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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Pension.«

    »Und deine Mutter?«
    »Sie starb, als ich sechzehn war.«
    Voll Mitgefühl sah sie ihn an. »Woran ist sie gestorben?«
    Will rutschte unbehaglich auf seinem Sitz. Wie war das denn passiert? Eigentlich sollte er sie befragen. »Leukämie.«
    »Das tut mir leid«, sagte sie, und es klang aufrichtig.
    Mist. Hoffentlich fragte sie ihn nicht nach seiner Mutter. Darüber wollte er eigentlich nicht reden.
    Sie offenbar auch nicht. Jedenfalls konzentrierte sie sich wieder auf das Spiel. Die RedHawks hatten wieder gepunktet, und Courtney fluchte leise. Sie war mit ganzem Herzen bei der Sache, und er beschloss, das Persönliche erst einmal sein zu lassen.
    Die nächsten Innings plauderten sie einfach über Baseball. Courtney wusste ziemlich gut Bescheid, wenn auch nicht über Round Rock Express. Aber über die Texas Rangers und die Houston Astros war sie bestens im Bilde.
    Als Round Rock Express ein guter Schlag gelang, stand alles auf und applaudierte. Courtney pfiff gellend auf zwei Fingern. Lächelnd wandte sie sich an ihn.
    »He, hast du auch Hunger?« Als sich die Leute setzten, sah sie über ihre Schulter. »Die Hotdogs riechen ziemlich gut.«
    »Ich hol uns welche«, sagte er im Aufstehen. So hätte er die Gelegenheit, sich eine neue Taktik auszudenken. »Möchtest du auch noch ein Bier?«
    »Das wäre perfekt.«
    »Ketchup? Senf?«

    Sie kramte Geld aus ihrer Hosentasche, aber er winkte ab. »Diesmal bin ich dran.«
    »Mit allem, außer mit Zwiebeln.« Sie lächelte. »Und damit meine ich alles, auch Chili, wenn’s das gibt.«
    Bemerkenswerter schien ihm jedoch das »außer mit Zwiebeln«. Ihr Lächeln signalisierte, dass sie sich fragte, ob sie ihn heute wohl küssen würde.
    Und warum war er plötzlich so aufgeregt wie ein Schuljunge?
    Es war lächerlich. Er musste sich wieder konzentrieren. Er wollte etwas von ihr erfahren, und das Drumherumreden führte zu nichts. Er musste sie direkt ansprechen, auch wenn er fast sicher war, dass er der vergnügt flirtenden Courtney, die er so charmant fand, genauso gut einen Eimer Wasser über den Kopf gießen konnte.
    Aber sie war doch geradeheraus, so dass auch er offen sein konnte und sie einfach nach Alvin fragen konnte. Was sie über seine Kanzlei wusste. Über seine Ehe und seine Geschäfte. Und ober ihr Geheimnisse anvertraut hatte. Er benötigte weitere Informationen, und bisher war Courtney eine ergiebige Quelle gewesen.
    Will holte die Hotdogs – mit so viel von allem, wie darauf passte – und kehrte zu ihren Plätzen zurück. Sie saß halb herumgedreht und plauderte mit den drei Männern hinter ihr. Deren Aufmerksamkeit war wahrscheinlich während der letzten fünf Innings zwischen dem Spiel und Courtneys enger Jeans hin- und hergewandert.
    »Will!« Als sie ihn kommen sah, winkte sie ihm vergnügt. »Du hast den Ententanz verpasst.«

    Gott sei Dank. Sie nahm ihm das Essen ab, und nachdem er sich gesetzt hatte und sie fröhlich Hotdogs kauten, dachte er über seinen neuen Plan nach. Das würde nie klappen. Um sie herum saßen lauter Baseball-Fans, und das Trio hinter ihnen war sowieso halb beim Spiel.
    »Lass uns ein bisschen rumgehen«, schlug er vor. »Wir haben ja noch gar nichts gesehen.«
    Sie aßen weiter, während sie in Richtung Spielfeld hinuntergingen. Es war ein angenehmes, familienfreundliches Stadion, in dem es neben dem eigentlichen Spielfeld auch viele Kinderspielgeräte gab. Sie schlenderten zu einer Hängebrücke aus Seilen und einer Kletterwand, an der ein paar angeheiterte Kerle versuchten, ihre weibliche Begleitung zu beeindrucken. Überzeugend sah das allerdings nicht aus.
    Courtney verspeiste den Rest ihres Hotdogs. »Ich liebe solche Hotdogs!« Sie schleckte sich die Finger ab. »Im Stadion schmecken sie irgendwie immer besser.«
    Will nahm noch einen Bissen von seinem, hatte aber keinen Hunger mehr. Im Vorbeigehen warf er ihn in einen Mülleimer.
    »Ich möchte dich noch etwas fragen. Du musst mir aber ganz ehrlich antworten.« Fast etwas schüchtern lächelte sie ihn an. Will war nicht wohl zumute.
    »Worum geht’s denn?«
    »Wusstest du, dass ich heute Geburtstag habe?« Mist. Sie hatte Geburtstag. Jetzt erinnerte er sich, dass er, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, ihr Geburtsdatum auf einem Formular gesehen hatte.

    »Du wirst heute siebenundzwanzig«, sagte er, weil ihm keine andere Antwort einfiel.
    Sie blieb stehen und nahm lächelnd seine Hand. »Weicht da nicht jemand der Frage aus? Du hattest keine Ahnung,

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