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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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was man bei einer Fahrt durch diese Gegend voll wilder Thiere und kaum weniger wilder Einwohner als nothwendig erachtete.
    Cyprien mußte sich also noch zwei Revolver zu Sprengkugelschuß anschaffen, und er vervollständigte seine Bewaffnung ferner durch den Ankauf eines vorzüglichen Jagdmessers oder Hirschfängers, der schon seit fünf Jahren im Schaufenster des Waffenhändlers in Potchefstrom geprangt hatte, ohne daß sich Jemand entschlossen hätte, denselben zu erwählen.
    Wiederum war es Lî, der auf diese Erwerbung bestand, indem er versicherte, daß sich kaum etwas nützlicher erweisen werde, als ein solches Messer. Die Sorgfalt, mit der er es sich später angelegen sein ließ, die kurze und breite Klinge desselben scharf und blank zu erhalten, bewies sein Vertrautsein mit blanken Waffen, welches er übrigens mit seinen Stammesgenossen im Allgemeinen theilte.
    Ueberdies begleitete der berüchtigte rothe Kasten alle Zeit den vorsorglichen Chinesen. Er bewahrte darin neben einer Menge kleiner Kästchen und geheimnißvoller Ingredienzen etwa sechzig Meter jenes biegsamen und dünnen, aber stark gedrehten Strickes, den die Matrosen speciell Leine nennen. Und als er gefragt wurde, was er damit beginnen wolle, erklärte er:
    »Nun, muß man denn in der Wüste nicht ebenso wie anderwärts gelegentlich eine Leine ziehen?«
    Binnen wenigen Stunden waren die Einkäufe abgemacht. Wasserdichte Tücher, wollene Decken, Speisegeschirr und Geräthe, reichlicher Mundvorrath in verlötheten Büchsen, Joche, Ketten, Zügel zum Wechseln u. s. w. füllten am hinteren Theile des Wagens das allgemeine Magazin, der mit Stroh ausgelegte Theil sollte als Lagerstätte und Obdach für Cyprien und seine Reisegefährten dienen.
    James Hilton hatte sich seines Auftrages sehr gut entledigt und schien mit großem Verständniß ausgewählt zu haben, was der Gesellschaft von Nöthen sein könnte. Er war aber auch auf seine Erfahrungen stolz. So ließ er sich auch weit mehr durch das Gefühl seiner Ueberlegenheit in diesem Fache als durch kameradschaftliche Rücksichten bestimmt herbei, seine Gefährten über die Sitten und Gebräuche des Veld aufzuklären.
    Annibal Pantalacci freilich unterließ es nicht, ihn zu unterbrechen und gelegentlich das Wort abzuschneiden.
    »Welches Bedürfniß drängt Sie, Ihre Kenntnisse auch dem Franzosen mitzutheilen? sagte er zu ihm leise. Liegt Ihnen denn gar so viel daran, daß gerade er den Preis erringt? An Ihrer Stelle würde ich, was ich weiß, allein für mich behalten und Niemand ein Wort davon hören lassen!«
    James Hilton sah den Neapolitaner mit unverhohlener Verwunderung an.
    »Das ist wirklich wahr, was Sie mir da sagen… sehr wahr! Ein solcher Gedanke war mir eben noch gar nicht gekommen!«
    Cyprien hatte es nicht unterlassen, auch Friedel davon zu unterrichten, was er bezüglich der Pferde des Landes erfahren hatte, fand bei diesem aber kein Gehör; der Deutsche dagegen – unterließ es nicht, sich mit Angelgeräthschaften auszustatten, da er behauptete, daß man des Wildes bald überdrüssig sein werde.
    Nach Vollendung aller Vorbereitungen ging es nun fort, und die Karawane trat in der vorherbestimmten Ordnung zusammen:
    Der von zwölf röthlichen und schwarzen Büffeln gezogene Wagen voran, unter der hohen Führung Bardiks, der bald mit der langen Peitsche in der Hand neben den kräftigen Thieren herschritt, bald, um auszuruhen, den Vordertheil des Wagens bestieg.
     

    Dort auf seinem Sitze thronend, war er freilich den Stößen durch die unebene Straße stark ausgesetzt, schien sich daraus aber nicht viel zu machen, sondern war vielmehr entzückt von dieser Art der Beförderung! Die vier Reiter folgten nebeneinander dicht hinterher. Außer für den Fall, wo sie Veranlassung hatten, sich zu entfernen, um ein Rebhuhn zu schießen oder den Weg auszukundschaften, bildete Obiges die für eine lange Reihe von Tagen unveränderliche Zugordnung der kleinen Karawane.
     

    Der Wagen, von zwölf Büffeln gezogen… (S. 143.)
     
    Nach kurzer Ueberlegung wurde beschlossen, nächsten Weges nach der Quelle des Limpopo zu ziehen. In der That wies Alles darauf hin, daß Matakit auch dieser Richtung gefolgt sein werde. Er konnte übrigens eine andere gar nicht einschlagen, da es ihm darauf ankommen mußte, die britischen Besitzungen so bald als möglich im Rücken zu haben. Der Vortheil, den der Kaffer voraus hatte, bestand gleichzeitig in seiner gründlichen Landeskenntniß, wie in der Leichtigkeit

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