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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Seil spannte sich an, die Giraffen hielten an. (S. 186.)
     
    seinen linken Ellenbogen gewickelt, verbarg er sich hinter dem Baumstamme und wartete der weiteren Entwicklung der Dinge.
    Fünf Minuten waren noch nicht verstrichen, als in einiger Entfernung ein Gewehrschuß durch die öde Gegend donnerte. Gleich darauf verrieth ein rasches Getrappel, das dem von einer Schwadron Reitern ähnelte und von Secunde zu Secunde mehr anschwoll, daß die Giraffen, ganz wie Lî vorausgesetzt, sich zur Flucht gewendet hatten. Sie kamen ihrem gewohnten Pfade folgend, gerade auf ihn zu, ohne die Anwesenheit eines vor ihnen unter dem Winde lauernden Feindes zu argwöhnen.
    Mit den hoch aufgerichteten Nasen, den kleinen, ihre Bestürzung verrathenden Köpfen und den herabhängenden Zungen sahen die Giraffen wirklich prächtig aus. Lî ließ sich jedoch nicht hinreißen, sie bewundernd zu betrachten. Sein Posten war vorsorglich nahe einer Verengerung des Weges gewählt, wo die Thiere nur zu je zweien neben einander vorüberziehen konnten, und er erwartete dieselben in gewohnter Ruhe.
    Erst ließ er drei oder vier ruhig vorüberlaufen, dann faßte er eines von besonders hohem Wuchse in’s Auge und schleuderte seinen ersten Lasso. Das Seil pfiff durch die Luft, wickelte sich um den Hals des Thieres, das noch einige Schritte that, bald aber spannte sich das Seil an, schnürte jenem die Luftröhre halb zu, und es machte entsetzt Halt.
    Der Chinese ließ sich jedoch keine Zeit, das zu beobachten. Kaum hatte der erste Lasso das Ziel erreicht, als er schon den zweiten ergriff und nach einer andern Giraffe schleuderte.
    Dieser Wurf fiel nicht minder glücklich aus. Alles war in weniger als einer halben Minute abgethan. Schon hatte sich die erschrockene Heerde nach allen Richtungen hin zerstreut; die beiden Giraffen aber blieben, halb erdrosselt und nach Luft schnappend, als Gefangene zurück.
    »Kommen Sie nur heran, Väterchen!« rief der Chinese Cyprien zu, der ohne zu viel Vertrauen auf das Manöver auf ihn zukam.
    Bald mußte er jedoch jeden Zweifel schwinden lassen. Hier sah er zwei prächtige, große, starke Thiere mit seinen Beinen und glänzenden Rücken vor sich. Doch wie er auch deren äußere Erscheinung bewunderte, erschien ihm der Gedanke, dieselben als Reitthiere zu benützen, doch ebenso wenig ausführbar.
    »Wahrhaftig, wie soll man sich auf einem solchen Rückgrat halten, das bei seiner verhältnißmäßig geringen Länge nach hinten zu um wenigstens sechzig Centimeter abfällt? fragte er lachend.
    – O, man setzt sich eben rittlings auf die Schultern und nicht auf die Seiten des Thieres, erklärte Lî. Ist es denn übrigens so schwierig, unter dem Hintertheil des Sattels eine zusammengerollte Decke anzubringen?
    – Wie haben ja gar keinen Sattel.
    – Ich werde den Ihrigen sofort herbeiholen.
    – Und welchen Zaum sollen die Thiere in’s Maul bekommen?
    – Das werden Sie bald sehen!«
    Der Chinese hatte auf Alles eine Antwort, und wie man von ihm nicht anders gewöhnt war, folgte die That dem Worte immer auf dem Fuße.
    Die Stunde zum Essen war noch nicht herangekommen, als er aus einem Theile seines Strickes schon ein Paar starke Halftern hergestellt hatte, die er den Giraffen über den Kopf zog. Die armen Thiere waren durch ihr Mißgeschick so betroffen und außerdem von so sanftem Charakter, daß sie nicht den mindesten Widerstand leisteten. Andere Stücke Strick wurden zu eigentlichen Zügeln hergerichtet.
    Nach Vollendung dieser Vorbereitungen war es ganz leicht, die beiden Gefangenen wegzuführen. Cyprien und Lî wandten sich rückwärts und suchten den gestrigen Halteplatz auf, um die Sättel, und was sie sonst hatten zurücklassen müssen, nachzuholen.
    Der Abend reichte hin um Alles vollends in Ordnung zu bringen. Lî legte eine wirklich wunderbare Anstelligkeit an den Tag. Er hatte nicht allein Cypriens Sattel sehr bald in der Weise abgeändert, daß derselbe auf dem Rücken einer der Giraffen horizontal befestigt werden konnte, sondern auch für sich selbst einen Sattel aus Zweiggeflecht hergestellt. Aus übergroßer Vorsicht verwendete er noch die halbe Nacht dazu, etwaige Widerstandsgelüste der Giraffen zu brechen, indem er sie nacheinander bestieg und ihnen durch recht merkbare Mittel die Ueberzeugung beibrachte, daß sie ihm zu gehorchen hätten.
Siebzehntes Capitel.
Eine afrikanische Steeple-Chase.
    Das Bild, welches die beiden Reiter boten, als sie am folgenden Tage aufbrachen, war natürlich ein

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