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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Johansson
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tausendmal überlegener Kraft noch einmal aus dem Verkehr zu ziehen. Das Geballer schien immer sinnloser zu werden.
    »Eigentlich müsste jetzt der gesamte Datenverkehr abgeschaltet werden, international«, sagte Richard zu seinem engsten Mitarbeiter, »aber schau dir das an.«
    Auf dem Bildschirm war eine Weltkarte mit lauter untereinander verbundenen Leuchtpunkten zu sehen. Die Linien zwischen ihnen offenbarten eindeutig eine Bewegungsrichtung, die von wenigen Punkten zu vielen Punkten führte. Von einem Punkt strahlten weitaus mehr Linien ab als von irgendeinem anderen Punkt. Er lag in Europa, im Norden, in Schweden.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte Johan, »das ist die Befehlskette eines Angriffs, in diesem Moment.«
    »Kannst du den einen Punkt da identifizieren?«, fragte Richard Grenier und zeigte auf Schweden.
    »Gib mir ein paar Minuten. Dann kann ich dir sagen, wie er heißt. Vielleicht kann man danach sogar herausfinden, wo genau er steht. Aber das ist nicht sicher.«
    »Oh shit«, sagte Richard, »der Kerl ist noch nicht am Ende.«
    »Was sagst du?«, fragte Johan.
    »Nichts.«
    Aber plötzlich schienen die Angriffe an Stärke zu verlieren. Weniger Punkte blinkten. Das Tempo, in dem die Alarmmeldungen eintrafen, ließ nach. Und es wurden noch weniger Leuchtpunkte. Es dauerte schließlich nicht lange, und der Bildschirm zeigte nur noch die Weltkarte, ohne leuchtende Punkte und Linien. Die Mitarbeiter von »The Cloud Matters« schauten sich ratlos an.
    »Seltsam«, sagte Richard, »so etwas habe ich noch nicht erlebt. Das sah aus wie einer, der die Welt erobern wollte. Aber er hat es gerade bis vor die Haustür geschafft und sich dort schlafen gelegt. Oder war das etwas anderes: eine Warnung? Eine Demonstration, dass man könnte, wenn man wollte? Ein Irrer, der auf der Tastatur herumklimperte und dabei aus Versehen auf die schlimmsten Knöpfe gedrückt hat? Johan, hast du eine Erklärung?«
    »Nein.«
    »Hast du herausgefunden, wo das Ding steht?«
    »Das ist kein Ding. Das ist eine Cloud. Die physischen Orte lassen sich von hier aus nicht ermitteln. Das ist irgendwo in Südschweden, würde ich sagen.«
    »Sally, bitte sag für die kommenden Tage alle Termine ab«, rief Richard Grenier seiner Sekretärin zu, »und buch mir einen Flug nach Kopenhagen, gleich für morgen früh.«
    »Richard, das ist nicht dein Ernst. Du warst doch gerade in Schweden. Selten hättest du dich so gelangweilt, hast du gesagt, als du wieder hier warst. Nur Bäume und Bauern. Und du kannst dich doch da nicht auf die Straße stellen und nach einer Wolke suchen. Wozu soll das gut sein? Das ist Sache der Polizei oder des Geheimdienstes. Vielleicht sollten sie auch Kampfbomber schicken oder Unterseeboote. Aber was hast du damit zu tun?«
    »Lass das mal meine Sache sein. Sally, buch mir den Flug.«

Siebenunddreißig
    Als Ronny Gustavsson aufwachte, graute der Morgen, und die andere Seite des breiten Bettes war leer. Es müsse acht sein oder halb neun, dem trüben Morgenlicht nach zu urteilen, dachte er, und dass es nicht allzu lange her sein könne, dass Benigna aufgestanden sei. Denn unter der anderen Bettdecke war es noch ein kleines bisschen warm, und das Zimmer war kalt. Es hatte nicht aufgehört zu stürmen, aber der Wind war bei weitem nicht mehr so stark wie am Abend zuvor. Ronny stand auf, zog sich an und ging hinunter in die Küche.
    Benigna Klint stand am Fenster und sprach in ihr Mobiltelefon. Sie trug einen dicken Pullover und Stiefel, hatte aber offenbar schon wieder Holz nachgelegt, denn im Herd prasselte das Feuer. In einem Kessel kochte Wasser. Das Radio lief und brachte immer noch Sturmmeldungen.
    »Haben sie dir sagen können, wann es wieder Strom gibt? – Nein? – Also frühestens morgen? – Danke, Kjell … – Ich freue mich, wenn ich dich sehe … – Nein, ich habe genug Lebensmittel. – Ja, ich passe auf, dass der Akku geladen ist … – Bis dann, Kjell … – Danke noch einmal.« Sie drückte auf ›Beenden‹.
    »Guten Morgen, Ronny«, sagte sie freundlich, »das war Kjell, der Nachbar.«
    »Gut, dass das Netz wieder da ist. Was sagt der Nachbar?«
    »Er räumt gerade die Zufahrt zu seinem Haus. Aber er hat nur zweihundert Meter bis zur Straße. Unten, sagt er, sind schon die anderen Bauern unterwegs. Wenn er jetzt bis zur Straße durchkommt, schafft er es vielleicht, am Nachmittag unseren Weg freizumachen. Komm, schau dir das an.«
    Ronny sah aus dem Fenster. Aus der Allee,

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