Der Sturm
schließlich nicht meine Schuld, wenn das Auto am Arsch ist. Ich habe den Van schon vor Wochen gebucht...und bezahlt!«
»Ihr reichen Collegekids seid alle gleich, oder? Ihr glaubt, dass man alles kaufen kann! Dann ruf doch deinen reichen Daddy an und bitte ihn, den Schneesturm abzustellen. Dann klappt es bestimmt auch mit dem Auto.«
Ben mischte sich ein. »Hey Mann –«
Er wurde unterbrochen. Das Handy des Security-Manns leuchtete auf. Er nahm es vom Tisch und drückte den Sprechknopf.
»Ja?«
Chris hörte eine aufgeregte Stimme.
Steve griff nach einer Fernbedienung vor ihm und reichte sie Benjamin. »Schalten Sie mal auf einen der Regionalsender.«
Benjamin zappte sich durch die Kanäle, bis Vancouver Channel angezeigt wurde. Chris konnte im ersten Moment nur wenig auf dem Bildschirm erkennen, bis er einen Wagen sah, der sich offenbar überschlagen hatte und nun die Straße blockierte. Das Wrack war über und über mit Schnee bedeckt, aber man ahnte, dass die Wagenfarbe einst hell gewesen war. Und wieder stand eine Reporterin mit einer dicken Mütze und einem wattierten schwarzen Mantel in einer Schneewehe, ein riesiges mit Fell überzogenes Mikrofon in der Hand. Im Hintergrund konnte man das Blinken von Krankenwagen und Polizei vor einer Brücke erkennen. Der Sturm toste und übertönte die Stimme, sodass nur Bruchstücke zu verstehen waren. »Straße 667 Fields... gesperrt.«
»Das ist unsere Straße!«, schrie Benjamin. »He, die machen unsere Straße dicht! Sind die verrückt geworden?«
»Ich habe euch ja gewarnt«, sagte Steve und legte den Hörer zur Seite. »Wärt ihr mal besser früher los.«
Chris wollte etwas sagen, doch Steve schüttelte den Kopf. »Sieht so aus, Jungs, als müsstet ihr das Wochenende hier oben verbringen.« Noch während er sprach, heulte der Wind schrill auf, wie um seine Worte zu unterstreichen. Und dann ertönte ein scharfes Knacken. Sie rannten aus dem Büro und konnten gerade noch sehen, wie eine riesige Kiefer am Ufer-weg in der Mitte abknickte.
»Mit einem Landrover kommen wir sicher durch.« Chris wollte einfach nicht aufgeben.
Steve lachte auf. »Haben Sie es nicht verstanden, Bishop?« Er deutete auf den Bildschirm. »Dort oben gibt es kein Weiterkommen. Sie stecken im Tal fest.«
Draußen tobte der Sturm, und während sie am Anfang noch alle aus dem Fenster gestarrt hatten und bei jedem Schlag zusammengezuckt waren, hatten sie sich inzwischen so gut es ging an das Tosen des Orkans gewöhnt, an Schläge und Windstöße gegen die Wände und das laute Heulen des Windes, der um Ecken und Vorsprünge fegte.
Nur Benjamin stand noch am Fenster und filmte das graue Chaos, während Chris sich zunehmend gereizter durch die Fernsehprogramme zappte. Immer wieder flackerte das Bild, sekundenlang gab es überhaupt keinen Empfang, und wenn er doch einmal einen Kanal fand, dann zeigten die Bilder das Chaos auf den Straßen. Das Laufband unten am Bildschirmrand verkündete ständig neue Katastrophen und die steigende Zahl von Toten und Verletzten.
»Schon über zwanzig Tote.« Rose stellte ein Tablett mit Tassen auf den Tisch. Dann ging sie zu dem Heizkörper und hielt die Hand dagegen. »Immer noch kalt.«
»Gibt es nichts zu essen?«, fragte Benjamin.
»Unser Kühlschrank ist leer. Wir hatten ja keine Ahnung, dass wir das Wochenende hier verbringen müssen.«
»Dann werden wir wohl in der Mensa einbrechen müssen. Oder in den Supermarkt.«
»Seid mal leise!« Chris beugte sich nach vorne.
Wieder zeigte der Bildschirm die Unfallszenerie mit dem Wagen. Die Bilder wiederholten sich. Er konnte kaum verstehen, was die Nachrichtensprecherin sagte. Aber offenbar hatte er sich nicht verhört, denn nun rief Julia: »Ich glaube, die haben von uns gesprochen!«
Benjamin verließ seinen Platz am Fernseher und baute sich vor dem Bildschirm auf. »Mach mal lauter, Chris.«
»Wenn du aus dem Bild gehst.«
»Die Polizei hat... Verkehr...auf der Straße 667 bis auf Weiteres gesperrt, bis Aufräumarbeiten . . .«, schrie die Sprecherin ins Mikrofon und dann: »Der Wagen war offenbar ohne Winterreifen vom Grace College in Richtung Fields unterwegs und hat sich überschlagen. Die Polizei sucht nach Überlebenden...«
»Oh Mann!« Chris schüttelte den Kopf. Benjamin filmte allen Ernstes die Berichterstattung. »Habt ihr das gehört? Ich möchte nur mal wissen, wer das war. Hoffentlich einer der Profs! Dann fallen nächste Woche Seminare aus!«
»Benjamin Freeman, ich habe in meinem
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