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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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persönlichen Ebene zu tun. Er hatte nicht den Auftrag, jeden Abend bei ihr vorbeizuschauen und den persönlichen Bodyguard zu spielen.
    Er war nicht mehr unvoreingenommen, und das hieß, er sollte den Fall abgeben. Aber der Gedanke, ihr Schicksal in die Hände von Webb oder Cernak, ja sogar von Devereaux zu geben, behagte ihm ganz und gar nicht.
    Er nahm einen letzten Schluck und stellte die Flasche ab. Es wurde Zeit zu gehen.
    »Will?«
    Er drehte sich zu ihr. Jetzt sah er ihr Gesicht. Sah ihre Sorge und ihre Angst. Er spürte, dass sie etwas von ihm wollte. Da beugte sie sich vor und küsste ihn. Ihr Mund fühlte sich wieder heiß und weich an, und er öffnete die Lippen, um sie auch zu schmecken – diesen besonderen, süßen, weiblichen Geschmack, der ihm von ihrem ersten Kuss im Gedächtnis geblieben war. Und dann wühlten seine Hände in ihrem Haar, hielten ihren Kopf, als er sie küsste und sie sich küssen ließ, immer tiefer und intensiver. Sie stöhnte leise, und er hob sie hoch, weg vom Boden, auf seinen Schoß. Seine Hände suchten und tasteten über den kühlen dünnen Stoff, bis er ihre Brüste fand. Ihre Nägel fuhren zärtlich kratzend über sein kurzes T-Shirt, und sie presste sich so eng an ihn, bis er an nichts anderes denken konnte als seinen Wunsch, sein Bedürfnis, sie ganz zu besitzen. Sie roch gut, sie schmeckte gut, und ihre Wärme fühlte sich besser an als alles, was er je empfunden hatte.
    Ein Summen riss sie auseinander.

    Sie starrte ihn an. »Das kommt von dir«, flüsterte sie.
    Unerbittlich kehrte die Wirklichkeit zurück. Er hob sie ein wenig hoch, um das Handy aus der Tasche zu fischen.
    »Hodges.«
    Courtney stand auf und wandte sich ab. Sie wollte ihn jetzt nicht ansehen.
    »Wir haben einen Raubmord. An der Ecke Willow und Fifteenth Street. Kommst du?«
    »Ja«, antwortete er Devereaux.
    »Gut. Und falls du noch immer unsere Verdächtige vernimmst, lass es jetzt gut sein. Verstanden?«
    Will holte tief Luft und ließ geräuschvoll seinen Atem entweichen. »Verstanden.«

Kapitel 12
    An einem blank polierten Klingelbrett vorbei folgte Nathan Hodges Blick zu einer schmalen Glastheke. Als die Frau am Empfang sie kommen sah, verschwand das Lächeln auf ihrem Gesicht. Daran erkannte Nathan, dass sich Hodges in den vergangenen Wochen hier nicht beliebt gemacht hatte.
    »Wir möchten mit Jim Wilkers sprechen.« Der jüngere Detective sprach als Erster.
    Sie nickte steif. »Nehmen Sie doch bitte Platz.«
    Nathan schlenderte zu einem Fenster, das einen prächtigen Ausblick auf Austins Town Lake bot. Hodges ging zu einer metallic-matten Kaffeemaschine und schenkte sich eine Tasse ein. »He, bring mir bitte auch eine mit.«
    Hodges trank einen Schluck und setzte sich auf die Couch.
    Nathan stierte zu ihm herüber. Hodges nippte erneut am Kaffee und sah auf. »Ist was?«
    »Sag mal, hörst du schlecht?«
    »Wer, ich?«
    »Nein, der Idiot hinter dir, der mich einfach ignoriert!«
    Hodges wandte sich um. Das Empfangszimmer war leer. Er nickte kurz.

    »Kriegsverletzung?«
    »Das linke Ohr hört nur noch sechzig Prozent.«
    Nathan verschränkte die Arme und musterte ihn. Wie war er damit bloß durch die medizinischen Tests gekommen? Noch mehr wunderte er sich allerdings, warum ein so begabter Polizist wegen einer Frau seine Karriere aufs Spiel setzte.
    »Wie lief es übrigens? Gestern, mit Courtney?«
    Hodges sah von der Kaffeetasse auf. Räusperte sich. »Ganz okay.«
    »Hast du was Neues herausbekommen?«
    Er zuckte die Achseln. »Muss ich noch überprüfen.«
    »Wir beide wissen, dass sie’s nicht war.«
    Das Gesicht seines Partners blieb ausdruckslos.
    »Aber sie ist Cernaks Favoritin«, fuhr Nathan fort.
    »Warum?«
    Nathan zuckte die Achseln. »Komplizierte Fälle sind nicht sein Ding. Er ist eher ein Freund der Statistik. Ist das Opfer weiblich, hält er sich an den Freund oder Ehemann. Ist es ein Mann, dann sind irgendwelche Geschäfte oder eine enttäuschte Geliebte im Spiel. In neun von zehn Fällen hat er damit auch recht.«
    Hodges schüttelte den Kopf und blickte wieder auf seine Tasse, auf die das Logo der Kanzlei graviert war.
    »Das Mädchen gefällt dir, oder?«
    Nathan hatte die Frage kaum ausgesprochen, da sah Hodges wieder auf. Sein Bemühen, unbeteiligt zu wirken, war ihm sehr deutlich anzusehen.
    »Wenn dir was an ihr liegt«, sagte Nathan«, »tu ihr einen Gefallen: Vermassle es nicht. Wenn du dich mit
ihr einlässt, wirst du versetzt, und Webb kriegt den Fall. Und damit

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