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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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die Männern gegenüber so selbstbewusst auftrat. Im Grunde hatte sie ihn gerade nach einem Date gefragt, und das gefiel ihm. Von der Versuchung ganz zu schweigen.
    Aber es war verdammt noch mal nichts zu machen. Warum kapierte sie das nicht?
    Vielleicht kapierte sie es ja auch, nur war es ihr egal? Sie wollte ihn verführen und dazu bringen, den Fall aus einer anderen Perspektive zu sehen.

    Scheiße, jetzt dachte er schon wie Webb. Das war keine Femme fatale, sondern Courtney. Er wusste einfach, dass sie keinen Mord begehen konnte. Nur konnte er es nicht beweisen. Und sie stand immer noch unter Verdacht.
    Sie blickte ihn erwartungsvoll an.
    »Ich kann nicht«, stieß er hervor.
    Sie wandte den Blick ab.
    »Es ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt …«
    »Vergiss es. Ich verstehe schon.« Sie ließ den Kopf hängen. »Ich muss später sowieso Fiona treffen. Ich muss ihr helfen, ihr Kleid anzuprobieren.«
    »Sie muss dich dabeihaben, wenn sie Kleider anprobiert?«
    »Es geht um ihr Hochzeitskleid. Ich hab’s versprochen.«
    »Das klingt interessant«, log er.
    Sie funkelte ihn an.
    »Ja, okay, stimmt schon. Das klingt echt langweilig. Warum kann sie das nicht allein machen?«
    »Sie ist meine Schwester.«
    Will schüttelte den Kopf. Er hatte keine Schwester. Und wenn er eine hätte, würde er trotzdem nicht dabei sein wollen, wenn sie Kleider anprobierte.
    Als er an einer Ampel anhielt, wurde es ganz still im Auto.
    »Also … möchtest du nun zu Fiona? Oder lieber wieder in die Arbeit?«
    »Bring mich einfach zu Fiona«, sagte sie schnippisch. »Ich bleib bei ihr.«

    »Wie man es auch dreht und wendet, alles läuft aufs Geld hinaus«, stellte Devereaux fest.
    Will sah seinen Partner an. Der Konferenztisch vor ihnen war von Pappbechern und Sandwiches übersät. Sie hatten sich den Samstag genommen, um gemeinsam ihre Theorien zu diskutieren. Will hatte der Gruppe eben vom Tod Eve Caldwells berichtet.
    »Es muss jemand mit einem Haufen Geld dahinterstecken«, fuhr Devereaux fort. »Und Courtney Glass hat nur ein paar tausend Dollar auf der Bank. Sie ist es also nicht.«
    »So, woher weißt du das?«, warf Webb ein. »Vielleicht hat sie gar keinen Killer engagiert, sondern hat die Sache selbst in die Hand genommen und ihren Ex samt neuer Freundin selber erledigt. Sie scheint ja eher der eifersüchtige Typ zu sein.«
    Will verkniff sich einen Kommentar, fragte sich aber, warum Webb immer wieder die Geschichte von der eifersüchtigen Geliebten aufbrachte.
    Cernak wandte sich an Will. »Hat Courtney Glass ein Alibi für den Morgen, an dem dieser Radunfall passiert ist?«
    Das war unwahrscheinlich, da er sich am frühen Morgen ereignet hatte. »Ich überprüfe das«, sagte er.
    »In Alvins Welt gibt es zwei Geldquellen«, verkündete Devereaux. »Die Familie seiner Frau und die Kanzlei.«
    Cernak runzelte die Stirn. »Worum ging’s noch mal in seinem letzten großen Fall? In dieser Pharmasache?«
    »Diätpillen«, antwortete Will.

    »Aber das war doch, na, vor sechs Monaten, oder? Was habt ihr sonst noch?«
    Will schlug die Akte auf und las die Informationen, die er von Alvins Anwaltsgehilfin bekommen hatte. »Er hat fast das ganze letzte Jahr an dieser Pharmasache gearbeitet. Der Prozess fand im Januar statt. Seitdem hat er ab und zu ein paar kleinere Fälle übernommen, es sonst aber ziemlich ruhig angehen lassen.«
    »Also Golf gespielt und Tussis aufgerissen«, witzelte Webb.
    Will machte ein möglichst unbeteiligtes Gesicht. »Die Frau, die gemeinsam mit ihm den Fall vor Gericht vertrat, scheint sich ebenfalls einen lauen Lenz zu machen. Genau wie Riley und Wilkers. Nach allem, was man hört, sind die Einzigen, die in der Kanzlei wirklich noch arbeiten, die juristischen Hilfskräfte und die angestellten Anwälte.«
    Cernak verzog das Gesicht, und Will wusste, was er jetzt dachte. Das alles klang eher nach dem missgünstigen Geschwätz unzufriedener Mitarbeiter als nach einem Indiz für kriminelle Aktivitäten.
    »Ich habe mir die Pharmasache mal angesehen«, sagte Will und blätterte in einem Notizbuch. Es ging um die Produkthaftung für Diätpillen, an denen angeblich eine Frau gestorben ist. Sie war Investmentbankerin. Zwei Kinder. Ihre Familie klagte und erhielt sechzig Millionen Entschädigung. Der Anteil der Kanzlei hätte sich auf vierundzwanzig Millionen belaufen. Aber die Klageseite hat einer außergerichtlichen Einigung zugestimmt, um eine Berufung zu vermeiden. Im
Endeffekt waren es einundfünfzig

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