Der stumme Handlungsreisende
Was
bedeutet, daß sie ’ne Menge Geld haben, wissen Sie. Und sie
haben ziemlich wertvolle Sachen. Ich, ich habe keine Angst.«
»Das glaube ich«,
sagte ich.
»Ich bin das, was man
einen Fatalisten nennt, Sie wissen, was ich meine? Wenn es mich treffen
soll, dann trifft es mich auch. Sie sind wirklich ’n Privatdetektiv?«
»Wollen Sie meinen
Ausweis sehen?«
Er wollte. Ich zeigte ihn
ihm.
»Ich will verdammt sein«,
sagte er. »Hätte nicht gedacht, daß Leute heutzutage noch
so was machen.«
»Es ist eine
aussterbende Kunst«, sagte ich. Wir schieden als Freunde.
*
Ich saß ein paar
Minuten lang in meinem Wagen und versuchte, mir Notizen über mein
Gespräch mit Marcia Merom zu machen. Es war verwirrender als gewöhnlich.
Ich war ihr »auf Gedeih und Verderb« ausgeliefert gewesen,
hatte mir den Arm umdrehen lassen und dann noch diese verdammte Katze.
Schließlich ließ
ich den Motor an und fuhr rückwärts wieder auf den Washington
Boulevard. Dort fiel mir ein roter Thunderbird vor dem Haus auf. Ich sah
Lee Seafield aussteigen. Eine Weile trödelte ich noch dort herum, während
er in die Lobby ging. Ich brauchte ihm nicht zu folgen. Ich hatte eine
gute Vorstellung davon, was er wollte.
Eine Vorstellung, aber nicht
viel Verständnis. Das alte Lied.
»Du warst aber lange
weg, Daddy«, sagte Sam, als ich durch die Bürotür kam. Sie
saß hinter meinem Schreibtisch und hatte einen Bleistift in der Hand
und einen weiteren hinterm Ohr.
»Schon irgendwelche
Gewinner ausgemacht?«
Sie verstand mich nicht.
Sagte aber: »Ich habe an deiner Liste gearbeitet. Wenn du in die Küche
gehst und uns etwas Kaffee kochst, bin ich in ein paar Minuten fertig.«
»Wo ist dein
Wissenschaftlerfreund?«
»Er kommt bald wieder.
Er hatte keine Lust mehr, mir zuzugucken.«
»Wenn du einen
Augenblick Zeit hast«, sagte ich. »Ich habe auf dem Weg nach
oben einen Brief für dich gefunden.« Ich warf einen Umschlag
auf den Schreibtisch.
»Für mich?«
Sie warf einen Blick darauf. »Aber er ist doch an dich adressiert!«
Ich ging in die Küche,
um Kaffee zu kochen.
Während er langsam in
Gang kam, trat sie mit ihrer endgültigen Liste herein. Sie strahlte
wie ein kleines Mädchen. Der geöffnete Umschlag lag obenauf.
»Es ist mein Ausweis«, sagte sie. »Bin ich jetzt ein
richtiger Detektiv?«
»Wenn du unterschrieben
hast. Neben dem Daumenabdruck.«
Ich lieh ihr einen Stift.
»Jetzt bin ich ein
Detektiv«, sagte sie.
»Du behältst diese
Karte, bis du gefeuert oder eines Verbrechens für schuldig befunden
wirst oder bis ich meine Lizenz verliere.«
Aber sie seufzte nur. »Ein
richtiger Detektiv.«
Was kann ein Vater Schöneres
für eine Tochter tun?
Während wir unseren
Kaffee tranken, sah ich mir die Zusammenfassungen an, die Sam von der
Fincastle-Liste gemacht hatte.
Sie bewiesen, daß Sir
Jeff, was auch immer er seinen Leuten bezahlte, den vollen Wert für
sein Geld bekam. In dem Kalenderjahr, bevor er in die Luft flog, hatte
John Pighee jeden einzelnen Donnerstag bis spät in die Nacht im Labor
gearbeitet.
Er war auch an jedem
Wochenende dagewesen, entweder samstags oder sonntags. Und an
zweiundvierzig der verfügbaren zweiundfünfzig Dienstage. Eine
Gesamtsumme von einhundertsiebenundvierzig Einträgen.
Sie standen für eine
kolossale Menge Arbeit, vor allem wenn man bedachte, daß niemand wußte,
was er mit seiner Zeit dort anfing.
Oder zumindest niemand bereit
war, mir etwas darüber zu sagen.
Sam hatte außerdem auch
die Abend- und Nachtschichten der anderen Mitarbeiter in Forschung Drei
analysiert. Es gab neun Namen, die zwölfmal oder seltener
auftauchten. Dann drei zwischen neunundzwanzig und achtundvierzig, angeführt
von dem Techniker Raymond McGonigle. Zu dieser Sparte gehörte auch
eine S. Grace…: Ich nahm an, daß es sich um die Technikerin
Sonia handelte, die mich im Labor beinahe umgerannt hätte. Und drei
Namen erschienen häufiger: M. Merom: dreiundneunzig; L. Seafield:
hundertachtzehn; und J. Dundree: hundertvierzig. Aber seltsamer noch als
die Gesamtsummen war die Aufteilung der verschiedenen Leute: Dr. Merom war
jeden Mittwochabend im Labor gewesen, und jeden Sonntag, an dem auch
Pighee dort gearbeitet hatte. Seafield war immer dienstags abends gekommen
- obwohl er, im Gegensatz zu Dr. Merom und Pighee, ein paarmal gefehlt
hatte. Und Dundrees Abend
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