Der stumme Handlungsreisende
Detroit, und er hat sich ein halbes Dutzend Häuser hier in
der Stadt zugelegt. Das ist das kleinste.«
»Ein echter
Industriekapitän, Ihr Junge«, sagte ich.
»Ja«, sagte der
alte Mann. Es schien ihn nicht weiter zu interessieren.
»Verstehen Sie sich
nicht gut mit Ihrem Sohn, Mr. Walker?«
»Das trifft den Nagel
auf den Kopf. Tommy junior behandelt mich auch wie ein Stück Dreck.
Wahrscheinlich, weil sie ihn da, wo er gearbeitet hat, auch so behandelt
haben. Sir Jeff konnte sich nicht um jeden kümmern. Aber es ist nicht
recht, wenn ein Junge keine Achtung für seinen Vater hat.«
28
Sam war nicht zu Hause, als
ich zurückkam. Bei der vielen Arbeit, die ich ihr gegeben hatte,
konnte sie eine ganze Woche brauchen.
Ich saß da und brütete
vor mich hin. Sah meine Notizen durch. Es gab viele Dinge, die mir Sorgen
machten. Dann klingelte das Telefon.
»Al?«
»Albert Samson,
Privatdetektiv. Treibt Schulden ein. Und Scheidungen voran. Rabatte für
Minderheitengruppen. Wie zum Beispiel Polizisten.« Es war Miller.
»Bist du fertig?«
»Nicht fertig, aber der
Countdown ist gerade bei neun angekommen.«
»Kannst du herkommen?
Ich möchte mit dir reden.«
»Wann?«
»Jetzt«, sagte
er. Er klang ernst. Ernster als gewöhnlich.
»Was ist los?«
»Ich würde es
vorziehen, mit dir persönlich zu sprechen.«
»Ich mag keine Überraschungen,
Jerry.«
»Es geht um deinen
Fall. Pighee, der Bursche, der den Unfall hatte.«
»Was ist mit ihm?«
»Komm her, Albert«,
sagte er ruhig. Und dann: Zwing mich nicht, eine Staatsangelegenheit draus
zu machen.«
Ich hinterließ Sam eine
Nachricht und ging zum Gebäude der Stadtverwaltung.
*
Miller saß an seinem
Schreibtisch und wartete auf mich. Er tat nicht einmal so, als täte
er etwas anderes. Das machte diese Begegnung zur wichtigsten geschäftlichen
Unterhaltung, die wir je gehabt hatten.
»Also, was’n los?«
fragte ich. Ich setzte mich.
Statt mir zu antworten,
faltete er die Hände.
»Ich komm dann später
wieder, wenn du sprechen gelernt hast«, sagte ich. »Überraschungen
sind schon schlimm genug, aber in die Länge gezogene Überraschungen
sind unerträglich.«
»Es ist schwierig«,
sagte er.
Nun war es an mir, schweigend
zu warten.
»Du hattest recht mit
dem Pighee-Fall«, sagte er endlich.
»Was? Du meinst, die
Fingerabdrücke zeigen, daß es nicht Pighee ist?«
»Nein. Es ist durchaus
Pighee. Du hattest recht, daß da etwas Größeres im Gange
war, als es den Anschein hatte.«
»Du hast etwas
herausgefunden«, sagte ich. Manchmal braucht man eine Wünschelrute,
um in Erfahrung zu bringen, worauf die Leute hinauswollen.
»Ich hatte heute zwei
Besprechungen mit Captain Gartland. Ich möchte nur, daß du weißt,
daß du eine untrügliche Nase hast.«
»Bekomme ich jetzt eine
Medaille von der Polizei oder was?«
»Wußtest du, daß
Pighee ein… FBI-Agent war… ist?«
»Ein was?«
»Ein FBI-Agent.«
»Ich würde nicht
vor Gericht beschwören, daß ich es jetzt weiß«,
sagte ich.
»Es stimmt aber.«
»Wer sagt das?«
»Gartland sagt das«,
sagte Miller auf eine Art und Weise, die keinen Platz für Zweifel ließ.
»Du meinst wirklich das
FBI?«
»Ich meine das FBI.«
Nun hatte ich etwas, worüber
ich nachdenken konnte. Statt dessen redete ich. »Wenn das stimmt,
ist das noch immer keine Erklärung für die Dinge, die ich erklärt
haben möchte. Es sei denn, du willst mir erzählen, daß
Loftus eine subversive Front ist und daß das FBI die Firma mit
Kamikaze-Chemikern infiltriert hat.«
»Ich weiß nicht,
was er dort getan hat oder warum er in die Luft geflogen ist.«
»Aber was weißt
du denn, Jerry?«
»Gartland hat mich
heute morgen angerufen. Er sagte, man habe ihn über dein Interesse an
Pighee informiert und insbesondere über deinen Besuch im Krankenhaus.
Er sagte, er habe deine Akte durchgesehen und…«
»Meine Akte!«
unterbrach ich.
»Jawohl.«
»Was für eine
Akte?«
»Tja«, sagte er
unangenehm berührt, »die Akte, die wir über dich haben.
Wir haben dich vor ein paar Jahren bei einem Einbruch erwischt. Einbruch
und unerlaubtes Betreten.«
»Und die Anklagen
wurden fallengelassen, und darum geht es eigentlich gar nicht.«
»Tja«, sagte er.
Und biß schließlich in den sauren Apfel. »Wir haben
Unterlagen über alle Privatdetektive hier vor Ort.«
»Sch… Die
Staatspolizei
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