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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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sich rasch an. Sie schlüpfte in ihre Flipflops und schnappte sich ihre Reisetasche, die sie gestern spätnachts noch gepackt hatte, als Will nach einem weiteren Liebesakt erschöpft eingeschlafen war. Er hatte darauf bestanden, dass sie den Wecker auf sechs Uhr stellten, um gleich am Morgen ins Polizeipräsidium zu fahren und einen Plan aufzustellen, wie sie mit ihrer Bedrohung umgehen konnten.
    Aber Courtney hatte ihre eigenen Pläne.
    Sie schlich in die Küche und nahm Wills Schlüsselbund von der Ablage. Sie warf einen Blick in Richtung Bad und fummelte den Chevrolet-Schlüssel vom Bund.
    Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. Wenn sie jetzt von hier verschwand, würde sie das nie erklären können. Sie würde ihm nie in die Augen schauen können und ihn überzeugen, dass sie keine andere Wahl hatte.
    Er war der Meinung, dass sie die hatte. Er dachte, er hätte die Möglichkeit, sie unter irgendeinen besonderen Schutz zu stellen, und dass damit alles erledigt wäre.
Er glaubte sogar, dass er ihren Namen reinwaschen konnte.
    Aber Courtney war da anderer Ansicht. Es würde alles noch viel schlimmer werden, und dann hätte auch so ein alter Hase wie Nathan, der in der Polizei viel besser vernetzt war als Will, keine Möglichkeiten mehr, ihr zu helfen. Bei diesem Lieutenant stand sie auf der Abschussliste, und das, was gestern passiert war, hatte gezeigt, dass es noch jemand anderes auf sie abgesehen hatte. Sie hatte nicht die Absicht, tatenlos herumzusitzen und darauf zu hoffen, dass sie ein Mann beschützte. Ihre Freiheit war in Gefahr. Und ihre Sicherheit. Außerdem die Sicherheit ihrer Schwester, ihrer Nachbarn und aller anderen, die zufällig in der Nähe waren, wenn das nächste Mal ein bezahlter Killer auf sie losging.
    Ihr Blick fiel auf den Stift, der neben dem Telefon lag, und das Herz wurde ihr schwer. Vielleicht sollte sie eine Nachricht hinterlassen. Eine Erklärung versuchen und dadurch die Wirkung ihres Verhaltens abmildern. Denn er würde verletzt sein, das wusste sie. Als ehemaliger Soldat und Polizist hatte er sicher schon mehr Unangenehmes gesehen und erlebt als andere, aber dennoch hatte auch er Gefühle. Und was sie tat, war ganz klar Betrug. Letzte Nacht hatten sie sich miteinander verbunden. Zwischen allem Berühren und Stöhnen hatte es auch stille, sanfte Momente der Übereinstimmung gegeben. Das hatte sie noch mit niemand anderem erlebt. Und genau deswegen fühlte sie sich schuldig, wenn sie jetzt davonlief. Sie griff nach dem Stift.
    Das Wasserrauschen verstummte, und sie erstarrte. Ein Blick zur Badezimmertür. Sie blieb geschlossen.

    Auf Zehenspitzen schlich sie durch die Wohnung, sperrte geräuschlos die Tür auf und verschwand.
     
    Es war keine leichte Aufgabe, jemand im Zeitalter digitaler Kommunikation und Vernetzung verschwinden zu lassen, aber Alex genoss sie. Sie saß vor ihrem Computer und ließ die Finger auf der Tastatur tanzen, während sie mit Courtneys Telefonanbieter sprach.
    »Vielen Dank für Ihre Geduld. Was kann ich für Sie tun?«
    »Hallo, mein Name ist Courtney Bass. Tut mir leid, wenn ich Sie belästige, aber ich habe meine letzte Rechnung hier vor mir liegen, und da steht immer noch der falsche Name drauf. Ich heiße ›Bass‹, nicht ›Glass‹. Im vergangenen Monat habe ich deswegen schon einmal angerufen.«
    »Das tut mir wirklich leid. Ich sehe mir schnell mal Ihre Daten an. Rufen Sie von zu Hause aus an?«
    »Nein, von einer Freundin. Aber ich kann Ihnen meine Nummer geben.« Alex nannte die Telefonnummer von Courtneys Anschluss zu Hause.
    »Miss Bass, dürfte ich Sie zur Sicherheit um die vier letzten Ziffern Ihrer Sozialversicherungsnummer bitten?«
    »Aber natürlich. Sie lauten 4-3-1-O.
    »Hmm … das stimmt leider nicht mit meinen Angaben überein. Würden Sie mir bitte den Geburtsnamen Ihrer Mutter nennen?«
    »McCowen. Das klingt ja so, als wären meine ganzen Daten durcheinandergeraten. Da hat wohl jemand Neues bei mir die Eingabe gemacht, was?«

    »Wir werden uns darum kümmern, Miss Bass. Könnten Sie mir jetzt vielleicht Ihre vollständige Sozialversicherungsnummer sagen?«
    Alex ratterte eine Ziffernfolge herunter, die mit 4-3- 1-0 endete, und hörte das Klappern der Tastatur, als der neue Eintrag gemacht wurde.
    »Vielen Dank für Ihren Anruf, Miss Bass. Jetzt ist wieder alles in Ordnung. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Nein, danke, das wär’s.«
    Mit einem zufriedenen Lächeln legte Alex auf. Morgen wollte sie noch einmal

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