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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Strafregister hatte.
    »Sind das alles Verdächtige?« Sie blätterte in den Kopien.
    »Dazu kann ich nichts sagen.«
    Sie verdrehte die Augen. »Okay, worauf soll ich achten?«
    »Sag einfach, ob du einen davon kennst. Aus dem Randolph Hotel vielleicht. Oder sonst woher. Jemand, den du vielleicht mal gesehen hast.«
    Von Beatrice Moore alias Beatrice Morris fehlte noch immer jede Spur. Ihre Schilderung der Ereignisse widersprach den Angaben des Joggers aus dem Park. Einer von beiden log also. Was Alvins ehemaligen Schwager betraf, so hatte er vor nicht allzu langer Zeit wegen eines Einbruchs zwei Jahre gesessen. Drogenprobleme hatte er ebenfalls gehabt, aber seinem Bewährungshelfer zufolge war er mittlerweile clean. Sein Aussehen entsprach nicht ganz der Beschreibung des Joggers oder den Angaben von Pembrys Nachbarn, aber das schloss ihn noch nicht aus. Will wollte sehen, ob Courtney ihn erkannte.

    Doch sie betrachtete die Fotos ohne Kommentar. Das letzte Blatt war eine Kopie von Fionas Zeichnung.
    »Das ist ja von meiner Schwester.« Sie hielt das Blatt in die Höhe und deutete auf die Initialen, die neben dem Datum am Blattrand standen.
    »Stimmt.«
    »Wer ist das?«
    »Das wissen wir nicht. Kommt er dir bekannt vor?«
    Sie vertiefte sich noch einmal in die Zeichnung und schüttelte den Kopf. »Nie gesehen.«
    Will bog in den Parkplatz eines Fastfood-Restaurants neben einer Autowaschanlage und steuerte eine Stelle an, von der sie die Servicetheken beobachten konnten. Dort stand der Bruder von Alvins Ex-Frau mit einem Klemmbrett und nahm Bestellungen auf. Er trug zwar eine Sonnenbrille, aber vielleicht erinnerte sich Courtney an sein Verhalten oder seine Figur. Will nahm ein kleines Fernglas vom Rücksitz und reichte es ihr.
    »Okay, siehst du die drei Typen an den Servicetheken am Eingang? Schau sie dir genau an und sag mir, ob du einen von ihnen schon mal gesehen hast.«
    Sie nahm das Fernglas und besah sich die Männer. »Welchen?«
    »Sag mir nur, ob dir einer bekannt vorkommt. Vielleicht hast du ihn damals im Zilker Park gesehen? Oder im Randolph Hotel oder bei dir im Viertel.
    Will wartete.
    »Na ja, der mittlere. Er hat zwar eine Sonnenbrille auf, aber …«
    »Ja?«

    »Er sieht so aus wie einer auf den Bildern, die ich mir eben angesehen habe.«
    »Okay. Aber hast du ihn schon irgendwo anders gesehen? Schau dir an, wie er sich bewegt. Achte auf seine Figur.«
    Sie gab ihm das Fernglas zurück. »Das ist er nicht.«
    »Bist du sicher?«
    »Absolut. Er ist zu groß.«
    Will sah sie an. Sie schien überzeugt. Vermutlich sollte er ihr glauben. Jahrelange Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass überdurchschnittlich große Single-Frauen bei Gegenüberstellungen Größen besser abschätzen konnten als alle anderen Probanden. Weil sie gewohnt waren, genau hinzusehen, bestimmten sie die Größe eines Mannes in Sekundenbruchteilen.
    Aber auch wenn Courtney den Mann nicht als Angreifer identifizierte, könnte er in die Sache verwickelt sein. Vielleicht hatte ihn Rachel Alvin als Fahrer bezahlt, und ein anderer hatte den Mord begangen. Nathan wollte dieser Spur nachgehen und den Kerl mit aufs Revier nehmen.
    »Glaubst du, dass ihn jemand dafür bezahlt hat, David umzubringen?«, fragte sie.
    »Dazu kann ich nichts sagen.«
    Aber genau das dachte er. Seit Alvins Tod war seine Ex-Frau jeden Tag bei Wilkers & Riley vorstellig geworden. Und nur wenige Wochen vor dem Mord hatte sie eine große Geldsumme abgehoben.
    Das alles hätte wunderbar zusammengepasst – bis auf die anderen Opfer. Denn selbst wenn Rachel Alvin ihrem Ex-Mann den Tod gewünscht hatte – warum
sollte sie Courtney töten wollen? Und was verband den Mord an Alvin mit Pembrys Verschwinden? Und, wenn Courtneys Theorie etwas taugte, mit dem Tod von Eve Caldwell?
    Die Sache war vertrackt. Sein erster Mordfall war das totale Chaos.
    Will rangierte rückwärts aus der Parklücke und verließ den Parkplatz.
    »Danke für deine Hilfe«, sagte er.
    »Klar, gern geschehen. Aber das war wohl nichts?«
    Er seufzte.
    »Weißt du, du siehst müde aus. Und dein Teint erst.«
    Sein Teint?
    »Deine Augen sind auch ganz rot.« Sie schien ehrlich besorgt. »Ich habe ja jetzt den Nachmittag frei. Sollen wir nicht irgendwas machen? Wir könnten am See spazieren gehen oder so?«
    »Das geht nicht.«
    »Und wie ist es mit später? Ein freier Abend täte dir mal ganz gut.«
    Nicht mit ihr, ganz bestimmt nicht.
    Er schielte verstohlen zu ihr. Noch nie war ihm eine Frau begegnet,

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