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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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wirkte genauso verblüfft. Er hatte mich offensichtlich auch erkannt. »Äh – bist du etwa der große Held, der mich angeblich retten soll? Oder ist dein Meister auch hier?«
    »Was für ein Held?« Ich begriff gar nichts mehr.
    Er kletterte umständlich aus der geknüpften Hängematte und reichte mir mit vorwurfsvoller Geste eine winzige Schriftrolle. Anscheinend war ein Salamander mit einer beruhigenden Nachricht zu ihm durchgekommen. Ich las sie schnell durch.
Hochverehrter Zweiter Regent,
wir haben einen der besten Sucher Dareshs mit Eurem Fall betraut. Er wird euch in Kürze befreien. Es ist also überflüssig, dass Ihr Euch Sorgen macht.
Hrkar, Kommandeur Farak-Alit
    Brackwasser, war das peinlich. Die hatten wohl noch gedacht, sie würden Udiko überreden können. »Ich fürchte, wir müssen ohne Helden auskommen, aber ich werde trotzdem versuchen, dich, äh ...« schnellstmöglich freizukriegen , hatte ich sagen wollen, aber das war keine gute Idee, solange Ri‘naldus zuhörte. Also fragte ich nur: »Bist du in Ordnung? Kannst du schwimmen?«
    »Ich glaube schon«, antwortete Janor. Skeptisch blickte ich ihn an. Er war sehr blass und wirkte schwach, es war deutlich zu sehen, dass es ihm nicht gut ging. Trotzdem war da ein Funke Hoffnung in seinen Augen. »Vielleicht war es mein Schicksal, dich damals zu treffen, damit du Sucher werden konntest und mich jetzt retten kannst«, meinte er. »Man weiß ja nie.«
    Das fand ich ein bisschen arg ichbezogen, aber ich sagte nichts dazu. Wir würden noch genug Zeit haben, uns zu unterhalten, wenn ich ihn aus den Schächten raus hatte.
    Falls ich es überhaupt schaffen würde. Als Janor etwas von »retten« sagte, hörte ich, wie Ri‘naldus sich hinter mir regte.
    »Wisst ihr was, ich glaube, ich sage jetzt lieber mal meinem Chef Bescheid, meinem Chef«, verkündete er streng. »Ich glaube, ihr wollt fliehen, das findet er bestimmt nicht so gut.«
    Erschrocken fuhr ich herum, wollte ihn aufhalten, ihn überreden, irgendwas, aber er war bereits verschwunden.

Neue Freunde, neue Feinde
    Als Mi‘raela dem Mädchen das nächste Mal begegnete, hatte es interessante Neuigkeiten. »Stell dir vor, gestern hat die Regentin mich rufen lassen!«
    »Da warst du sicher nervös, warst du doch, oder?«, fragte Mi‘raela neugierig.
    Diesmal trafen sie sich nachts in einem Waschraum, mitten zwischen trocknender Bettwäsche. Wie dünne weiße Wände umgaben sie Hunderte von Laken und Tüchern in allen Richtungen. Es roch nach Kräuterseife, sauberer Wäsche und feuchtem Stein.
    »Ja, klar war ich aufgeregt«, meinte Jini. »Aber ich war auch gespannt. Rat mal, was sie gesagt hat!«
    »Ich mag nicht raten.« Mi‘raela pulte sich einen Splitter aus der rechten Pfotenhand. Den hatte sie sich in den Küchen geholt, als dort ein Becher runtergefallen war.
    »Sie hat mich eine ganze Menge gefragt. Darüber, wer ich bin und so. Leider konnte ich ihr kaum etwas sagen, ich weiß ja selbst nichts darüber. Aber das machte nichts. Wir haben dann einfach noch ein bisschen geplaudert. Übers Essen hier, über die schlechte Luft in den unteren Bereichen der Burg, über den Himmel, den man durch die Fenster sieht, über die Halbmenschen.«
    Über die Halbmenschen?! Mi‘raelas Ohren zuckten entsetzt.
    »Keine Sorge, ich habe nicht verraten, dass ich mich mit dir treffe«, sagte Jini und holte aus der Tasche ihrer Tunika ein Stück Wildpastete. Sie bot Mi‘raela etwas davon an und biss dann selbst in ihr Stück. »Wir waren uns einig, dass Halbmenschen interessant sind. Aber sie findet euch natürlich vor allem nützlich als Diener. Blöd, was?«
    »Blöd«, stimmte Mi‘raela zu.
    »Wusstest du, dass sie euch mit Hilfe eines magischen Gegenstands beherrscht?«
    Mi‘raela verdrehte die Augen.
    »Na gut, du wusstest es, hätte mich auch gewundert. Aber ich wusste es nicht. Sie wollte mir leider nicht viel mehr darüber verraten, und zeigen ging auch nicht.«
    Inzwischen kaute das Mädchen auf beiden Backen. »Sie hat nur gefragt, ob ich den Gegenstand spüren kann, und war erleichtert, als ich nicht wusste, was sie meint. Aber das Aufregendste ist – sie will nicht, dass ich das Küchenhandwerk lerne, sondern möchte mich unterrichten lassen! Manche Dinge will sie mir sogar selbst beibringen.«
    Mi‘raela gab die Hoffnung auf, heute auch etwas von ihren Erlebnissen in den letzten Tagen erzählen zu können. Jini war so aufgedreht wie ein Kätzchen beim Spiel mit einem Käfer, die Worte purzelten

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