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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Johansson
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Getreide gesät haben und die Rinder auf die Weide ließen.
    Und Staub hatte New York, vor allem im Frühjahr. Diese Tage sind so trocken, dass alle Partikel zu fliegen beginnen. Schwerelos flimmernd schweben sie durch die Straßen. Fegen ist dann sinnlos.
    Eine kleine Gruppe hatte sich am Abend dieses Frühlingstages im großen Raum von Richard Greniers Loft versammelt. Zu Beginn hatten die Gäste noch gescherzt, über den neuen Stil, die neue Einrichtung, die karge Möblierung: »Lebst du jetzt im Kloster?«, fragte Chuck Erlanger, der Mann von der American National Bank, als er eintrat. »Wenn schon keiner weiß, was hier passiert, dann soll wenigstens der Raum vollkommene Ordnung ausstrahlen«, spottete Nick Whitfield, der Vertreter der FDIC , der amerikanischen Bankenaufsicht. Er war dort für die Sicherung der Einlagen zuständig. Emily Weisberg, die Sicherheitschefin von Mercator Sheridan, die sich auf die Software für den elektronischen Aktienhandel spezialisiert hatten und darin ein Quasimonopol besaßen, schaute sich kühl das neue Design an: »Gut«, sagte sie, »wenn du untertauchen musst, lässt du wenigstens nicht viel zurück.« Und Christine Worthamton, Professorin für Wirtschaftsgeschichte an der Columbia University, spottete für Insider: »Da haben wir ja die totale Transparenz! In Manhattan! Wenn das die Alchimisten wüssten – und wo ist das Gold?« Aber ihre letzte Spitze war schon im allgemeinen Small Talk untergegangen. Es ging um den 12 th Street Bookstore, den es bis vor ein paar Jahren unten auf der Straße gegeben hatte, ein Antiquariat vor allem für Sachbücher, das viele Intellektuelle in der Stadt vermissten, und um die unverschämt steigenden Immobilienpreise in der Gegend um den Union Square.
    Nie zuvor hatte es ein Treffen solch wichtiger Akteure aus dem Bereich Sicherheit in der Finanzwirtschaft und im Internet gegeben. Auch wenn sie sich untereinander mehr oder weniger gut geschäftlich kannten, so war es doch ziemlich befremdlich, dass sich hier die zuständigen Führungskräfte sehr verschiedener und zum Teil miteinander konkurrierender Firmen und Institutionen so vertraulich trafen. Nicht zuletzt, weil auch eine Frau vom F. B. I. da war, Catherine Bidgood, die bei der Bundespolizei in New York die Abteilung für Wirtschaftskriminalität leitete.
    Als jeder Gast einen Platz an dem langen Tisch gefunden hatte, den sein Designer in den vierziger Jahren die »Ellipse« genannt hatte, stand Richard Grenier auf. Er trug nur einen kleinen Zettel in der Hand, denn er verachtete Powerpoint-Präsentationen. »In den vergangenen Tagen«, begann er seine Rede, »sind uns die Attacken auf die internen Daten der großen Banken und Investment-Gesellschaften erspart geblieben. Aber das ist nicht unser Verdienst. Was in der jüngsten Zeit geschah, kann jetzt und immer wieder geschehen. Und das wird so sein, auch wenn wir die Quelle der jüngsten Angriffe identifiziert haben.«
    Richard fing an, vor dem Tisch auf und ab zu gehen, leicht vornübergebeugt, die Hände auf dem Rücken verschränkt. »Mein Mitarbeiter Johan kann euch nachher zeigen, wie wir das gemacht haben und auch wo der Server steht, in seinem Heimatland Schweden nämlich. Aber das bedeutet eigentlich nichts. Denn wer solche Angriffe lancieren kann, der ist auch in der Lage, jetzt mit diesem Server und wenig später mit einem anderen Server zu arbeiten, heute von einem Land und morgen von einem anderen aus zu operieren.«
    Ursprünglich, sagte Richard weiter, habe er seine Firma gegründet und sie »The Cloud Matters« genannt, weil er der Überzeugung gewesen sei, dass die Abhängigkeit der Unternehmen von einzelnen, physisch vorhandenen Computer-Systemen nicht nur eine überflüssig große Investition bedeute, sondern auch ein gewaltiges Risiko für die Datensicherheit. Das gelte zwar immer noch. Doch gebe es andere Risiken, die viel größer geworden seien.
    »Spätestens seit der jüngsten Krise, seitdem die Staatsschulden zum wichtigsten Faktor des internationalen Finanzgeschehens geworden sind, gibt es keine erwartbaren, geschweige denn geordneten Kursverläufe mehr. Alles kann jederzeit passieren. Denn Kredite, wir müssen uns immer wieder daran erinnern, sind nur Versprechen, und Kreditderivate sind Versprechen auf Versprechen auf Versprechen. Am Ende steht man immer vor einer unendlichen Kette von möglicherweise eintretenden oder möglicherweise nicht eintretenden Ereignissen. Man hat die gesamte Zukunft

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