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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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noch da dran?«
    Hodges reichte ihm die Zeichnung.
    Cernak runzelte die Stirn. »Ist das schon das Bild? Was zeichnet sie dann jetzt?«
    »Hände«, sagte Nathan.
    »Hände?«
    Nathan drehte sich wieder zum Monitor und sah Fiona beim Zeichnen zu. Der Zeuge lächelte. Offenbar
fühlte er sich wohl. Er war schon mehr als eine Stunde da und quasselte noch immer. Für Fiona war ein gutes Gespräch die wichtigste Voraussetzung für eine gute Zeichnung, und Nathan kannte niemanden, der die Leute besser zum Reden bringen konnte.
    »Der Zeuge behauptet, dass er den Fahrer nicht erkennen konnte.«
    »Woher wissen wir überhaupt, dass es ein Mann war?«, wandte Hodges ein.
    Nathan lächelte. »Genau das wollte Fiona auch wissen. Es scheint, dass er kurz die Hände gesehen hat, die auf dem Lenkrad lagen. Er hat es nicht mal gemerkt, bis sie ihn danach gefragt hat.«
    Cernak murmelte etwas vor sich hin und schüttelte den Kopf. Der Lieutenant hielt nicht allzu viel von diesen Softskills. Er mochte die Ergebnisse von Fionas Arbeit, aber für ihre Methoden hatte er nicht allzu viel übrig.
    Fiona widmete sich wieder dem Zeichenbrett und zeigte dem Zeugen das bisherige Werk. Er nickte zustimmend und sagte etwas. Nathan drehte wieder lauter, aber allem Anschein nach war die Sitzung zu Ende. Fiona sprühte Fixierer auf das Blatt und gab dem Mann die Hand. Anschließend begleitete sie ihn aus dem Zimmer und übergab ihn zur Erledigung des Papierkrams einem uniformierten Beamten.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte Cernak in dem Moment, als Fiona den Kopf zur Tür hereinsteckte.
    »Fertig«, sagte sie und reichte Nathan die zweite Zeichnung.«
    Anders als ihre sonstigen Zeichnungen zeigte diese
die Fahrerseite eines Autos und, durch das Fenster gesehen, zwei Hände auf einem Lenkrad. Am kleinen Finger der linken Hand steckte ein Ring. Fiona hatte ihn in der linken unteren Ecke größer gezeichnet. Er war klobig und viereckig. Da Männer meist jeden Tag denselben Schmuck trugen, war dies ein wichtiges Detail.
    »Ist das ein Diamant?« Nathan reichte das Blatt an Cernak weiter.
    »Sieht jedenfalls so aus«, antwortete Fiona. »Der Zeuge hat den Ring bemerkt, weil er das Licht reflektiert hat.«
    »Das bringt uns ein Stückchen weiter.« Nathan tat diese Selbstverständlichkeit vor allem deshalb laut kund, weil Cernak beim Blick auf die Zeichnung die Stirn runzelte. Vermutlich dachte der Lieutenant, dass Fionas Arbeit für sie nicht nur eine gute Nachricht war. Gut war natürlich, dass sie im Fall Pembry nun eine Spur hatten. Das Schlechte daran war allerdings, dass diese Spur zum Mord an Alvin führte. Und das bedeutete, dass Fionas Zeichnung als Beweis nichts taugte. Denn in einem Fall, in dem ihre Schwester verdächtig war, war sie vor Gericht keinen Pfifferling wert.
    Nathan und Hodges sahen sich an. Ob sie wollten oder nicht, Fiona hatte eben die Verbindung zwischen den beiden Fällen hergestellt. Nun lag es an ihnen festzustellen, was diese Verbindung bedeutete.
    Cernak gab Nathan das Blatt zurück. »Lasst es intern rumgehen«, knurrte er. »Aber wenn auch nur ein Wort an die Presse durchsickert, kriegt ihr richtig Ärger.«

    Courtney setzte sich auf einen Barhocker und stützte die Ellenbogen auf die Theke. Nach einem ersten Überblick sah sie den Barkeeper an, der sie schon seit ihrer Ankunft in der Lariat Lounge beobachtete.
    Er legte eine Serviette vor sie auf die Theke und verriet ihr mit einem langen Blick, dass er sie erkannte. Er würde sie ansprechen, wenn ihm keiner der Gäste zuvorkäme. »Was darf’s denn sein?«
    »Einen Cape Cod.« Sie lächelte. »Mit Zitrone, bitte.«
    Während er den Drink mixte, ließ sie den Blick wieder durch den Raum schweifen. Dabei bemerkte sie Details, die ihr noch nie aufgefallen waren, weil sie mit David beschäftigt gewesen war. Vor der Bühne gab es etwa zehn Tische, die Kerzen schmückten. Weitere Sitzgelegenheiten standen an den Wänden: eine Reihe rechteckiger Tische vor einer Lederbank. Dort saßen Paare, die etwas tranken und sich gedämpft unterhielten. Die meisten Männer sahen wie wohlhabende Geschäftsmänner aus, die meisten Frauen wie ihre Spielzeuge.
    »Bitte sehr.«
    Courtney wandte sich wieder zum Barkeeper und setzte sich so, dass sie seiner Aufmerksamkeit gewiss sein konnte. Für den heutigen Abend hatte sie ein schwarzes Babydoll-Kleid mit Spaghettiträgern gewählt.
    »Vielen Dank.« Sie lächelte ihn an. Er war groß und schlank und hatte einen dunklen Teint, und dass

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