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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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aus den Speisekammern anzuhängen, den er selbst begangen hatte. Noch mal würde sie nicht auf so etwas hereinfallen. Und was würden die Brüder sagen, Cchrnoyo und die anderen, wenn herauskäme, dass sie sich mit einem Dörfling traf, einer Menschenwelpin?
    Mi‘raela beschloss, doch nicht hinzugehen. Mürrisch erledigte sie ihren Dienst bei Spinnenfinger und zog sich danach wie immer in irgendeine leere Kammer zurück, um zu schlafen. Sie hatte weder Besitz noch einen eigenen Ort, der ganz ihr gehörte. Deswegen suchte sie sich ihren Platz jeden Tag neu. Diesmal gelang es ihr sogar, sich ein Eckchen in der Nähe eines der Warmluftschächte zu sichern, über welche die Burg im Winter beheizt wurde. Dort war es gemütlich, und dort fanden sich früher oder später alle Katzenmenschen der Burg ein und stritten um die besten Schlafnischen.
    Mi‘raela rollte sich zusammen und schloss die Augen. Doch der Gedanke daran, dass das Mädchen nun umsonst warten würde, dass es vielleicht enttäuscht von ihr wäre, ließ ihr keine Ruhe. Und Jini wirkte eigentlich nicht wie eine, die andere gerne hereinlegte ...
    Schließlich sprang Mi‘raela auf und überließ ihren schönen warmen Platz einem mageren Iltis mit zerfetztem Ohr. Verdutzt blickte er ihr nach, als sie davonhastete.
    Mi‘raela fand Jini in einer der riesigen Küchen, die aufgeräumt und gefegt auf den nächsten Tag warteten, die Kupfertöpfe frisch geschrubbt an der Wand aufgereiht, die große geschwärzte Feuerstelle säuberlich von Asche befreit. Der Geruch nach frischgebackenem Brot hing in der Luft.
    »Ach, da bist du ja!«, rief das Mädchen mit vollen Backen und stopfte anschließend weiter Braten und Brot in sich hinein. »Hier, nimm dir auch was. Einer der Köche mag mich, er stellt mir manchmal Reste raus und Brot, das nicht richtig aufgegangen ist. Er weiß, dass ich gerne esse. Ist ja auch nicht zu übersehen.« Sie klopfte sich seufzend auf eine gut gepolsterte Hüfte.
    Der verlockend duftende Teller wurde Mi‘raela entgegengeschoben. Vorsichtig näherte sie sich, streckte die Pfote aus, um sich ein Stück Braten zu nehmen. Doch in diesem Moment hörte sie leise Schritte hinter sich. Es war doch eine Falle! Gleich würden harte Hände sie packen. Wütend ließ Mi‘raela den Braten fallen und huschte davon.
    Doch als sie hinter einem Stapel Mehlsäcke hervorlugte, stellte sie überrascht fest, dass Jini in einer tiefen Verbeugung halb auf dem Bogen lag, und dass vor ihr die Frau stand, die Spinnenfinger nur »die Alte« nannte, andere »die Regentin« und die Halbmenschen nur »Großfrau«.
    Sie hatte ihre hochgewachsene, magere Gestalt in einen dunklen, goldbestickten Mantel gehüllt, ihre Füße steckten in diesen Dingern, die Dörflinge Pantoffeln nannten. Das glatte graue Haar hatte sie streng aus dem Gesicht gekämmt und mit einem goldenen Band hinten zusammengebunden. Ihr Gesicht war tief zerfurcht, wohl von Zeit und Sorge, und ihre dunklen Augen waren klein und blickten misstrauisch. »Was machst du hier, Mädchen?«, fragte sie mit ihrer rauen Stimme.
    Mi‘raela begann, sich Sorgen zu machen. Hoffentlich brachten sie die Menschenwelpin nicht in den Kerker!
    »Essen«, stammelte Jini. »Es gibt frischgebackenes Brot, und ...«
    »Ich weiß. Aber wer hat dir erlaubt, es zu essen?«
    »Das sag ich nicht – ich verrate meine Freunde nicht«, entgegnete Jini und richtete sich aus ihrer Verbeugung auf. Sie klang schon wieder etwas mutiger. »Außerdem ist es sowieso nur das Brot, das nicht richtig aufgegangen ist.«
    »So, so.« Die Regentin verschränkte die Arme.
    »Und was macht Ihr eigentlich hier, in den Küchen?«
    Zunächst wirkte die Regentin verdutzt, doch dann lachte sie keckernd. »Das gleiche wie du, Mädchen. Mir frisches Brot holen. Es schmeckt am besten, wenn man es selbst holt und heimlich – ich weiß auch nicht, warum. Aber verrat das niemandem, in Ordnung?«
    Ganz langsam entspannte sich Jini. »In Ordnung«, sagte sie und wagte ein zaghaftes Lächeln.
    Dann tappte Großfrau in ihren Pantoffeln davon. Mi‘raela kroch hinter ihren Mehlsäcken hervor, und sie und Jini blickten einander wie betäubt an.
    »Eigentlich ist sie ganz nett«, stellte Jini schließlich fest.
    »Wenn sie nicht gerade irgendjemanden versklavt«, sagte Mi´raela.
    Jini seufzte tief, nickte und biss ein großes Stück von ihrem Brot ab.
    * * *
     
    Ich nahm nicht viel mit. Nur mein Messer mit dem Korallengriff, eine durchsichtige Kugel, mit der man Luft

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