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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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mal genäht werden muss.«
    Dann beugte sich Rose nach vorne und fragte flüsternd: »Warum hat der Film Julia so erschreckt? Ich meine, das Grab war abartig, aber im Grunde genommen haben wir nicht viel gesehen, oder?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber es waren dieselben Leute wie auf den Fotos, die wir auf dem Ghost gefunden haben.«
    Julia stand plötzlich in der Tür. »Worüber redet ihr?«
    »Nichts!« Rose schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Debbie zu. »Sehen wir zu, dass sie die Tabletten schluckt.«
    Julia reichte Debbie das Glas und Rose drückte ihr die Tabletten in die Hand.
    »Und ich schau mal in der Mensa nach, ob ich etwas zu essen auftreibe, okay?«
    »Lass mich nicht allein.«
    »Du bist nicht allein, Himmel! Julia ist hier und Chris auch.« Rose erhob sich.
    Debbie zog wie in Trance ihre Hose aus und Chris hatte für einen Moment Angst, dass sie dasselbe mit dem T-Shirt machen würde.
    Aber Debbie legte sich im Bett zurück und schloss die Augen. Und nur wenige Minuten später schien sie tatsächlich eingeschlafen zu sein.
    Julia bückte sich zu der Hose und untersuchte die Taschen. »Vielleicht stoßen wir hier ja auf etwas, was sie so aufgebracht hat?«, sagte sie nachdenklich.
    Sie zog nacheinander einen Lipgloss, ein kleines Fläschchen Desinfektionsspray, einen zerknüllten Zettel und einen Haufen benutzter Taschentücher hervor.
    Chris nahm ungeduldig Julias Hand. »Komm schon«, sagte er. »Das bringt doch nichts. Lass uns abhauen.«
    »Ich hab ihr ein Versprechen gegeben«, sagte Julia zögernd.
    Chris seufzte. »Wir bleiben ja auch im Apartment. Aber wir müssen ja nicht gerade an ihrem Bett sitzen, oder?«

    Chris warf sich auf einen der Sessel im Vorraum und holte tief Luft. Endlich war er mit Julia allein und nun fiel ihm nichts ein, was er sagen konnte, außer: »Verrückter Tag, was?«
    »Total verrückt.« Sie setzte sich zu ihm. Debbies Sachen hatte sie auf den kleinen Tisch neben ihnen gelegt.
    »Dabei wollte ich doch nichts weiter, als mit dir zusammen sein.«
    »Ich hatte mich auch gefreut, Chris.« Julia versuchte so etwas wie ein Lächeln und für einen Moment drehte sich alles in ihrem Kopf.
    »Komm her!«
    Julia setzte sich neben ihn und er spürte winzige Nadelstiche dort, wo ihre Haut seine berührte.
    Sie mussten miteinander reden, er sollte ihr endlich erzählen, was er vom Tal wusste. Aber nach allem, was heute passiert war, wollte Chris einfach nur ihre Nähe spüren.
    Seine Hände legten sich um ihr schmales Gesicht und sie küsste die Innenfläche seiner rechten Hand. Nein, sie küsste sie nicht, es war nur so, dass ihr Mund dort lag. Er hörte sie atmen.
    »Wie können deine Hände nur so warm sein?«
    Chris wusste, warum, ihm war schließlich verdammt heiß, wenn sie so dicht bei ihm stand. »Das ist nur, weil dir so scheißkalt ist.«
    »Schade«, murmelte sie.
    »Was?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht, dass es nicht geklappt hat mit unserem Wochenende. Ich hatte mich darauf gefreut und...«
    »Was?«
    »Nichts.«
    »Wir werden es nachholen.« Er hob ihr Gesicht zu sich und küsste sie leicht auf den Mund. Vorsichtig. Weil diese Stimmung zu zerbrechlich schien. Er wollte, dass sie ihm vertraute. Nur das und daher konnte er nicht atmen. Für einen Moment spürte er Angst.
    »Es ist verrückt, oder?«, fragte sie. »Und schrecklich.«
    »Ja.«
    »Wir reden nie darüber.«
    Er wusste, was sie meinte. Aber vielleicht ging es genau darum. Dass sie überhaupt redeten. Und er, Chris, sollte einfach anfangen.
    »Ich würde dir mein Geheimnis erzählen, Chris, wenn ich es könnte.«
    Dann tu’s doch einfach. Chris wollte es aussprechen, aber da war etwas in ihrem Blick. Diese Angst.
    Andererseits – sie hatte den ersten Schritt gemacht.
    Geheimnis.
    Noch nie hatte sie dieses Wort zu ihm gesagt. Allein das war schon ein Wunder. Und manchmal genügte vielleicht ein einziges Wort, um eine Verbindung herzustellen. Es war eben kein Wettbewerb. Es ging nicht darum, wer als Erster die Karten auf den Tisch legte, sondern bei wem am meisten auf dem Spiel stand. Nun, was ihn betraf, so stand allenfalls seine Unantastbarkeit auf dem Spiel, aber Julia – so wie sie da stand und ihr Gesicht in seine Hände legte . . . gab es einen größeren Vertrauensbeweis? Er konnte ihre Angst, ja ihre Verzweiflung geradezu spüren. Wenn er nur wüsste, was sie so aus der Fassung gebracht hatte! Wie konnte er sie dazu bringen, sich alles von der Seele zu reden? Was war es, das sie daran

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