Der Sucher (German Edition)
und wirbelte mich herum. Ich wurde gegen einen Felsvorsprung geschleudert. Au, verdammt! Dann zerrte mich etwas weiter hinab, in die undurchdringliche Dunkelheit der Tiefe. Mein Herz raste wie verrückt, und ich versuchte verzweifelt, mich freizukämpfen. Aber was immer es war, das mich in den Fängen hatte, es hielt mich eisern fest.
Bei meinen Versuchen, freizukommen, stieß ich mit dem Fuß gegen etwas Weiches, Schleimiges und spürte, wie meine Zehen taub wurden und meine Haut brannte. Nesselfäden! Ich hatte es mit einer Qualle zu tun! Wie viel Gift hatte ich abgekriegt? Und noch immer ging es in die Tiefe.
Das Gift wirkte schnell. Ich versuchte an mein Messer zu kommen und erreichte es nicht. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr, fühlte sich schwach und kraftlos. Die Zeit schien sich zu verlangsamen. Mein Brustkorb schmerzte, ich brauchte dringend Luft, aber eigentlich war das egal, alles war egal, ich schwebte, nichts war mehr wichtig ...
Im nächsten Moment – oder war es Stunden später? – lag ich auf einem Steinboden und versuchte, schwach zu atmen, kämpfte darum, Luft in meine Lungen zu kriegen. Es war noch immer stockdunkel und roch nach Algen und feuchtem Stein. Die winzigen Pfoten meines Salamanders kitzelten an meinem Ohr. Vielleicht hatte er versucht, mich aufzuwecken.
»Na, das war doch lustig, oder?«, sagte eine hohe, kieksige Stimme. »Sechs, sieben, acht ...«
Es klang weder nach einer Frau noch nach einem Mann. Irgendwo dazwischen. Wer, beim Brackwasser, war das? Irgendwie schaffte ich es, mich auf einen Ellenbogen hochzustemmen. Wo mich die Nesselfäden verätzt hatten, fühlte es sich an, als würde sich die Haut vom Knochen schälen. »Lustig ist nicht ganz das richtige Wort, finde ich«, keuchte ich und krümmte mich vor Schmerzen.
Ein ärgerliches Grunzen. »Sieben ... äh ... äh ... Mist, wieder verzählt ... Du hast mich abgelenkt! Würde es dir was ausmachen, nicht so viel Lärm zu machen, so viel?«
»Tut mir Leid«, stöhnte ich und tastete mühsam nach der Ausrüstung, die an meiner Schwimmhaut befestigt war. Wie durch ein Wunder war alles noch da. Unauffällig nahm ich einen der Leuchtstäbe und murmelte eine Formel, sodass der schwache, grünliche Schein die Umgebung erhellte.
Vor mir hockte halb im Wasser, halb auf dem Land der größte Krakenmensch, den ich je gesehen hatte – er füllte die kleine Höhle, in der wir uns befanden, beinahe ganz aus. Er hatte ein ledriges, faltiges Gesicht, große, feuchte Augen mit vorwurfsvollem Blick und eine Menge Fangarme, die ständig durcheinander ringelten. Seine Haut hatte die Farbe des schwarzgrün gefleckten Bodens angenommen, anscheinend konnte er sich wie viele Kraken blitzschnell seiner Umgebung anpassen.
»Das war reichlich dumm von dir, durch die Schächte zu tauchen, dumm war es!«, sagte der Krake. Er sprach hervorragend Daresi, anscheinend hatte er viel mit Menschen zu tun. »Ich musste diesen Winter schon vier ... sechs ... nein, mehr ... na ja, jedenfalls eine ganze Menge Leute retten. So langsam reicht es mir! Ich komme vor lauter Arbeit gar nicht mehr zu dem, was mich eigentlich interessiert!«
»Wieso retten?«, protestierte ich schwach. »Ich tauche gerade friedlich vor mich hin, da kommst du, und auf einmal geht alles drunter und drüber ...«
»Du bist gerade friedlich vor dich hin mitten in den Wächterschwarm hineingetaucht, mein Lieber«, sagte der Krakenmensch eingeschnappt. »Hunderte von Quallen so groß wie mein Kopf, so groß, und alle bei weitem nicht so nett wie ich!«
»Oh.« Mir wurde klar, wer mir wirklich den Fuß verätzt hatte. »Vielen Dank auch.«
Der Krake klang noch immer beleidigt. »Heb dir das für den Chef auf, den Chef. Ist alles sein Befehl. Gut, es macht auch oft Spaß, aber im Moment wird es mir wirklich zu viel. Vier, fünf, sechs ...«
Der Chef. O je. »Du dienst dem Herrn der Quallen, richtig?«
»Ja, genau. Geht es dir jetzt endlich besser? Ich muss dich bald hinbringen.«
Tatsächlich, allmählich ließ der Schmerz nach. Aber dass ich direkt vor den Chef geschleift wurde, musste ich unbedingt verhindern! »Sag mal, was zählst du eigentlich die ganze Zeit?«, lenkte ich ab.
»Ich versuche, mehr über mich herauszufinden«, antwortete der Krake würdevoll. »Man kommt im Leben nicht weit, wenn man nicht weiß, wer man wirklich ist.«
Einen Moment lang war ich froh darüber, dass mein Fuß noch so scheußlich brannte. Sonst hätte ich mir das Lachen nicht verkneifen
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