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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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fallen. Sofort griff sie nach einer warmen Sandwich-Hälfte. Der Käse war weich und cremig, und beim ersten Biss schloss sie genüsslich die Augen.

    Will zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich ihr gegenüber. Er nahm ein paar Chips.
    »Eigentlich hätte ich von dir Vollkornbrot erwartet. Oder vielleicht Sonnenblumenkerne.«
    Sie zog die Nase kraus.
    »Das ist lecker«, sagte er nach ein paar Bissen.
    »Natürlich. Das Geheimnis ist die gesalzene Butter.«
    Er sah ihr zu, wie sie eine Wasserflasche öffnete. Sie empfand seine Gesellschaft als angenehm. Es kam ihr beinahe so vor, als wären sie befreundet und er säße hier nicht mit einem Durchsuchungsbefehl in der Tasche.
    »Hast du schon mal den Namen Beatrice Moore gehört?«
    Courtney konzentrierte sich wieder auf das Sandwich. »Nein.«
    »Oder Beatrice Morris?«
    Er betrachtete sie schweigend.
    »Wer ist das?«
    »Keine Ahnung«, antwortete er. »Sie scheint die Stadt verlassen zu haben.«
    Courtney begriff nicht, was er wollte. Sie knabberte ein paar Chips und wartete auf eine Erklärung, aber er sah sie nur weiter an.
    »Du sagtest, dass Alvin an einem großen Fall dran war, als ihr zusammen wart. Hat er das auch erfunden? Oder glaubst du, das hat gestimmt?«
    »Es hat gestimmt.« Sie trank etwas Wasser. »Der Prozess zog sich wochenlang hin. Dauernd rief ihn wer an oder er bekam Mails auf sein BlackBerry.«
    »Woher weißt du das?«

    Sie machte ein Gesicht wie ertappt.
    »Du bist an sein BlackBerry gegangen?«
    »Ich war misstrauisch. Manchmal war er so sonderbar. So geheimnistuerisch. Ich dachte, da gäbe es noch eine Frau.«
    »Was hast du herausgefunden?«
    Sie schob den Teller von sich weg. »Dass Anwälte viel zu viel unverständliches Zeug schreiben. Okay, jetzt bin ich so weit.«
    Er schluckte den Bissen, den er im Mund hatte. In weniger als fünf Minuten hatte er das ganze Sandwich verschlungen. »So weit für was?«
    »Für die Handschellen.«
    Seine Augen verengten sich. »Wozu brauche ich die?«
    »Möchtest du nicht das Haus durchsuchen? Ich dachte, dass du mich mit den Handschellen an den Stuhl fesselst. Damit ich nicht abhaue oder dir falsche Beweise hinlege oder so.«
    Kurz zuckten seine Mundwinkel. »Warum willst du denn Beweise gegen dich hinlegen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Weiß nicht. Mit Polizeidingen kenne ich mich nicht aus. Du wirst mir das beibringen müssen.«
    Er erhob sich und trug seinen Teller zur Spüle. Sie folgte ihm und stellte ihren Teller neben seinen auf die Theke. Dann drehte sie sich zu ihm um und sah ihn an.
    Allmählich drang sie zu ihm durch. In seinem Blick lag eine Mischung aus Ärger und Begehren. Wahrscheinlich war er wütend auf sich, weil er sie attraktiv fand. Vielleicht bereute er, dass er sich von ihr das Abendessen hatte machen lassen. Sie lächelte.

    »Hältst du das alles für einen Scherz?«
    »Ganz und gar nicht.«
    Nun hatte er eine strenge Miene aufgesetzt. »Du stehst unter Mordverdacht. Daran solltest du dich erinnern.«
    Sie verschränkte die Arme. »Das ist nichts, was man so leicht vergisst.«
    »Du bist noch lange nicht aus dem Schlamassel heraus.«
    »Das ist mir ebenfalls klar.«
    Er griff in seine Jackentasche und zog ein gefaltetes Blatt heraus. »Das ist der Durchsuchungsbefehl. Ich nehme jetzt den Computer mit.«
     
    Courtney lag im Bett und starrte an die Decke. Sie dachte an Will. Du stehst unter Mordverdacht . Sie konnte diesen Satz nicht vergessen. Und die Art, wie er ihn ausgesprochen hatte, noch weniger.
    Er hatte angespannt ausgesehen. Und wütend. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie tiefer in der Klemme steckte, als sie dachte.
    Ackerman hatte gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen solle. Wenn die Polizei wirklich Beweise gegen sie hätte, hatte er gemeint, wäre sie sofort, nachdem man ihre Waffe gefunden hatte, verhaftet worden. Er war sich so sicher, dass auch Courtney zuversichtlich wurde. Sie hatte sich sogar noch besser gefühlt, als Will in das Haarstudio gekommen war und sie sich ihm anvertraut hatte. Sie hatte den Eindruck, er wollte ihr wirklich helfen.
    Jetzt war sie sich dessen nicht mehr sicher.

    Sie gefiel ihm – so viel war klar. Aber dass er trotz seines Interesse an ihr nicht handelte, machte ihr Sorgen. Du bist noch lange nicht aus dem Schlamassel heraus . Vielleicht käme sie da überhaupt nicht raus. Vielleicht wusste Will das, und er wollte sich nicht mit einer Frau einlassen, die er später verhaften müsste. Für die Karriere

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