Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
Vom Netzwerk:
sowieso nicht viel machen.«
    »Die müsste längst bei dir angekommen sein. Zusammen mit unserer Karte.«
    »Werde gleich mal in den Briefkasten schauen.«
    Engelbert Rath räusperte sich. »Gereon, ich weiß nicht, ob du diesen Auftrag ernst genug nimmst. Aber wenn du Oberkommissar werden willst, musst du schon etwas dafür tun, so etwas fällt einem nicht in den Schoß.«
    »Du musst es ja wissen.«
    »Und du solltest das eigentlich auch wissen! Es geht nicht nur um eine Beförderung, der Oberbürgermeister vertraut darauf, dass wir ihm in einer heiklen Lage helfen. Wenn du dieses Vertrauen enttäuschst, ziehst du damit den guten Ruf des Namens Rath in den Schmutz.«
    »Vor allem deinen guten Ruf, meinst du wohl.«
    »Du solltest das ernster nehmen. Erledige die Sache!« »Zu Befehl, Herr Kriminaldirektor !«
    Rath legte auf. Sein Vater hatte recht. Aber das musste der Sohn ja nicht gleich zugeben. Er griff zu Hut und Mantel und verabschiedete sich von Erika Voss. Im Büro konnte er sowieso nichts Sinnvolles mehr tun.

Kapitel 29
    Der Westhafen lag mehr oder weniger auf dem Weg nach Reinickendorf, so konnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    Die Ford Motor Company ließ ihre Automobile in einer Lagerhalle direkt am Kai fertigen, wie ein blechernes Schild an der Backsteinfassade verriet. Rath hatte den Buick schon vom am Verwaltungsgebäude geparkt, er wollte nicht in einem Konkurrenzprodukt bis vor die Tür rollen. Von einem Lastkran wurden große Holzkisten geladen und neben der Halle gestapelt, an deren anderem Ende Rath Dutzende blitzblank polierter Ford-A-Modelle erkennen konnte, in Reih und Glied aufgestellt, allesamt rot-schwarz lackiert. Bruno hatte so einen gefahren, sein erster Chef hier in Berlin. Vor der Halle lungerten ein paar Männer herum, die sich hoffnungsvoll umdrehten, als eine Eisentür geöffnet wurde und ein Mann im grauen Arbeitskittel auf der Laderampe erschien.
    »Zwee Ka-eff-zet-Schlosser könnten wir für die nächste Schicht noch gebrauchen«, brüllte der Kittelmann über die Rampe.
    Vier Männer lösten sich aus der Gruppe und traten neben Rath, der schon an der Treppe zur Rampe stand.
    Der Graukittel musste ihnen nur in die Gesichter schauen, um seine Wahl zu treffen. Einen Mann im Anzug, der mit einem Ingenieursdiplom wedelte, beachtete er gar nicht. Er zeigte auf einen kräftigen Arbeiter im Blaumann und einen flink aussehenden Kleinen, der eine zu dünne Jacke trug.
    »Du«, sagte er. »Und du.«
    Die zwei Angesprochen stiegen die Treppe hinauf, die anderen beiden trotteten zurück zu den Arbeitslosen. Rath ging ebenfalls die Treppe hinauf, der Graukittel bemerkte ihn erst, als er die Stahltür öffnete, um seine Neueinstellungen hineinzulassen.
    »Tut mir leid«, sagte er, »aber wir brauchen nur zwei.«
    Die beiden Arbeiter beäugten den vermeintlichen Konkurrenten misstrauisch; Rath blieb nichts anderes übrig, er zückte seine Marke.
    »Kriminalpolizei«, sagte er. »Ich müsste mich in Ihrem Betrieb ein wenig umsehen.«
    Der Vorarbeiter schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Worum geht es?«, fragte er. Bevor Rath antworten konnte, fiel der Blick des Mannes auf die beiden Arbeitslosen, die auf die Polizeimarke starrten. »Was steht ihr hier rum?«, pflaumte er sie an. »Wollt ihr arbeiten oder glotzen? Geht rein und meldet euch am Bandabschnitt 0.0 wie Dora. Da werdet ihr eingewiesen.«
    Der kleinere Mann öffnete den Mund, doch der Kräftige zog ihn durch die Tür, bevor er etwas sagen konnte. Wahrscheinlich das Beste, wenn sie ihre Arbeit nicht gleich wieder verlieren wollten, dachte Rath.
    »So«, sagte der Graukittel zu Rath, »dann erklärense mir mal den Sinn der Übung.«
    »Über die Hintergründe unserer Ermittlungen darf ich Ihnen leider nichts sagen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass ich jegliche Form von Betriebsgeheimnissen achten werde. Sie können mir genauso viel erzählen wie jedem Journalisten.«
    »Mit Journalisten spricht sonst nur die Geschäftsführung.« »Ich bin sicher, Sie können mir weiterhelfen, Herr ... « »Bahlke. Schichtleiter. «
    »Herr Bahlke, lassen Sie mich einen kurzen Blick in Ihre Fahrzeugproduktion werfen und erklären Sie mir grob die Betriebsabläufe. Fünf Minuten. Dann bin ich wieder weg.«
    Bahlke wirkte nicht begeistert. Aber er lenkte ein. Wahrscheinlich glaubte der Schichtleiter, Rath so am schnellsten wieder loszuwerden.
    »Dann kommense man mit«, sagte er. »Aber so viel gibt's hier eigentlich gar nicht

Weitere Kostenlose Bücher