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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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sind.«
    »Zu Befehl, Sir!«
    »Wie bist du überhaupt auf deinen Beruf gekommen?« Wenn er sie dazu brachte, dass sie von sich erzählte, könnte er das Gespräch vielleicht auch auf Alvin und ihr Verhältnis zu ihm lenken.
    Sie zuckte die Schultern. »Das mache ich schon seit der Schule.«
    »Was, Haare schneiden?«
    »Haare, Gesichtspflege, Maniküre. Alles. In der High School hatte ich ein paar Freundinnen, die haben mich alles ausprobieren lassen.«
    »Und das hat dir Spaß gemacht?«
    »Total.« Sie lächelte ihn im Spiegel an. »Ich glaube, jeder sollte die Chance bekommen, sich neu zu erfinden.«
    Interessante Philosophie.
    Sie ging vor ihm ein paar Schritte auf und ab und prüfte sein Haar mit kritischem Blick. Er sah auf seine Stiefel.
    »Na ja, jedenfalls habe ich in Kalifornien meine Zulassung bekommen. Weil dort die Anforderungen mit am strengsten sind, war die Ummeldung hierher kein Problem.«
    Er erinnerte sich an die Akte. Seit drei Jahren texanischer Führerschein. Vorher hatte sie in Los Angeles gelebt. Laut Devereaux waren sie und Fiona gemeinsam hergezogen. Will fragte sich, was der Grund für den Umzug gewesen sein mochte.
    Wieder glitten Courtneys Finger und dahinter die
Schere durch sein Haar. Sie arbeitete sehr gewissenhaft. Und sie schien vollkommen entspannt, ganz anders als auf dem Revier.
    »Kommen denn viele Männer zu euch?«
    »Klar, manchmal. Viele Politiker. Auch einige Lobbyisten. Und ein paar Anwälte.«
    »Hast du so auch Alvin kennen gelernt?
    Sie hörte auf, ihm mit den Händen durchs Haar zu fahren. Stattdessen fixierte sie ihn im Spiegel. Er erwartete keine Antwort.
    »Nein«, sagte sie zu seiner Überraschung. »Wir sind uns beim Ausgehen begegnet. Warst du schon mal im Continental Club?«
    »Nein.«
    »Also bist du noch nicht so lang in der Stadt.«
    »Ja.«
    »Dacht ich mir schon. Das Continental ist eigentlich legendär, ein Live-Club. David hatte behauptet, er wäre geschäftlich in Austin. Hätte mit einem großen Fall zu tun.«
    »Hat er gesagt, welcher Fall das war?«
    Sie schürzte die Lippen und fuhr fort, ihm die Haare zu schneiden. Gleich würde sie wütend werden. Das konnte er an ihrer Körperhaltung erkennen.
    »Courtney?«
    »Nach unten schauen.« Sie drückte seinen Kopf nach vorne, bis das Kinn auf der Brust lag. Die kühle Klinge der Schere kratzte ihn am Hals. Auf einmal rubbelten ihre Finger die Haare auf seinem Hinterkopf.
    »Du hast da zwei Wirbel«, sagte sie. »Vielleicht bringe ich sie dazu, sich zu legen.«

    »Ich habe keine Wirbel mehr, seit ich zehn bin.«
    Sie machte kleine kreisende Bewegungen auf seinem Kopf, und plötzlich war er sehr dankbar, dass sie ihm diesen Umhang umgelegt hatte. Sie musste doch wissen, wie sie auf Männer wirkte, die auf diesem Stuhl saßen. Vielleicht ließ sie sich genau ja deswegen darauf ein? Er wollte Informationen von ihr, und sie wollte ihn ablenken.
    »Haarwirbel verschwinden nicht«, sagte sie. »Die sind erblich. Wahrscheinlich hat dein Dad auch welche. Genau hier.«
    Erneut massierte sie ihm die Kopfhaut. Allmählich wurde er ungeduldig. Er hob den Kopf und blickte ihr in die Augen.
    »Weißt du, ich glaube dir.«
    Ihr Blick suchte den seinen.
    »Ich weiß, dass du ein bisschen geschwindelt hast, aber ich bin überzeugt, dass du ihn nicht umgebracht hast.«
    Sie hob die Brauen, ging um den Stuhl herum und stellte sich vor ihn. Sie wollte keinen Augenkontakt, als sie ihren Arm ausstreckte und ihm mit den Fingern die Haare kämmte.
    Er hatte schon hunderte von Verhören durchgeführt. Dieses aber war wirklich anders. Sie hatte einen traumhaften Körper. Und das wusste sie bestimmt. Sie musste einfach wissen, was sie ihm antat. Indem sie so nah vor ihm stand, ihn berührte und diesen unvergleichlichen Duft verströmte. Er sah ihr unverwandt ins Gesicht, aber das Einzige, woran er denken konnte, war, wie sehr er wünschte, sie auf seinen Schoß zu ziehen.

    Sie stellte sich wieder seitlich zu ihm und begann, an seinen Koteletten zu arbeiten. »Wieder ganz gerade, oder?«
    »Ich möchte dir helfen«, sagte er.
    Sie schnaubte.
    »Wirklich.«
    »Ach komm, du scheinst wirklich ein netter Kerl zu sein. Aber lass mich raten. Für deine Hilfe willst du doch was von mir?«
    »Ich möchte rausfinden, wer es war. Wenn deine Geschichte stimmt …«
    »Du hast doch gesagt, dass du mir glaubst.«
    »Tu ich auch.« Mist! »Ich meine, Alvins Mörder läuft da draußen herum und versucht, es dir in die Schuhe zu

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