Der Sturm
Datensysteme der gemeinsamen Firma anvertraut habe. Es sei viel Arbeit gewesen, vor allem mit der Abwehr der großen Attacken im Frühjahr. Doch man habe sich das Vertrauen verdient. Nun sei er zuversichtlich, dass die Arbeit ruhiger würde. Man habe doch die Sicherheitssysteme entscheidend verbessern können. Dann brachten die Kellner den Nachtisch herein, Erdbeeren mit Schlagsahne.
Es wurde ein fröhlicher Abend. Johan brachte seinen amerikanischen Kollegen schwedische Schnapslieder bei, aber nur die einfachen wie »Helan går«. Sie waren begeistert und hielten nun Schweden für ein Land unbeschwerter Lebensfreude, für viel fröhlicher, als Italien in ihren Vorstellungen war. Nur wurde in Schweden offenbar mehr getrunken. Sogar Dick hatte gelacht, aber nur einmal und dann kurz. Es war lange nach Mitternacht, als man auseinanderging.
In Grüppchen standen die Gäste noch vor dem Lokal auf der 72 nd Street, zwischen lauter Mülleimern auf dem Bürgersteig, die offenbar am nächsten Morgen geleert werden sollten, und warteten auf die Taxis, als Johan seinen Chef in einen Eingang zog: »Glaubst du wirklich, dass die Angriffe aufgehört haben, weil die Sicherheitssysteme besser sind?«
»Ich weiß nicht, was glaubst du?«
»Ich denke: Wer die jüngsten Attacken ausgeführt hat, versteht so viel von der Sache, dass er auch beim nächsten Mal wieder durchkommen kann. Wer es auch sein mag: Dieser Typ ist mindestens so gut wie wir.«
»Du meinst, er macht jetzt einfach eine Pause? Oder er hat aufgehört?«
»Vielleicht. Aber warum sollte er das tun? Die Ruhe ist mir unheimlich.«
»Lass mal. Es wird Sommer. Du sagst ja selbst, dass der Sommer in deinem Land so große Bedeutung hat.«
»Ja, weil er so kurz ist.«
»Du redest, als wärest du nicht dreißig, sondern fünfzig geworden.«
Achtundzwanzig
»Bist du sicher, dass bei dir eingebrochen worden ist?« Pelle Larsson stand mitten in Ronny Gustavssons Wohnzimmer und schaute sich um: ein rotes Sofa, vermutlich von Ikea, ein Freischwinger aus Buche, vermutlich auch Ikea, ein niedriger Tisch aus lackierter Fichte, dito, ein kleiner Esstisch, aus derselben Quelle, zwei einfache Stühle, mit Sicherheit auch Ikea. Ein alter Sekretär fiel ihm auf, matt gestrichen, in grau und weiß, vielleicht aus der Zeit Gustavs III ., wahrscheinlich ein Erbstück. Eine ganze, lange Wand war mit billigen Regalen vollgestellt, deren dünne Bretter sich unter der Last der Bücher bogen. Und an der kurzen Wand des Zimmers, rechts und links, die beiden Lautsprecher, groß wie Schränke.
»Das verstehe ich«, sagte er, »dass die keiner mitgenommen hat, schwer, wie die sind. Aber noch einmal: bist du sicher, dass bei dir eingebrochen worden ist?«
»Sag mal, hältst du mich für einen Spinner? Das gehört bestimmt nicht zu deinem Job, Klumpen, da bin ich mir sicher.« Ronny war hörbar verärgert. »Hier war jemand, während ich nicht da war. Denn hier fehlt etwas. Schau hier: da stand der Computer, und da drüben, auf dem Sekretär, standen der Wandler und der Vorverstärker. Und alle drei Teile waren teuer.«
»Also gut, was für ein Computer?«
»Ein MacBook Pro. Knapp ein Jahr alt, mit einem 15 -Zoll-Bildschirm und einer 500 - GB -Festplatte. So ein Gerät kostet neu mindestens zwanzigtausend Kronen. Schlimmer ist, dass die Musik erst einmal weg ist, die ich auf der Festplatte hatte. Hunderte von Stunden, alles hochaufgelöst, viel besser als das Zeug, was sie dir auf CD anbieten. Und fast alles gekauft.«
»Hast du eine Quittung, und die Seriennummer?«
»Habe ich.« »War das Gerät versichert?«
»Nein. Wenn man ein Gerät direkt bei Apple kauft, wird die Nummer registriert. Das habe ich gemacht. Es ist dann sehr schwierig, es reparieren zu lassen oder gar zu verkaufen, wenn man nicht der Käufer ist, weil jede Werkstatt diese Nummer melden muss.«
»Also gut, wir melden das hier als Einbruchdiebstahl an. Ich lasse jemanden von der Spurensicherung kommen. Hast du irgendwas bemerkt, an der Tür?«
»Nein, das habe ich ja schon gesagt. Ich kam aus der Redaktion nach Hause, und die Tür stand einen Spalt offen. So etwas passiert mir nie.«
»War sie richtig abgeschlossen?«
»Komm, wir leben hier in Osby, nicht in Malmö. Die meisten werden wohl nicht richtig abschließen. Bei uns zu Hause war die Haustür immer offen.«
»Es ist leicht, eine Wohnungstür zu öffnen, wenn sie nicht richtig abgeschlossen ist. Mit einer Kreditkarte zum Beispiel. Das dauert nicht einmal
Weitere Kostenlose Bücher