Der stumme Tod
besser, ich finde ihn und nicht einer meiner Kollegen.«
Oppenberg schien über Raths Worte nachzudenken. »Und der Sabotagevorwurf?«, fragte er. »Fällt der unter den Tisch, sollten Sie Felix finden?«
Rath schüttelte den Kopf. »Das wird ihm wohl nicht erspart bleiben. Wenn er sich als Mörder entlasten will, muss er sich zu den Sabotageplänen bekennen.«
»Ich hoffe, dass man meinen Namen dann aus dem Spiel lassen kann.«
»Das hängt ganz von Ihrem Freund ab, darauf habe ich keinen Einfluss mehr, das müssen Sie mit ihm abmachen.«
Rath sah Oppenberg an, dass er schwierige Entscheidungen gegeneinander abwog. Er hatte dem Produzenten jedenfalls einen triftigen Grund genannt, warum es auch für Manfred Oppenberg durchaus sinnvoll war, Felix Krempin möglichst schnell zu finden, bevor andere ihn fanden.
Oppenberg drückte seine Zigarette aus und griff zu seinem Besteck. »Ich schlage Ihnen ein Geschäft vor«, sagte er. "Ich versuche Ihnen zu helfen, Felix Krempin aufzuspüren, und Sie suchen weiter nach Vivian.«
"Wenn Sie es nicht nur versuchen, sondern Krempin wirklich finden, lässt sich darüber reden«, meinte Rath.
»Wenn auch Sie es nicht nur beim Suchen belassen, sondern Vivian für mich finden.«
»Ich kann nicht zaubern, aber ich kann Ihnen versprechen, mein Bestes zu tun.«
»Dann sind wir im Geschäft«, sagte Oppenberg. Er lächelte. »Haben die Fotos Sie weitergebracht? Hat der Taxifahrer jemanden erkannt?«
»Nur Krempin. Vom Fahndungsfoto.« Rath zog das Foto mit dem dunkelhaarigen Schauspieler aus der Tasche, das er aussortiert hatte. »Und bei dem hier ist er hängen geblieben. Meinte, der sehe dem Mann ähnlich, der Vivian abgeholt hat.«
»Gregor? Den hat Vivian überhaupt nicht beachtet.«
»Der Taxifahrer hat nur von einer Ähnlichkeit gesprochen. Kennen Sie vielleicht einen anderen Mann, der diesem Typ entspricht? Könnte auch ein Produzent sein.«
Oppenberg überlegte einen Moment, schüttelte dann unwillig den Kopf. »Nein, nein«, sagte er. »Ich halte es sowieso für vertane Zeit, nur unter meinen Leuten zu suchen. Zeigen Sie diesem Taxifahrer doch mal ein paar Bilder von Bellmanns Leuten! Vielleicht hat einer von denen sie abgeholt, und sie muss schon seit Wochen in einem Kellerloch schmoren!«
"Sie meinen, er hat sie entführt? Nur um Sie am Drehen Ihres Films zu hindern?«
»Zuzutrauen wäre ihm das jedenfalls. Vielleicht hat er sie auch entführen lassen. Um sich die Finger nicht schmutzig zu machen. Gibt genug Verbrecher in dieser Stadt, die Sie für so etwas kaufen könnten.«
Rath dachte an Johann Marlow. Für so ein billiges, schmutziges Geschäft ließ der sich wahrscheinlich nicht einspannen. Aber Doktor M. wusste vielleicht, wer für solch eine Aufgabe infrage käme. Irgendwo musste er Marlows Telefonnummer noch haben. Die Nummer, die in keinem Telefonbuch stand.
Er hatte zwei Bier und zwei Kurze vorgelegt, als Gräf endlich durch die Tür kam. Die Luft im Nassen Dreieck war schon zum Schneiden dick, daran änderte auch der Schwall Frischluft nichts, der mit dem Kriminalsekretär in die Kneipe wehte. Rath nickte Schorsch kurz zu, der Wirt hob kaum merklich die rechte Augenbraue und hielt zwei weitere Biergläser unter den Zapfhahn. Gräf setzte sich auf den freien Hocker neben Rath an die Theke.
»Du rauchst wieder?«
»Wie kommst du darauf?«, nuschelte Rath und zündete die Overstolz an, die er sich gerade in den Mund gesteckt hatte.
Der Wirt stellte zwei Biergläser auf den Tresen und zwei Schnäpse dazu. Sie prosteten sich zu, leerten die Schnapsgläser und spülten mit Bier nach.
»Hat Böhm dich so lange am Haken gehabt?«, fragte Rath.
Gräf schüttelte den Kopf. »Ich hatte noch was anderes zu tun.« Der Kriminalsekretär zog einen großen braunen Umschlag aus dem Jackett. »Mein Bericht zur Wessel-Beisetzung. Kannst du morgen zu den Akten heften. Aber eins sag ich dir: Noch einmal tu ich dir so einen Gefallen nicht. Das war keine Beerdigung, das war eher eine Straßenschlacht. «
Rath nahm den Umschlag entgegen und öffnete ihn, zog einen Packen gefaltetes Schreibmaschinenpapier heraus, das er ungläubig anstarrte. »Das sind ja mindestens zehn Seiten.«
»Zwölf. Freundschaftsdienst.«
»Was soll ich da noch sagen«, meinte Rath und steckte den Umschlag ein.
»Ich wüsste schon was.«
»Schon gut, schon gut«, meinte Rath und lachte. »Ich übernehme die Rechnung.«
»Wie gut, dass ich heute einen derart großen Durst habe«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher