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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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endete. Sie hatte schöne, geschwungene Hüften, und da sie ihm den Po zuwandte, überließ sie es ihm, das festzustellen.
    »Hast du mich nicht verstanden?« Sie wirbelte herum. »Keine weiteren Fragen.«
    »Deswegen bin ich auch nicht gekommen.«
    »Ach so.« Sie lehnte sich mit dem wohlgeformten Po gegen die Granittheke, sprühte sich etwas Desinfektionsmittel auf die Handflächen und verrieb es mit beiden Händen. »Was soll’s denn dann sein? Waschen und Schneiden vielleicht?«

    »Lieber nur Schneiden?«
    »Du möchtest, dass ich dir die Haare schneide?«
    »Kannst du das denn bei Männern?«
    Sie legte den Kopf zur Seite und sagte mit einem feinen Lächeln. »Oh, ja!«
    »Na, prima!« Will ließ sich in den eben frei gewordenen weichen Stuhl sinken.
    »Allerdings bin ich nicht billig.«
    »Das kann ich mir schon leisten.«
    Nun breitete sich ihr Lächeln über das ganze Gesicht aus. Oder vielleicht war es eher ein Grinsen. Sie stieß sich von der Theke ab und trat auf ihn zu. »Ist das dein Ernst?«
    »Absolut. Schneid mir die Haare.« Was konnte ihm schon passieren? In der Army wurde man wie ein Schaf geschoren.
    Sie betätigte ein Pedal, und der Stuhl senkte sich um ein paar Zentimeter. Jetzt saß er auf Augenhöhe mit ihren Brüsten. Schnell blickte er nach oben, ihr ins Gesicht. Sie streckte die Hand aus, strich ihm übers Haar, und er spürte die ersten Anzeichen von Erregung.
    »Viel ist eigentlich nicht zu tun.« Sie runzelte die Stirn, als sie ihre Finger durch das Haar über seinen Ohren gleiten ließ. »Ich könnte aber auch die Konturen begradigen.«
    Sie roch frisch – anders als der Raum -, und er lehnte sich etwas zurück. Vielleicht war das doch nicht die beste Taktik.
    »Schneiden genügt.«
    »Du bist der Boss.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Aber ich warne dich. Wenn du es hintenrum
versuchst, höre ich sofort auf. Dann kannst du dir einen anderen Laden suchen.«
    Sie öffnete eine Schublade, zog einen schwarzen Umhang heraus und legte ihn Will um. Sie nahm eine Haarschneidemaschine von einem Haken neben dem Spiegel.
    »Den Zweier-Aufsatz, bitte.«
    Sie sah ihn verächtlich an. Das ist ein Trimmer. Für den Nacken. Für deine Haare nehme ich keine Maschine.«
    Sie trat hinter ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Was heißt das, keine Maschine?«
    Mit knappen Abwärtsbewegungen führte sie das summende Gerät über seine Haut. »Du bist hier bei keinem Friseurautomaten. Du bezahlst für echte Handarbeit, und die kriegst du auch.«
    Als der Nacken sauber ausrasiert war, legte sie den Trimmer beiseite.
    »Wo lässt du dir normalerweise die Haare schneiden?«, fragte sie.
    Wahrscheinlich überall.
    »Wie sich’s ergibt«, antwortete er. »Und wie ist das bei dir? Schneidest du dir selbst die Haare?«
    Sie lächelte zu ihm hinunter. »Bei Hairstylisten gibt es eine Grundregel: Nie den Hinterkopf selber schneiden!«
    »Ach so.«
    »Meist schneidet mir Jordan die Haare. Und ich schneide ihre.« Sie stellte sich vor ihn und richtete seine Schultern gerade. »Stell deine Füße flach auf den
Boden. Wenn du schief sitzt, habe ich keine Anhaltspunkte und sehe nichts.«
    »Jawohl, Madam!« Er presste die Sohlen seiner Stiefel auf den Fliesenboden. Anhaltspunkte hatte sie also.
    Mit einer kleinen silbernen Schere in der Hand stellte sie sich nun seitlich von ihm hin und fuhr ihm wieder mit den Fingern durch das Haar. Die Schere machte ein zischendes Geräusch.
    »Hast du mal über einen neuen Schnitt nachgedacht? Der jetzige sieht ziemlich langweilig aus. Wenn du willst, kriegst du von mir was Moderneres.«
    Die Schere sauste durch sein Haar.
    Vielleicht würde sie reden, wenn er offener wäre? »Ich war in der Army.«
    »Wirklich? Etwa im Irak?«
    »In Afghanistan.«
    Sie sagte nichts. Manche Leute wurden schon stumm, wenn man nur das Wort Militär erwähnte.
    »Ich war noch nie so weit weg«, sagte sie. »Das war sicher eine irre Reise. Das musst du mir mal erzählen.«
    »Ja.« Aber er wusste, dass er das nicht täte. Darüber redete er mit niemandem, nicht einmal mit seinen Brüdern.
    »Weißt du, bei so einem kräftigen Hals, wie du einen hast, macht sich eine abgerundete Nackenlinie besser.«
    »Eine abgerundete Nackenlinie.«
    Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. »Na ja, nicht so ein gerader Abschluss.«
    Er rutschte unbehaglich auf dem Stuhl. Die Sache lief nicht gut. Er war nicht hier, um sich schick zu
machen. Sondern weil ermittelte. »Lass sie ruhig so, wie sie

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