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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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aus.
    »Entschuldigen Sie uns bitte.« Er packte sie am Arm und zog sie von dem Studenten weg, der ihnen mit offenem Mund hinterherglotzte.
    »Was zum Teufel soll das, Will?«
    Er riss die Beifahrertür auf. »Steig ein.«
    Sie klemmte die Handtasche unter den Arm und stemmte eine Faust gegen die Hüfte. »Wie bitte? Hast du mich gerade eben über den halben Gehweg geschleift? Sag mal, bist du komplett verrückt?«
    »Steig ein«, wiederholte er.
    »Nein.«
    Er trat einen Schritt auf sie zu und sah sie mit seiner finstersten Miene an, aber sie wich nicht zurück. »Ich warne dich, Courtney. Ich habe schlechte Laune und absolut keine Lust auf irgendwelche Mätzchen. Steig endlich ein.«
    Einen Augenblick lang starrte sie ihn sprachlos an. Und wunderbarerweise stieg sie ein.
    Er schloss die Tür und ging zur Fahrerseite. »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst bei deiner Schwester bleiben.«
    »Ich hab doch keinen Hausarrest! Ich kann gehen, wohin ich will.«
    »Sag mal, weißt du nicht, dass die Polizei die Ermittlungen führt? Und dass es nicht gerade clever ist, durch die Stadt zu laufen und dämliche Fragen zu stellen wie Colombo?«

    Sie öffnete einen kleinen Schminkspiegel und zog sich den Lippenstift nach. Ihr Mund war tiefrot geschminkt. Aber er würde das nur mit einem StoppSchild verwechseln.
    Sie steckte den Lippenstift zurück in die Tasche. »Wenn ihr den Fall endlich lösen würdet, müsste ich nicht für euch ermitteln. Du solltest mir lieber dankbar sein, dass ich dir helfe, anstatt dich zu beklagen.«
    Er schüttelte den Kopf und ließ den Motor an. Es war nach neun, als sie vom Hotel losfuhren. Inzwischen hatte er seit zwei Tagen kaum geschlafen und seit fast zwölf Stunden nichts gegessen. Und nun musste er, bevor er irgendetwas davon erledigen konnte, auch noch Courtney bändigen.
    »Wie hast du mich überhaupt gefunden?«
    Einen Augenblick überlegte er, ober ihr verraten sollte, dass er im Hotel über eine Informationsquelle verfügte: die Rezeptionistin, die er vor kurzem befragt hatte. Sie hatte sich dazu bereit erklärt, ihn anzurufen, falls eine der Frauen auftauchte, die sie mit Alvin zusammen gesehen hatte. Aber Courtney brauchte auch nicht alles zu wissen.
    »Ich habe ein Auge auf dich«, knurrte er. »Und irgendjemand anderes wahrscheinlich auch. Wolltest du denn nicht vorsichtig sein?«
    »Das bin ich auch. Aber ich denke auch praktisch. Wusstest du, dass David auch etwas mit einer Eve Caldwell hatte?«
    »Nein«, sagte er, doch sein Interesse war nun erwacht. »Wer ist das?«
    »Eine zweiunddreißig Jahre alte Immobilienmaklerin.
Sie hat an der University of Texas studiert. Wohin fahren wir?«
    »Zu deiner Schwester.«
    »Da will ich nicht hin. Bieg mal an der nächsten Ampel links ab.«
    »Warum?«
    »Ich möchte dir was zeigen.«
    »Nein. Warum willst du nicht zu deiner Schwester?«
    Sie funkelte ihn wütend an, und er nahm an, sie würde der Frage ausweichen. »Ich fühle mich nicht wohl dort«, erwiderte sie zu seiner Überraschung.
    »Aber sie ist doch deine Schwester.«
    »Aber sie ist verlobt. Drei sind einer zu viel, wenn du verstehst, was ich meine? Jetzt abbiegen.«
    Der Wagen rollte auf die Kreuzung zu. Er seufzte. Dafür hatte er eigentlich überhaupt keine Zeit. Und was es auch war, es war vermutlich sowieso eine Schnapsidee.
    »Es hat was mit dem Fall zu tun«, behauptete sie. »Ehrlich.«
    Er sah sie an, wie sie da aufreizend und verführerisch auf den zerschlissenen Sitzen saß – und setzte den Blinker. »Ich war in Ländern, wo man in einem Aufzug wie deinem verhaftet wird. Es wäre gut, wenn du etwas weniger auffällig rumlaufen würdest.«
    Sie verdrehte die Augen. »Bitte!«
    »Ich meine es ernst.« Sein Blick blieb an ihren Beinen hängen. Das Kleid war einfach zu kurz. Und die Schuhe erst …
    Sie schlug die Beine übereinander, und als er aufsah, merkte er, dass sie ihn beobachtete. Er konzentrierte
sich wieder auf die Straße. Die Ampel sprang auf Grün.
    »Wohin soll’s gehen?«
    »Highway 360«, sagte sie. »Über die Brücke in Richtung Süden.«
    »Mit wem hast du im Randolph gesprochen?«
    »Mit ein paar Leuten«, antwortete sie. »Sowohl der Barkeeper als auch der Parkwächter konnten sich an David und diese Eve erinnern.«
    »Okay, er war ein Frauenheld. Aber was ist damit?«
    »Nichts, nur dass sie tot ist.«
    Will knirschte mit den Zähnen. Nach einem kurzen Blick zu ihr fragte er: »Seit wann?«
    »Seit letzten Dienstag.«
    Sie fuhren auf der

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