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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Stunde später, nachdem sie das Maisfeld fast vollständig durchmessen, waren sie nicht weiter als höchstens noch fünfhundert Fuß von der Stelle entfernt, wo der Neapolitaner zum Stürzen gekommen war. Für sie entstand nun die Frage, ob Annibal Pantalacci sich hatte erheben und das Mastixdickicht erreichen können, oder ob er noch, schwer verletzt von dem Falle – vielleicht gar todt – dort am Boden lag.
    Der Bube war noch immer da. Hundert Schritt vor ihm hielt Cyprien und Lî. Der Grund seines Unfalls erwies sich als folgender:
    In der Hitze der Verfolgung hatte der Neapolitaner ein ungeheures Netz nicht bemerkt, welches hier von Kaffern ausgespannt war, um die Vögel zu fangen welche deren Ernten unaufhörlich berauben. In dieses Netz hatte Annibal Pantalacci sich verwickelt.
    Das war aber kein Netz von geringen Verhältnissen! Es maß mindestens fünfhundert Meter auf jeder Seite und enthielt schon mehrere tausend Vögel jeder Art, Größe und jedes Gefieders, unter anderen auch ein halbes Dutzend jener riesigen Gypaëten mit einer Flügelspannweite von einundeinhalb Meter, welche zuweilen in diesen Gegenden des südlichen Afrikas vorkommen.
    Das plötzliche Hineinstürzen des Neapolitaners in diese Welt von Vögeln brachte letztere natürlich in ungeheure Aufregung.
     

    Jetzt begann eine Steeple-Chase… (S. 190.)
     
    Zuerst von dem Falle etwas betäubt, hatte Annibal Pantalacci fast sofort versucht, sich wieder zu erheben. Seine Füße, Beine und Hände waren aber in den Maschen des Netzes so fest gefangen, daß es ihm auf den ersten Anlauf nicht gelang, sich daraus zu befreien.
     

    Man sah ihn einen Moment an den Händen hängen. (S. 195.)
     
    Dennoch hatte er keine Zeit zu verlieren. Er stieß und schlug um sich herum, zerrte aus Leibeskräften an dem Netze, hob es theilweise auf und sachte es von den Pfählen am Erdboden, die dasselbe hielten, abzureißen, während die großen und kleinen Vögel dasselbe thaten, um ihre Freiheit wieder zu erlangen.
    Je mehr der Neapolitaner aber sich abmarterte, desto mehr verwickelte er sich in die festen Maschen des gewaltigen Netzes.
    Da sollte ihm auch noch die schlimmste Erniedrigung bevorstehen. Eine der Giraffen hatte ihn erreicht, und der Reiter derselben war kein anderer als der Chinese. Lî war mit kalter Bosheit zur Erde gesprungen und hatte, in der Meinung, sich des Gefangenen gar nicht besser versichern zu können, nichts Eiligeres zu thun, als die entgegengesetzte Seite des Netzes theilweise abzulösen, und dessen Maschenwerk auch noch um Jenen herumzuschlagen.
    In diesem Augenblick aber ereignete sich ein höchst unerwarteter Theatercoup.
    Es erhob sich nämlich plötzlich ein so heftiger Wind, daß er die Bäume in der Umgebung niederbog, fast als wenn eine Windhose über den Erdboden wegstriche.
    Durch verzweifelte Anstrengung war es Annibal Pantalacci inzwischen gelungen, schon eine ziemliche Anzahl Pfähle aus der Erde zu zerren, welche den unteren Rand des Netzes festgehalten hatten.
    Jetzt, wo er seine bevorstehende Gefangennehmung vor sich sah, verdoppelte er nur seine fruchtlosen Versuche.
    Plötzlich, als der Sturm mit erneuerter Wuth einsetzte, wurde das Netz zerrissen, die letzten Fesseln, welche dieses ungeheuere Schnurgespinnst noch am Boden gehalten, wurden gebrochen und der Vogelschwarm darin flatterte mit ohrzerreißendem Geschrei nach aufwärts. Den kleinen Vögeln gelang es zu entkommen; den größeren aber, deren Krallen noch in den Maschen verwickelt saßen, als ihre Flügel frei wurden, zusammen zu arbeiten. Die Vereinigung aller dieser Windflügel und die vielen Brustmuskeln, deren Bewegung gleichzeitig vor sich ging, bildeten, unterstützt von dem wüthenden Sturme, eine so gewaltige Kraft, daß hundert Kilogramm gegenüber derselben nicht mehr als eine Feder wogen.
    Das ausgerissene, halb zusammengerollte, in sich selbst verwickelte Netz, das dem Winde immerhin einen ziemlich großen Angriffspunkt darbot, wurde denn auch plötzlich mit dem an Händen und Füßen gefesselten Annibal Pantalacci wenigstens dreißig Meter hoch emporgehoben.
    Cyprien kam in diesem Augenblicke hinzu, konnte aber nur der Entführung seines Feindes nach den Wolken noch zusehen.
    Jetzt zeigte das gefiederte Volk der Gypaëten, vielleicht erschöpft von der ersten Anstrengung, offenbar Neigung, unter Beschreibung eines weiten Bogens wieder herunterzukommen. Binnen drei Secunden erreichte dasselbe den Saum der Mastix-und Feigenbäume, welcher sich

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