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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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wandte den Blick ab. »Du hast mich auf dem falschen Fuß erwischt. Ich hatte eine echt beschissene Woche. Ich kann kaum schlafen …«
    »Du musst vorsichtig sein. Du hast irgendwem einen Strich durch die Rechnung gemacht.«
    Sie konnte ihn nicht ansehen. »Ich weiß.«
    Er erhob sich, und sie räusperte sich, um den Kloß im Hals loszuwerden. Sie wollte, dass er ging.
    »Courtney.«
    Sie sah ihm in die Augen, und da war er wieder, dieser Kloß im Hals. Noch nie hatte sie sich nach einer starken Schulter gesehnt – das war eher die Art ihrer Mutter. Aber Will löste genau das bei ihr aus. Sie wollte sich anlehnen und geborgen fühlen.
    »Ich werde mir deinen Computer ansehen müssen. So oder so.«
    Sie wandte sich ab und öffnete eine Schublade. Nur um sich wieder zu fangen, schrieb sie die Rechnung.

    »Fünfzig Dollar?«
    »Damit habe ich dir schon Rabatt gegeben. Aber wenn dir der Service gefallen hat, kannst du mir gerne Trinkgeld geben.« Das fühlte sich besser an. Sie konnte immer noch scherzen.
    Er schüttelte unmerklich den Kopf und griff nach seinem Geldbeutel.
    »Bezahlen musst du nicht bei mir, sondern bei Jasmin.«
    Er zögerte, und sein Blick ruhte auf ihr.
    »Ich werde wegen des Computers wiederkommen.«
    »Ich weiß.«
    »Pass auf dich auf«, sagte er mit fester Stimme.
    »Ja.«
     
    Das Randolph war ein kleines, aber feines Hotel am Nordufer von Austins Town Lake. Wegen der Nähe zum Geschäfts- und Regierungsviertel vermutete Will dort eine Menge Manager, Politiker und Wichtigtuer, und genau die fand er dort vor, als er einem Portier seine Autoschlüssel zuwarf und durch die Glastür das Hotel betrat.
    Die Einrichtung des Hotels war für Will der Inbegriff von Texaskitsch. In der Mitte der Lobby schwebte ein riesiger Kronleuchter aus Hirschgeweihen über einem teuer wirkenden Teppich. Im westlichen Lobbybereich stand eine überdimensionierte Ledergarnitur vor einem genauso gewaltigen Kamin aus Bruchstein, auf der auch ein paar Männer in Golfkleidung saßen und die Sportzeitung lasen.
    Will ging sofort zur Rezeption auf der anderen Seite
der Lobby. Dort unterhielt sich eine Hotelbedienstete mit einem älteren Herrn, während ein anderer eine elegant gekleidete Frau eincheckte. Die Frau an der Rezeption war Mitte zwanzig, ihr Kollege in den Dreißigern.
    Will stellte sich dorthin, wo die junge Frau bediente, und tat, als sei er mit seinem Handy beschäftigt. Schließlich kam sie zu ihm.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Er trat zu ihr und versuchte, freundlich dreinzublicken. »Ich bin von der Polizei«, sagte er. Sie runzelte bei diesen Worten die Stirn. »Ich möchte wissen, ob vor ein paar Wochen eine bestimmte Person bei Ihnen war.«
    »Stimmt etwas nicht?«
    Will lächelte. »Ja, aber das hat wahrscheinlich nichts mit dem Hotel zu tun. Sie müssten nur einen Namen überprüfen. Für den Abend des fünfundzwanzigsten Juli.«
    Sie sah weiterhin besorgt aus. »Vielleicht sollte ich da erst meinen Vorgesetzten fragen.«
    Will sah auf die Uhr. »Ich hab’s ein bisschen eilig. Könnten Sie nicht einfach schnell nachsehen, bitte.«
    Sie biss sich auf die Lippe. »Wie war der Name noch mal?«
    Er lächelte sie ermunternd an und zog seinen Dienstausweis hervor. »William Hodges. Von der Polizei in Austin.«
    »Und nach welchem Namen suchen Sie?«
    Er suchte zwar nicht wirklich nach dem Toten, dennoch beugte er sich näher zu ihr. »John David Alvin. Oder David Alvin. Einer von beiden.«

    Als sie den Computer bediente, klackerten ihre pink lackierten Fingernägel auf der Tastatur. »Das war ein Samstag. Ich habe an dem Abend gearbeitet, aber an Mr. Alvin kann ich mich nicht erinnern.«
    Das klang so, als kannte sie ihn. Vielleicht hatte er das Randolph öfter für Schäferstündchen benutzt. Vielleicht hatte er hier sogar eine Nacht mit Courtney verbracht. Der Gedanke hinterließ bei Will einen schalen Beigeschmack.
    »Offenbar war er an dem Abend da«, sagte sie.
    Der Computer stand seitlich versetzt in einer Ecke der Rezeption, aber wegen der Spiegelung konnte Will nicht lesen, was der Bildschirm anzeigte.
    »Es sieht aber so aus, als wäre er bald wieder weggefahren. Noch am selben Abend.«
    Alvin war da gewesen. Und wieder gegangen.
    Oder jemand hatte unter seinem Namen eingecheckt.
    »Sie sagen, Sie haben an dem Abend gearbeitet?« Will stellte sich etwas anders hin, um den Monitor besser einzusehen.
    Sie sah ihn an. »Stimmt. Ich habe immer samstags Schicht.«
    »Könnten Sie mir sagen,

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