Der stumme Tod
Adresse, Rath kam sich in seinem einfachen Anzug von der Stange ein wenig deplatziert vor.
»Ich habe mir erlaubt, schon eine Flasche Wein für uns zu ordern«, sagte der Produzent.
»Danke, nicht für mich«, erwiderte Rath und bestellte ein Selters.
»Sie müssen es wissen, lieber Freund«, meinte Oppenberg. »Beim Essen sind Sie hoffentlich nicht so genügsam. Das wäre eine Sünde in diesem Lokal.«
Rath hätte eigentlich mehr Appetit auf etwas Deftiges bei Aschinger gehabt, aber er fügte sich in sein Schicksal und studierte die Speisekarte.
»Ich würde Ihnen Fisch empfehlen«, riet Oppenberg, und Rath schloss sich der Wahl des Filmproduzenten an: Rotbarschfilet mit Stiftkartoffeln und Gemüse der Saison.
»Sie haben um dieses Gespräch gebeten«, sagte Oppenberg, »das heißt, Sie haben Neuigkeiten.«
»Wie man's nimmt. Jedenfalls sollten Sie sich mit dem Gedanken anfreunden, Vom Blitz getroffen mit einer anderen Hauptdarstellerin zu besetzen.«
Oppenberg wurde tatsächlich ein wenig blass.
»Ist sie ... was haben Sie herausgefunden? Kennt der Taxifahrer den Mann, der sie abgeholt hat?«
Rath schüttelte den Kopf. »Leider nein. Ich weiß immer noch nichts Genaues. Aber alles deutet darauf hin, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte, sie zumindest aber ihre Pläne abrupt hat ändern müssen.«
»Wie kommen Sie darauf?« Nervös griff Oppenberg in den Brotkorb.
"Sie erinnern sich an ihre letzte Taxifahrt? Bevor sie in Wilmersdorf von diesem Unbekannten abgeholt wurde, hat sie ihr Gepäck zum Bahnhof Zoo bringen lassen, zur Gepäckaufbewahrung.« »Und?«
»Dort ist es heute noch.«
An dieser Nachricht musste Oppenberg länger kauen als an dem Stück Weißbrot, das er sich gerade mit Butter bestrichen und in den Mund geschoben hatte.
» Wie erklären Sie sich das?«
»Keine Ahnung«, sagte Rath. »Jedenfalls nicht damit, dass sie von Anfang an vorhatte, ihre Koffer drei, vier Wochen der Gepäckaufbewahrung am Bahnhof Zoo zu überlassen. Irgendetwas Unvorhergesehenes ist passiert.« Rath machte eine Pause. »Und ich fürchte, nichts Gutes.«
Oppenberg sagte nichts und zündete sich eine Zigarette an. Rath merkte, dass der Produzent nicht mit einer schlechten Nachricht gerechnet hatte. Der Kellner brachte die Vorspeisen, doch Oppenberg rührte nichts an, er rauchte weiter.
»So ein verdammter Mist«, sagte er plötzlich. »Ich liebe diese Frau, verstehen Sie das? Und dann verschwindet sie einfach so mir nichts, dir nichts. Und nun sagen Sie mir auch noch, dass ich mit dem Schlimmsten rechnen muss.«
»Nicht unbedingt mit dem Schlimmsten. Nichts Gutes, habe ich nur gesagt.«
»Ach hören Sie doch auf! Sie haben sie doch auch schon abgeschrieben! «
»Ich fürchte jedenfalls, dass ich Ihren Auftrag nicht ausführen kann. Ich kann Ihnen Vivian nicht zurückbringen.« Rath schob eine grüne Banknote über den Tisch. »Da war ein Bild zu viel in Ihrem Umschlag«, erklärte er.
Oppenberg verstand, er zögerte nicht lange und steckte den Fünfziger ein. »Wie Sie meinen«, sagte er, »vielleicht können Sie aber wenigstens dafür sorgen, dass Ihre Kollegen mir nicht dauernd wegen Felix in den Ohren liegen. Ich habe diesem Böhm erzählt, dass ich mich im Unfrieden von ihm getrennt habe, doch er scheint Bellmanns übler Nachrede mehr Glauben zu schenken, dass ich ihm einen Saboteur und Mörder auf den Hals gehetzt habe.«
Rath zuckte die Achseln. » Ich fürchte, da kann ich wenig machen. Man hat mich von der Ermittlungsgruppe abgezogen. Ich kann Ihnen nur raten, vorsichtig zu sein. Wenn Sie Ihre Beteiligung an der ganzen Chose unter der Decke halten wollen - gut. Ich werde Ihnen nicht in den Rücken fallen, aber unterschätzen Sie die Polizei nicht! Wenn die Ihren Freund erst einmal in die Mangel nehmen ... «
»Felix denunziert mich nicht, der war immer loyal. Außerdem müssen die ihn erst einmal finden, bevor sie ihn befragen können.«
»Halten Sie es für möglich, dass er ein neues Versteck irgendwo im Grunewald gefunden hat? In einer Laubenkolonie womöglich? Kennt er da jemanden, bei dem er Unterschlupf suchen könnte?«
»Nicht so viele Fragen auf einmal, ich weiß sonst gar nicht, welche ich zuerst beantworten solL«
»Die, auf die Sie eine Antwort wissen. Sie kennen Krempin.
Helfen Sie mir. Angeblich hält er sich dort irgendwo auf. Meine Kollegen halten ihn für einen Mörder, die Presse hält ihn für einen Mörder. Ich bin der Einzige, der an seine Unschuld glaubt. Es ist
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