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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Johansson
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eine Sekunde.«
    »Ich weiß. Wir leben trotzdem in Osby.«
    »Das ist keine Entschuldigung.«
    »Vergiss die anderen beiden Geräte nicht, den Wandler und den Vorverstärker. Beide sind klein. Nicht so teuer wie der Computer, und es ist auch keine Musik darauf. Aber ich habe lange dafür gespart.«
    »Da auf dem Sekretär stehen noch zwei Geräte. Was machen die?«
    »Das sind die Endstufen. Sie sind zu schwer, um sie unter den Arm zu nehmen.«
    »Das heißt: Du glaubst, dass hier jemand hineingegangen ist, mit dem Vorsatz, den Computer zu stehlen, weil der so handlich ist, und die beiden kleinen Geräte. Wie groß ist das alles zusammen?«
    »Alle drei Geräte würden in eine Einkaufstüte passen. Es leben lauter alte Leute im Haus. Es würde ihnen auffallen, wenn hier etwas Großes oder Lautes passiert. Meinst du, jemand hat gewusst, dass diese Geräte hier sind? Aber ich kenne doch kaum einen hier.«
    »Dass du ein großes Interesse an Musik hast, werden sie wohl mitbekommen haben. Wird ja nicht zu überhören gewesen sein. Du benutzt ja offenbar keine Kopfhörer. Und was ist eigentlich mit deiner Vergangenheit, mit Leuten, die du früher kanntest, aus deinen kommunistischen Kreisen oder so?«
    »Weißt du eigentlich etwas Neues über den toten Chefredakteur?« Ronny versuchte, das Thema zu wechseln, und hatte, wenigstens für den Augenblick, Erfolg damit. »Oder seid ihr gescheitert?«
    Pelles Gesicht verfinsterte sich. »Das ist eine laufende Ermittlung. Da gibt es nichts zu sagen.«
    »In Berlin habe ich gehört, von der Arbeit der schwedischen Polizei sind sie dort nicht besonders beeindruckt. Jedenfalls haben sie euch angeboten, ein paar Experten zu schicken, und ihr habt abgelehnt.« Ronny schaute jetzt triumphierend.
    »Die sollen sich um ihren eigenen Kram kümmern.«
    »Ich habe auch gehört, der Mann sei viel in Chatforen unterwegs gewesen, so mit Sex und so. Mit Partnerinnen in Schweden.«
    »Was meinst du, womit ich meine Tage verbringe?« Pelle klang jetzt sehr verärgert. »Mit kleinen Mädchen, die glauben, mit Sex viel Geld verdienen zu können. Und mit alten Säcken, die sich als minderjährige Mädchen ausgeben.« Pelle redete jetzt zu viel, das sah man ihm an. Aber er konnte die Herausforderung nicht unbeantwortet lassen.
    »Und – was glaubt ihr? Dass er von einer Sechzehnjährigen erschlagen wurde, weil er darauf bestand, ihren Eltern vorgestellt zu werden? Oder dass ein erfolgreicher deutscher Journalist eigens nach Schweden fährt, um sich sein Auto klauen zu lassen und umgebracht zu werden?« Ronny guckte jetzt immer frecher.
    »Es gibt solche Überfälle, das hast du ja selber erlebt, und man muss alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen.«
    »Wie viele Möglichkeiten gibt es eigentlich?«
    »Jetzt reicht’s aber.« Pelle war beleidigt, fand dann aber schnell seine professionelle Fassung wieder: »Also, jetzt geh mal raus, einen Kaffee trinken oder sonst irgendetwas. Die Kollegen von der Spurensicherung werden in einer halben Stunde hier sein. Wenn ich es richtig sehe, ist es aber unwahrscheinlich, dass sie etwas finden. Sie werden natürlich mit den Nachbarn sprechen. Du kannst mich später auf dem Mobiltelefon anrufen, wenn es unbedingt sein muss. Wir beide müssen dann noch ein Protokoll machen. Dazu musst du aber wieder nach Kristianstad kommen.«
    Ronny ging auf die Straße, hinunter zum See. Es war jetzt acht Uhr abends und immer noch hell, See und Himmel leuchteten in verschiedenen Graden von Blau, Hell und Dunkel, Gräulich, Weißlich und Grünlich und im Norden ins Orange hinüberspielend. Das Wasser lag da wie ein Spiegel, Rauchschwalben im Gleitflug pickten Wasserläufer von der Oberfläche. Im Schilf quakten Enten. Am Strandpavillon lärmten ein paar Jugendliche, die getrunken hatten oder so taten, als hätten sie etwas getrunken. Glas splitterte. Sie redeten in einer fremden Sprache. Sie klang slawisch. Ronny machte einen Bogen nach Süden, weg vom Pavillon, um nicht angepöbelt zu werden. Die Jugendlichen nahmen aber keine Notiz von ihm. Außer ihrer Sichtweite, holte er sein Mobiltelefon heraus.
    »Benigna, bei mir ist eingebrochen worden. Jemand hat mir den Computer gestohlen.«
    Ronny hörte, wie Benigna die Luft anhielt.
    »Es ist ja nichts Schlimmes passiert, abgesehen davon, dass ich jetzt keine Musik mehr habe. Es gibt zwar Sicherheitskopien, die habe ich angelegt, und ich kann alles wiederherstellen, wenn ich wieder ein Gerät habe. Aber weißt du, was wirklich

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