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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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der Säule ab und blickte hoch zu dem gruseligen Etwas, das auf ihrer Spitze steckte. Er lächelte grimmig. »Sie sind vor einem schlimmen Schicksal geflohen und hier nicht gerade glücklich geworden.«
    Mir dämmerte etwas. »Heißt das ... das sind eure Gefährten, nicht die Reisenden?«, fragte ich schwach und deutete auf die Schädel.
    Er lachte, und es war ein Geräusch, das mir einen Schauer über den Rücken jagte. Dieser Mann hatte den Verstand verloren, vielleicht schon vor langer Zeit. »Beide sind hier. Getötet von den Quallen, vom giftigen Wasser, von den Schächten, für die man schon verdammt viel Luft braucht. Die meisten Gäste sind schon tot, wenn sie ankommen. Ri‘naldus gibt sich redlich Mühe und ist selbst immun gegen Nesselgift, aber er kommt oft zu spät.« Wieder lachte er. »Na ja, ich bin nicht besonders traurig darüber. So ist immer genug zu essen da.«
    Janor wandte sich ab und erbrach sich auf den Kieselstrand.
    Mir zitterten die Knie. »Dürfte ich fragen, was Ihr gewöhnlich mit den Gästen macht, die noch leben?«
    Der Mann kam näher, immer näher; seine bloßen, dreckigen Füße verursachten kaum ein Geräusch auf dem rauen Boden. Er roch nach ungewaschenem Mensch und nach Verwesung. Vielleicht hätten wir in diesem Moment fliehen können, aber zu meiner Schande war ich wie gelähmt. »Wenn sie ein Weilchen hier sind und sich eingewöhnt haben, lasse ich ihnen die Wahl«, sagte der Herr der Quallen und grinste mich mit braunen Zahnstummeln an. »Möglichkeit eins: Sie bleiben hier und teilen mein beschissenes Leben – ist endlich mal richtige Gesellschaft, nicht nur Köpfe, ein Krake oder reichlich dumme Quallen. Möglichkeit zwei ist ein Messer quer über die Kehle. Zurück nach oben geht nicht. Die Gilde würde mich sofort aufspüren und töten lassen, sollte sie erfahren, dass ich allein hier bin.«
    Und wäre das so schlimm? Mir kam sein Leben schlimmer vor als der Tod. Ich überlegte verzweifelt, wie wir uns verhalten sollten, um hier noch lebend rauszukommen. Janor hatte es anscheinend die Sprache verschlagen, von ihm hatte ich keine Unterstützung zu erwarten.
    »Was heißt hier ›nur ein Krake‹?«, fragte eine beleidigte Stimme aus dem Hintergrund. »Das habe ich jetzt davon, dass ich Euch seit vielen Wintern treu diene, Chef! Nichts als vielgroß Undank ist der Lohn!«
    »Reg dich nicht auf, Ri‘naldus«, befahl der Herr der Quallen. »Im Grunde macht es dir doch Spaß, die Leute aus den Schächten zu holen, oder nicht?«
    »Ein fünfzehnarmiger Krakenmensch hat auf Daresh noch ganz andere Chancen«, grollte Ri‘naldus. Seine Tentakel peitschten herum und wirbelten Schleier von Schwebeteilchen vom Grund auf. »Ich könnte mir endlich ein Weibchen suchen, ja, das könnte ich! Ihr kommt hier schon allein klar.«
    Ich spürte, wie der hagere Mann erschrak. Er wusste genauso gut wie ich, dass es für ihn ohne die Hilfe des Krakenmenschen kein Überleben in den Tausend Schächten gab. »Moment mal, Ri‘naldus ... So war das nicht gemeint ... Wir wohnen jetzt schon zwanzig Winter zusammen ...«
    »Ja, und? Für jeden kommt der Zeitpunkt, an dem er hinausziehen muss in die Welt!«
    Jetzt konzentrierten wir uns alle auf den Krakenmenschen. Ich blickte ihn beschwörend an. »Könntest du uns vielleicht mit nach oben nehmen? Das Essen hier unten ist nicht ganz nach unserem Geschmack.«
    Ri‘naldus‘ große, dunkle Augen richteten sich auf mich. »Kann ich verstehen. Ich persönlich nehme ausschließlich Fisch zu mir, Fisch. Das ist gesünder und schmeckt wenigstens nach was.«
    »Alles eine Frage der Gewöhnung«, meinte der Herr der Quallen.
    » Bitte, Ri‘naldus«, flehte Janor leise und hielt dann wieder den Mund. Was auch besser so war. Wenn er versucht hätte, den Sohn der Regentin rauszukehren, hätte ihm das wohl kaum Sympathien eingebracht.
    In diesem Moment stürzte sich der Herr der Quallen auf mich. Instinktiv sprang ich zur Seite, und sein rostiges Messer schlitzte nur den Ärmel meiner Schwimmhaut auf. Ich stolperte weg – und rutschte auf einem glitschigen Stein aus. Rücklings stürzte ich ins Flachwasser, knallte mit dem Kopf auf einen Felsen und sah Sterne. Janor brüllte etwas, Ri‘naldus warf fünfzehnarmig mit Kieseln um sich, und der Herr der Quallen versuchte, mich nochmal mit dem Messer zu erwischen. Halb benommen rollte ich mich aus dem Weg, so gut es ging.
    Wahrscheinlich hätte ich – Udikos Nahkampfschulung hin oder her – als Schädel auf

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