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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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er gut aussah, war ihm offensichtlich bewusst. »Ich war früher oft hier, aber du bist mir komischerweise noch nie aufgefallen. Bist du neu?«

    »Ich arbeite schon seit drei Jahren hier.« Er erwiderte ihr Lächeln nicht, aber er musterte sie mit sichtlichem Interesse.
    Sie reichte ihm die Hand. »Ich bin Courtney.«
    Er ergriff sie. »Jason.«
    Sie rührte mit dem Strohhalm ihren Drink um, ehe sie daran nippte. Dann drehte sie den Kopf zu den Tischen, als mehrere Paare neu dazukamen und sich setzten. »Heute ist ziemlich viel los bei euch, nicht?«
    »Wegen der Sängerin.« Er machte eine Kopfbewegung zum Mikrofon, das vor einem schimmernden Flügel auf der Bühne stand. »Lucinda Mason. Vielleicht kennst du sie?«
    »Mit Musik kenne ich mich nicht so aus.«
    Eine Kellnerin stand am anderen Ende der Bar. »Bin gleich wieder da.« Jason zwinkerte Courtney zu und ging, um die Bestellungen entgegenzunehmen. Als er verschwunden war, nahm Courtney ihre kleine Handtasche vom Schoß und legte sie neben ihren Drink auf die Theke. Sie öffnete die dunkle Lederschnalle, die zu den Trägern ihres Kleides passte, und holte ein Foto heraus.
    Jason bediente ein paar Gäste und kam anschließend zu ihr zurück. Er stellte ihr ein Schälchen Cashewnüsse hin.
    »Hör mal, Jason, ich suche jemand.« Sie tippte mit einem roten Fingernagel auf Eve Caldwells Foto aus der Zeitung. »Hast du sie hier schon mal gesehen?«
    Er betrachtete das Bild. »Klar doch.«
    »Heute ist anscheinend mein Glückstag. Und wann hast du sie zum letzen Mal gesehen?«

    »Eine Zeitlang war sie öfter da. Aber jetzt habe ich sie schon länger nicht mehr gesehen.«
    »Mit wem war sie denn da?«
    Er lehnte sich mit der Hüfte gegen die Theke und neigte den Kopf zur Seite. »Mit demselben Typen wie du.«

Kapitel 10
    Courtney hielt den Atem an. »Bist du da sicher?«
    »Das ist doch so ein Anwalt, oder? Verdient einen Haufen Kohle, gibt aber kein Trinkgeld.«
    »Das stimmt.«
    »Ihn habe ich auch schon länger nicht mehr gesehen.« Er nickte zum Foto. »Genau wie sie.«
    Weil sie beide tot sind.
    Courtney versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, als sie das Bild in die Handtasche zurücksteckte. »Hast du die beiden je mit jemand anderem hier gesehen?«
    »Außer mit dir? Nein.«
    Courtney nippte wieder an ihrem Drink. Dabei blickten sie und Jason sich tief in die Augen. Wieder erschien eine Kellnerin, und er verschwand, um die Bestellung auszuführen.
    Courtney drehte ihren Hocker in Richtung Bühne. Von der Sängerin war noch nichts zu sehen, aber die Bar hatte sich inzwischen gefüllt. Viele Männer sahen aus, als wären sie in Begleitung von jemand, mit dem sie eigentlich nicht hier sein sollten. Wieso war ihr das vorher nur entgangen? Wie konnte sie in dieser Bar gesessen haben, ohne zu merken, dass sie auf einen Anwalt in einem Tausend-Dollar-Anzug reingefallen war, der mit dem Trinkgeld knauserte. Der Gedanke
trieb ihr die Zornesröte ins Gesicht. Doch ihr Ärger verrauchte sofort, als sie daran dachte, dass zwei, die regelmäßig hergekommen waren, tot waren. Und vielleicht waren es sogar mehr.
    Was verband das Hotel mit den Toten? David? Oder war es sie? Sie richtete ihren Blick wieder auf den Barbereich, beobachtete aber im Spiegel hinter den Schnapsflaschen das Kommen und Gehen der Gäste.
    Jason räumte ihr Glas weg und füllte ein neues mit Eis. Er brauchte nur einen Augenblick, um für sie Cranberry-Saft und Grey-Goose-Wodka zu mixen. Sie fragte sich, ober sich ihre Marke über die Monate gemerkt oder ober es nur erraten hatte. Aber er schien ein gutes Gedächtnis zu haben.
    Er stellte den Drink vor sie und legte eine Hand flach auf die Theke. »Ich schätze mal, du bist sauer auf deinen Freund.«
    »Kluges Kerlchen.«
    Er beugte sich zu ihr. »Wenn du willst, kann ich dir helfen, ihn zu vergessen.«
    Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie war zwar seit sechs Monaten Single, aber alles hatte sie doch nicht verlernt. Sie wusste, was zu tun war, damit ein attraktiver Mann sie attraktiv fand. Aber der Einzige, der sie zurzeit interessierte, war gegen sie immun.
    Oder er tat zumindest so.
    »Das ist süß.« Sie holte einen Zwanzig-Dollar-Schein aus der Handtasche und legte ihn neben den unberührten Drink. »Ich melde mich, wenn es so weit ist.«

    Er entdeckte sie sofort. Sie stand bei einem für die Autos zuständigen Portier und zeigte ihm etwas aus der Handtasche. Will fuhr zum Parkplatz, stellte den Motor ab und stieg

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