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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Vielleicht erschien Bardik bis dahin wieder, da er sich ja bei Verfolgung eines Wildes verirrt haben konnte, das seine Jagdlust erregt haben mochte.
    Erinnerte man sich freilich an den unliebsamen Besuch, den eine Abtheilung Kaffern an einer der früheren Lagerstätten abgestattet, und vergegenwärtigte man sich die Fragen, welche jene an Bardik und Lî gestellt hatten, sowie ihre Furcht, hier Fremdlinge anzutreffen, vielleicht gar Spione, welche sich in das Gebiet Tonaïa’s begaben, so lag wohl die Frage nahe, ob Bardik nicht in die Hände solcher Eingebornen gefallen und von diesen gewaltsam bis nach der Hauptstadt geschleppt worden sein könne.
    Der Tag verlief ziemlich trübe und der Abend eher noch trauriger. Es war, als ob das Unglück die Expedition jetzt auf Tritt und Schritt verfolgte. Annibal Pantalacci war wüthend, aber stumm. Seine beiden näheren Genossen, Friedel und James Hilton, waren todt, und jetzt stand er allein seinem jungen Rivalen gegenüber, den er sich jedoch eher mit größerer Hartnäckigkeit als vorher vom Halse zu schaffen bestrebt blieb, da er ihm ebenso bezüglich der Aufsuchung des Diamanten gefährlich, wie bezüglich der als Preis dafür winkenden Heirat lästig erschien. Für ihn war ja das Ganze eine reine Geschäftsangelegenheit.
     

    »Ein Reisender! rief der Neapolitaner. (S. 180.)
     
    Cyprien, dem Lî inzwischen mitgetheilt hatte, was er von der Entfernung der Patrone aus der Büchse wußte, sah sich genöthigt, jetzt seinen Reisegefährten Tag und Nacht zu überwachen, obwohl der Chinese freiwillig einen Theil dieser beschwerlichen und widerlichen Aufgabe übernahm.
    Schweigend und mit den Pfeifen am Feuer sitzend, verbrachten Cyprien und Annibal Pantalacci den Abend und zogen sich endlich unter die Wagenplane zurück, ohne sich eine gute Nacht zu wünschen. Lî blieb es nun überlassen, beim Feuer zu wachen, um etwaige Raubthiere fern zu halten.
    Auch mit Anbruch des folgenden Tages war der junge Kaffer noch nicht nach dem Lagerplatz zurückgekehrt.
    Cyprien hätte gerne noch vierundzwanzig Stunden zugegeben, um seinem Diener eine weitere Möglichkeit, zurückzukehren, zu gewähren. Der Neapolitaner bestand aber darauf, nun sofort aufzubrechen.
    »Wir werden wohl auch ohne Bardik auskommen, sagte er, und hier länger zu zögern, setzt uns der Gefahr aus, Matakit überhaupt nicht zu finden.«
    Cyprien gab nach und der Chinese ging daran die Büffel zusammen zu treiben, um weiter fahren zu können.
    Da traf sie aber eine neue Enttäuschung. Auch die Büffel waren nicht mehr aufzufinden. Noch am Vorabend hatten sie bestimmt im hohen Grase der Umgebung des Lagerplatzes geweidet… jetzt war es unmöglich, auch nur einen derselben zu entdecken.
    Erst jetzt konnte man die Tragweite des Verlustes ermessen, den die Expedition durch das Verschwinden Bardiks erlitten hatte! Wäre der intelligente Diener noch an seiner Stelle gewesen, so würde er bei seiner Bekanntschaft mit den Gewohnheiten der Büffel des südlichen Afrikas gewiß nicht versäumt haben, diese, nachdem sie einen ganzen Tag gerastet, an Bäume oder irgend welche feste Pfähle zu binden. Nach langen Marschtagen ist diese Vorsicht gewöhnlich unnöthig; bei ihrer Ermüdung denken die Thiere an gar nichts Anderes, als in der Nähe zu weiden, legen sich darauf behaglich nieder und werden am nächsten Morgen kaum in der Entfernung von hundert Metern von den Lagerplätzen wiedergefunden. Das gestaltet sich aber anders, wenn sie einen Tag lang geruht und sich durch reichliches Futter gekräftigt haben.
    Beim Erwachen hatten die Thiere offenbar zunächst schmackhaftere Nahrung gesucht, als sie vielleicht am Abend vorher fanden. Dabei mochten sie sich immer weiter entfernt und den Lagerplatz ganz aus den Augen verloren haben, und jedenfalls waren sie dann, getrieben durch einen gewissen Instinct, der sie nach dem gewohnten Stalle zurückzieht, ganz einfach den Weg nach dem Transvaal zurückgetrabt.
    Das war ein Unglück, welches, wenn es bei den Zügen durch das innere Afrika auch nicht so selten vorkommt, darum nicht minder ernst erscheint, denn ohne Zugthiere wurde der Wagen natürlich nutzlos, und für den afrikanischen Reisenden bildet der Wagen gleichzeitig das Haus, das Magazin und die Festung.
    Cyprien und Annibal Pantalacci fühlten sich also stark enttäuscht, als sie, nachdem sie zwei oder drei Stunden die Thiere eifrig gesucht, einsahen, daß sie hier auf jede Hoffnung, dieselben wiederzufinden, verzichten

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