Der stumme Ruf der Nacht
ausgesandt«, verkündete er. »Die amerikanische Öffentlichkeit lässt es nicht zu, dass Unternehmen vom Tod unschuldiger Bürger profitieren. Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan -«
Courtney klickte auf Pause. Sie beugte sich vor und starrte angestrengt auf den Monitor. Wer waren diese Leute, die hinter David die Treppe runterliefen? Sie startete den Clip erneut.
»- profitieren. Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan -«
Pause.
Das waren Eve Caldwell und dieser Professor, dessen Foto Will ihr gezeigt hatte. Sie kamen aus dem Gerichtsgebäude. Genau zu dem Zeitpunkt, als Davids Prozess beendet wurde.
Sie hatten daran teilgenommen.
Courtney gefror das Blut in den Adern, als sie das begriff. Es ging also um diesen Prozess. Um sechzig Millionen Dollar. Will hatte recht gehabt. Alles drehte sich um Geld. Um sehr, sehr viel Geld.
Als sie nach weiteren Videoclips suchte, bemerkte sie, dass ihre Finger auf der Tastatur zitterten. Auch wenn sie nichts fand, wollte sie nun doch mehr wissen. Waren Eve und der Professor in dem Prozess als Zeugen aufgetreten. Oder als Kläger?
Oder gehörten Sie zu den Geschworenen?
Hatte David etwa mit einer der Geschworenen in diesem Prozess geschlafen?
»Oh, mein Gott«, murmelte Courtney, als sie auf den Monitor starrte. Das war eine Erklärung. Vielleicht hatte er sich die Geschworenen gefügig gemacht. Und so das Urteil manipuliert.
Courtney sprang auf und griff nach ihrer Handtasche. Im Stehen loggte sie sich aus und steckte ihre Kreditkarte ein. Sie wollte möglichst schnell weg von hier. Und mit Will sprechen. Sie rannte aus dem Café und sah die Straße herunter.
»Verdammt!« Sie stampfte mit dem Fuß auf, als sie ihren Bus drei Blocks entfernt abfahren sah.
Aber immerhin konnte sie anrufen. Sie musste ja nirgends hingehen, sondern einfach seine Nummer wählen. Sie zerrte ihr Handy aus der Tasche und trat einen Schritt zurück, um weiter vom Straßenrand entfernt zu sein. Während sie die Schnellwahl-Liste nach unten scrollte, kam neben ihr ein Wagen zum Stehen.
Es war ein schwarzer Escalade.
Und eine Tür ging auf.
Kapitel 13
Mit schreckgeweiteten Augen starrte Courtney auf den Mann, der aus dem Wagen stieg. Er hatte graue Augen und war untersetzt. Und er fixierte sie.
Er machte einen Satz nach vorne, doch sie sprang zurück. Etwas Metallisches blitzte in seiner Hand. Courtneys Puls raste.
»Eine Waffe!«, schrie sie und floh zum Eingang des Cafés.
Während sie die Tür aufriss und wieder ins Café stürzte, hörte sie, wie hinter ihr ein Tumult entstand. Gegen Stühle stoßend und beinahe über Rucksäcke stolpernd hastete sie an einer Reihe Computer-Terminals vorbei. In Panik blickte sie sich um, aber niemand kam hinter ihr durch die Tür.
Etwas Schwarzes schoss am Fenster vorbei, als der Escalade um die Ecke raste. Sie machten sich aus dem Staub.
Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr. Es war die Seitentür des Cafés. Jemand öffnete sie.
Er. Und er wollte zu ihr. Ihr Blick fiel auf seine Hände. Eine steckte in der Tasche seines Trainingsanzugs, zusammen mit etwas Länglichem.
Sie machte auf dem Absatz kehrt und bahnte sich
den Weg durch die Menschen, die an der Theke des Cafés standen.
»Hilfe!«, schrie sie. Die Leute sahen sie an, als wäre sie verrückt. Sie sah sich um, aber der Mann war verschwunden.
Wo war er hin?
Sie rannte an der Kasse vorbei in den Gang mit den Toiletten. Sie wusste, dass dort der Notausgang war. Sie stieß die Tür auf und erschrak, als der Alarm losging.
Schwer atmend blieb sie stehen. Der Alarm half ihr. Angeblich sollte man doch »Feuer« rufen, wenn man angegriffen wurde? In der Hoffnung, dass ein Polizist oder ein Wachmann auftauchte, blickte sie vom einen Ende der kleinen Gasse zum andern.
Doch dort tauchte nur er auf. Hinter ihr fiel die Tür mit einem Klicken ins Schloss. Sie wirbelte herum und versuchte, sie zu öffnen.
Vergebens.
Sie drehte sich wieder zu ihrem Angreifer, der auf sie zurannte.
Sie stürzte in die andere Richtung, doch der Gehweg war glatt. Beinahe wäre sie ausgerutscht. Mit rasendem Puls lief sie an einer Mülltonne vorbei und nahm den fauligen Gestank wahr, der davon ausging.
»Hilfe! Feuer!«
Wieder sah sie zurück. Er griff in seine Hosentasche.
Vor ihr entdeckte sie eine Tür, die von einem Getränkekasten offen gehalten wurde. Seine schweren Schritte im Nacken rannte sie auf diese Tür zu. Die Schritte kamen immer näher und näher. Als sie die Tür
erreichte, stieß
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