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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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für Manfred Oppenberg spielte, musste er sich um Felix Krempin kümmern. Der wohnte nur ein paar Häuserblocks von seinem Freund Peter Glaser entfernt im Norden von Charlattenburg. Schräg gegenüber, auf der anderen Straßenseite, parkte ein grüner Opel. Rath stellte den Buick direkt dahinter ab und stieg aus. Er ging hinüber und klopfte an die Scheibe, die sofort heruntergeklappt wurde.
    »Mahlzeit, Mertens«, sagte Rath. » Tut sich was?«
    »Mahlzeit ist das richtige Stichwort, Herr Kommissar«, sagte der Mann auf dem Fahrersitz, »das Einzige, was hier passiert, ist, dass der Magen von Grabowski immer lauter knurrt.«
    »Nichts Verdächtiges?«
    Mertens schüttelte den Kopf. »Höchstens ein paar argwöhnische Blicke. Schätze, dass uns einige Anwohner mittlerweile für zwei Hundertfünfundsiebziger halten. Würde mich nicht wundem, wenn die Kollegen von der Sitte uns bald einen Besuch abstatten.«
    »Du darfst mich eben nicht immer so verliebt angucken«, meldete sich der Mann vom Beifahrersitz.
    Rath grinste. Die Stimmung im Wagen schien ganz gut zu sein, obwohl eine Observation zu den langweiligsten Beschäftigungen gehörte, die der Polizeialltag zu bieten hatte. Gennat hatte ihm Mertens und Grabowski ans Herz gelegt, zwei Neue in der Inspektion, gerade von der Polizeischule in Eiche gekommen. Rath war jeder Mitarbeiter recht, der nicht zum Kreis um Wilhelm Böhm gehörte, und die beiden hier schienen ganz in Ordnung zu sein.
    "Drüben an der Berliner Straße gibt's einen Aschinger«, sagte er. »Machen Sie mal 'ne halbe Stunde Mittag und wärmen sich auf, so lange übernehme ich.«
    Die beiden Männer stiegen aus. Rath wusste, dass er gerade Punkte gesammelt hatte. Das gab's nicht häufig in der Burg, ein Chef, der sich um seine Mitarbeiter kümmerte und sich auch für Drecksarbeit nicht zu schade war. Sollten sie das ruhig glauben.
    »Sollen wir Ihnen was mitbringen, Herr Kommissar?« »Danke, nicht nötig.«
    »Na, dann woll'n wir mal«, sagte Mertens.
    Die beiden setzten sich in Bewegung. Rath nahm hinter dem Steuer seines Buick Platz und wartete, bis die jungen Kollegen hinter der Straßenecke verschwunden waren. Dann ging er hinüber und verschwand im Hauseingang. Hier war alles ruhig, kein Mensch im Treppenhaus. Rath hatte noch nicht viel Übung mit dem Dietrich und brauchte etwas länger, bis er das Schloss geknackt hatte. Leise zog er die Tür wieder hinter sich zu. Die Kollegen waren zwar letzte Nacht schon in der Wohnung gewesen, um sicherzugehen, dass Krempin nicht etwa im Tiefschlaf in seinem Bett lag oder tot auf dem Sofa, doch Rath wollte sich selbst ein Bild machen. Und nicht erst auf den Durchsuchungsbefehl warten.
    Viel gab die Wohnung nicht her. Eine typische Junggesellenwohnung, schlicht und sauber, vielleicht etwas sauberer als andere. Das Bett war gemacht, der Tisch abgeräumt, nach einer wilden Flucht sah das nicht aus. Eher nach dem regelmäßigen Besuch einer Haushälterin. Oppenberg schien seinen Mann gut bezahlt zu haben, davon kündete auch der Plattenspieler im Wohnzimmer. Rath pfiff unwillkürlich durch die Zähne, als er das Modell erkannte. Von den Platten hätte er einige gern ausgeliehen. Sogar ein Telefon stand auf dem Schreibtisch.
    Die Regale enthielten fast nur technische Bücher, elektrotechnische und fotografische Fachliteratur, auch Ingenieurwissenschaftliches, nur wenig Romane. Auf dem Schreibtisch staubte eine Schreibmaschine vor sich hin, daneben standen eine Lötkolbenhalterung und ein paar Kästen mit kleinen Schraubenziehern und ähnlichem Werkzeug und ein paar elektronischen Ersatzteilen, Schaltern, ein paar Röhren, Sicherungen. Rath las den Warnhinweis auf einer Röhrenpackung: Für Tonfilmzwecke sind nur Röhren (Verstärker-, Gleichrichter- und Vorröhren) bestimmt, die auf dem Rohr und der Verpackung das KLANGFILMZEICHEN tragen. Die Verwendung anderer Röhren ist schädlich und führt zu Störungen. Die Verwendung anderer Röhren ist auch aus Patentgründen untersagt.
    Als Rath in den Kleiderschrank schaute, klapperte es hölzern, die meisten Bügel schaukelten leer auf der Stange. Auch die Schubladen in der Kommode waren bis auf wenige Reste ausgeräumt. Krempin hatte in aller Ruhe gepackt, bevor er verschwunden war.
    Das ließ nur zwei Rückschlüsse zu: Entweder hatte er sich nach seiner Flucht aus dem Atelier diese Zeit noch genommen, oder aber er hatte alles bereits vorbereitet.
    Die große Unbekannte war die Uhrzeit. Wann war Krempin aus dem

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