst.«
    »Das glaube ich«,
     sagte ich.
    »Ich bin das, was man
     einen Fatalisten nennt, Sie wissen, was ich meine? Wenn es mich treffen
     soll, dann trifft es mich auch. Sie sind wirklich ’n Privatdetektiv?«
    »Wollen Sie meinen
     Ausweis sehen?«
    Er wollte. Ich zeigte ihn
     ihm.
    »Ich will verdammt sein«,
     sagte er. »Hätte nicht gedacht, daß Leute heutzutage noch
     so was machen.«
    »Es ist eine
     aussterbende Kunst«, sagte ich. Wir schieden als Freunde.
    *
    Ich saß ein paar
     Minuten lang in meinem Wagen und versuchte, mir Notizen über mein
     Gespräch mit Marcia Merom zu machen. Es war verwirrender als gewöhnlich.
     Ich war ihr »auf Gedeih und Verderb« ausgeliefert gewesen,
     hatte mir den Arm umdrehen lassen und dann noch diese verdammte Katze.
    Schließlich ließ
     ich den Motor an und fuhr rückwärts wieder auf den Washington
     Boulevard. Dort fiel mir ein roter Thunderbird vor dem Haus auf. Ich sah
     Lee Seafield aussteigen. Eine Weile trödelte ich noch dort herum, während
     er in die Lobby ging. Ich brauchte ihm nicht zu folgen. Ich hatte eine
     gute Vorstellung davon, was er wollte.
    Eine Vorstellung, aber nicht
     viel Verständnis. Das alte Lied.
    »Du warst aber lange
     weg, Daddy«, sagte Sam, als ich durch die Bürotür kam. Sie
     saß hinter meinem Schreibtisch und hatte einen Bleistift in der Hand
     und einen weiteren hinterm Ohr.
    »Schon irgendwelche
     Gewinner ausgemacht?«
    Sie verstand mich nicht.
     Sagte aber: »Ich habe an deiner Liste gearbeitet. Wenn du in die Küche
     gehst und uns etwas Kaffee kochst, bin ich in ein paar Minuten fertig.«
    »Wo ist dein
     Wissenschaftlerfreund?«
    »Er kommt bald wieder.
     Er hatte keine Lust mehr, mir zuzugucken.«
    »Wenn du einen
     Augenblick Zeit hast«, sagte ich. »Ich habe auf dem Weg nach
     oben einen Brief für dich gefunden.« Ich warf einen Umschlag
     auf den Schreibtisch.
    »Für mich?«
     Sie warf einen Blick darauf. »Aber er ist doch an dich adressiert!«
    Ich ging in die Küche,
     um Kaffee zu kochen.
    Während er langsam in
     Gang kam, trat sie mit ihrer endgültigen Liste herein. Sie strahlte
     wie ein kleines Mädchen. Der geöffnete Umschlag lag obenauf.
     »Es ist mein Ausweis«, sagte sie. »Bin ich jetzt ein
     richtiger Detektiv?«
    »Wenn du unterschrieben
     hast. Neben dem Daumenabdruck.«
    Ich lieh ihr einen Stift.
    »Jetzt bin ich ein
     Detektiv«, sagte sie.
    »Du behältst diese
     Karte, bis du gefeuert oder eines Verbrechens für schuldig befunden
     wirst oder bis ich meine Lizenz verliere.«
    Aber sie seufzte nur. »Ein
     richtiger Detektiv.«
    Was kann ein Vater Schöneres
     für eine Tochter tun?
    Während wir unseren
     Kaffee tranken, sah ich mir die Zusammenfassungen an, die Sam von der
     Fincastle-Liste gemacht hatte.
    Sie bewiesen, daß Sir
     Jeff, was auch immer er seinen Leuten bezahlte, den vollen Wert für
     sein Geld bekam. In dem Kalenderjahr, bevor er in die Luft flog, hatte
     John Pighee jeden einzelnen Donnerstag bis spät in die Nacht im Labor
     gearbeitet.
    Er war auch an jedem
     Wochenende dagewesen, entweder samstags oder sonntags. Und an
     zweiundvierzig der verfügbaren zweiundfünfzig Dienstage. Eine
     Gesamtsumme von einhundertsiebenundvierzig Einträgen.
    Sie standen für eine
     kolossale Menge Arbeit, vor allem wenn man bedachte, daß niemand wußte,
     was er mit seiner Zeit dort anfing. 
    Oder zumindest niemand bereit
     war, mir etwas darüber zu sagen.
    Sam hatte außerdem auch
     die Abend- und Nachtschichten der anderen Mitarbeiter in Forschung Drei
     analysiert. Es gab neun Namen, die zwölfmal oder seltener
     auftauchten. Dann drei zwischen neunundzwanzig und achtundvierzig, angeführt
     von dem Techniker Raymond McGonigle. Zu dieser Sparte gehörte auch
     eine S. Grace…: Ich nahm an, daß es sich um die Technikerin
     Sonia handelte, die mich im Labor beinahe umgerannt hätte. Und drei
     Namen erschienen häufiger: M. Merom: dreiundneunzig; L. Seafield:
     hundertachtzehn; und J. Dundree: hundertvierzig. Aber seltsamer noch als
     die Gesamtsummen war die Aufteilung der verschiedenen Leute: Dr. Merom war
     jeden Mittwochabend im Labor gewesen, und jeden Sonntag, an dem auch
     Pighee dort gearbeitet hatte. Seafield war immer dienstags abends gekommen
     - obwohl er, im Gegensatz zu Dr. Merom und Pighee, ein paarmal gefehlt
     hatte. Und Dundrees Abend

Weitere Kostenlose Bücher